Rusinowski, Stanislaus; Obrist [ – ] Rusinowski führte in der Schlacht am Weißen Berg[1] 3.000 polnische Kosaken an.
„Der erste Rückschlag im Siegeslaufe der Böhmen war an der Stelle, wo die Ungarn standen, erfolgt. Maximilian von Liechtenstein, der Führer des zweiten kaiserlichen Treffens, hatte kaum die von den Ungarn drohende Gefahr erkannt, als er ihnen die leichten polnischen Reiter der Kaiserlichen entgegensandte. Ich will es unentschieden lassen, ob sämmtliche Polen den Kaiserlichen zugetheilt waren und ob sie alle (wie ich nach bairischen und polnischen Berichten oben angegeben habe) auf dem äussersten linken Flügel des letzten bairischen Treffens gestanden haben. Ein kaiserlicher Berichterstatter giebt auch die Anwesenheit polnischer Kosaken im dritten Treffen der Buquoy’schen Armee an. Wie dem nun auch sein mag, auf Liechtenstein’s Befehl gingen die Polen unter ihrem Führer Stanislaus Rusinowski zum Angriffe gegen die Ungarn vor, ‚mit verhängtem Zaum und einem gräulichen Geschrei oder vielmehr Geheul’. Die Ungarn waren nur durch das siegreiche Vordringen des jüngeren Anhalt und in der Hoffnung, Beute zu machen, zum Vorrücken bewogen worden. Jetzt sahen sie den feindlichen Widerstand an allen Orten wachsen; um ihre Beute besorgt und durch die Vorgänge der gestrigen Nacht, sowie die Flucht der schon früher an ihnen vorübergeeilten Böhmen an und für sich muthlos geworden, warteten sie den Angriff der Polen nicht ab sondern wandten ihre Rosse und räumten in grösster Eile die Wahlstatt. Ein Theil gerieth in die nahe dabei befindlichen Weinberge, wo das coupirte Terrain mit allerlei Hindernissen das Reite verwehrte; die Meisten stiegen ab und suchten sich zu Fuss durchzuwinden. Aber auch das gelang ihnen nicht; die Mehrzahl wurde niedergehauen, die Strasse nach dem Laurentiusberge war weithin mit todten Ungarn bedeckt. Auf der Verfolgung erreichten die Polen auch Reste schon früher geflohener Truppentheile, darunter die Königscompagnie und Theile vom Kaplir’schen [Paul Wostersky Kaplir von Sulowitz, BW] Regiment, welche schonungslos niedergehauen wurden. Eine Anzahl Ungarn war glücklich in das Tal von Motol[2] und Koschir[3] gelangt und erreichte die Moldau. Wie von panischem Schrecken ergriffen warfen sich die Flüchtigen in den Fluss, welcher sie zu Hunderten verschlang. Noch wochenlang nach der Schlacht zogen die Prager Fischer Ungarleichen mit Netzen aus der Moldau; nicht um ihnen ein christliches Begräbnis zu verschaffen, sondern in der Hoffnung auf reichen Gewinn. Gross war namentlich die Beute der Polen an Rossen. Man sah Kosaken mit sechs, neun und noch mehr ledigen Pferden reiten. Im Ganzen wollen die Polen, welche so gut wie gar keine Verluste erlitten hatten, an 5000 ungarische Pferde erbeutet haben. Am dritten Tage nach der Schlacht übergaben die Rittmeister Strojnowski und Sulonirski dem kaiserlichen Oberbefehlshaber die von den Polen eroberten 52 Feldzeichen: 38 ungarische, 5 Infanteriefähnlein und 9 Standarten, darunter das grosse Königsbanner Friedrich’s V. aus gelbem Sammet mit grünem Kreuz. Es trug die stolzen Worte: Diverti nescio“.[4]
[1] 8.11.1620: Maximilian I. von Bayern schlägt das böhmische Ständeheer unter Christian I. von Anhalt. Friedrich V. von der Pfalz geht nach Den Haag in die Niederlande. Vgl. KREBS, Schlacht.
[2] Motol, heute Stadtteil von Prag.
[3] Košíře, heute Stadtteil von Prag.
[4] KREBS, Schlacht, S. 111ff.