Sachsen-Altenburg, Friedrich Wilhelm II. Herzog von, genannt „Posthumus“
Sachsen-Altenburg, Friedrich Wilhelm II. Herzog von, genannt „Posthumus“; General [12.2.1603 Weimar – 22.4.1669 Altenburg]
1631 nahm er kursächsische[1] Kriegsdienste und führte eine Schwadron Kürassiere im Regiment seines Bruders Johann Wilhelm. 1633 wurde er schwedischer Obrist, dann unter Arnim General der Kavallerie.
Friedrich Wilhelm wurde am 18.4.1631 zum Obristen eines kursächsischen Kavallerie-Regiments bestallt, das am 26.5.1631 vor Pegau[2] erreichtet wurde. Später wurde es an Friedrich Wilhelm übertragen.[3] Er nahm an der Schlacht bei Breitenfeld[4] (17.9.1631) teil.
Es wurde vermutet, dass Banér nach Böhmen ziehen werde, wie die „7. Newe Vnpartheyische Zeitung 1632“ meldete: „Auß Leipzig[5] vom 16. dito [16.2.1632 a. St.; BW]. Es zeucht vil volck vnderm Obristen Panier gegen Boeheimb / wie dann Obrist Lowenstein [Georg Ludwig v. Löwenstein; BW] in den 14. diß mit 700 Pferdten dahin durch gezogen / das Altenburgische [Friedrich Wilhelm II. v. Sachsen-Altenburg; BW] volck aber ist nach dem Stifft Bamberg / zu dem Feldmarschall Horn zu stossen“.[6]
Der Erzgebirgschronist Lehmann erinnert sich an 1632: „Eben den tag [4.5./14.5.1632; BW] logirten in Marienberg[7] (und kostete Sie 825 thl. 5 gr.) Herzog Friederich Wilhelm von Altenburg und Fürst Ernst von Anhalt mit ihren 2 Rgrn. zue Roß und fraßen viel auf“.[8] „Den in Meisner landt lag die Zeit wenigs Volcks, nur Herzog Friderich Wilhelms zue Sachsen-Altenburg Regiment logirte in Freyberg[9] und von Löserischen Regiement ezliche Compagnien in Chemnitz[10] und Freyberg. Dargegen war ein groß geschrey von Bauern in Ober-Ertzgebirg, die Friderich Türck, der Schößer zue Grünhain[11] führen sollte“.[12]
Am 20.8.1632 wurde das Regiment Wolf Adam von Steinau an Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg übertragen.[13]
Friedrich Wilhelm II. nahm an der Belagerung und Eroberung Leipzigs teil. „Inzwischen hatte die sächsisch-lüneburgische Abteilung, die am 7. Torgau[14] verlassen hatte, Nachricht von der Schlacht bei Lützen[15] und deren Ausgang erhalten, war also nur bis Wurzen[16] vorgestoßen, da sie fürchten mußte, in den geordneten Rückzug Waldsteins [Wallensteins; BW] zu geraten, was ihr kaum gut bekommen wäre. Von Torgau aus wurde ihr v. d. Pfordten mit einen Dragonern von Taube und 2 Kompanien von Klitzing zu Fuß über Eilenburg[17] nachgesandt. Kaum hatten die Sachsen-Lüneburgischen Holcks Abzug vernommen, als sie sich auf den Weg machten. Am 10. nachmittags versuchten sie einen Handstreich gegen die Stadt. Hinter einem Wagen ritten 8 sächsische Reiter an das Grimmaische Tor heran und gaben sich für versprengte Kaiserliche aus. Die wenigen Waldsteiner, die zusammen mit sächsischen Defensionern dort Wache hielten, öffneten. Sofort zogen die Sachsen blank und hieben in die überraschten Feinde ein. Die Defensioner machten natürlich sofort mit ihnen gemeinsame Sache und im Nu war das Tor genommen.
Dann folgten weitere 150 Reiter nach, und ein furchtbares Blutbad hob in den Straßen der Stadt an. ‚Alle Kayserische / so viel sie derselben auff der Gassen / auff dem Marckte / vnd in den Häusern angetroffen’ / wurden ‚niedergestochen / daß ehe recht eine halbe Stunde vorgangen / vber die 100 Todte auff der Gassen lagen / von denen alle ihre Kleider / vnd alles was sie bey sich hatten / von den Schwedischen abgenommen wurde’. Hoffkirchen berichtet über die Greuelszenen aus ‚Leibtzig’ am 11. November: ‚leibtzig die Statt hob ich wieder ein v. sindt in der furie bey die zwey hundtert von feindt nidergemacht das Schloß weret sich noch hoffe aber es soll nicht lange weren ich habe die von Eylewnburg v. die Helffte von Torgaw laßen hiher marsiren ich aber bin mit dem rest der Cavalery den Feind zu verfolgen zu der königlichen armee gemarsiret’.
Unter den Opfern befand sich der jüngere Isolani, Ein Rittmeister und der Hofmeister des Herzogs von Florenz [Mattia di Toscana; BW]. Am Abende rückte Oberst Taube mit seinen Dragonern in die Stadt ein, dann folgten Hoffkirchen, v. d. Pfordten und Lüneburg, schließlich auch Altenburg, zusammen 40 Kornets“.[18]
Ein Leipziger Tagebuch meldet seinen Einzug am 20.10.1632 in das von den Kaiserlichen bereits zum größten Teil aufgegebene Leipzig: „Den 10. [a. St.; BW] ists gar still gewesen und hat die Bürgerschaft von dem Kommandore auf dem Schloß erlangt, daß das Rannische und Grimmische Tor wieder hat sollen geöffnet und mit Soldaten und Bürgern verwahrt werden, wie denn mit dem Rannischen Tor vor Mittag der Anfang gemacht worden, da viel Bürgersvolk in Vorstädten in ihren Häusern gewesen. Es ist aber alsobald nach 12 Uhr dasselbe wieder zugemacht und das Grimmische eröffnet. Nach 1 Uhr aber ist ein Trupp Reiter, und zwar anfänglich nur deren 10, ans Tor kommen, und weil sie sich vor Kaiserliche angegeben, hereingelassen worden, die aber alsbald im Tore die kaiserlichen Soldaten niedergeschossen. Denen ist bald der Trupp gefolgt, der in Gassen, Häusern und auf dem Markt, was sich von kaiserlichem Volk angetroffen, niedergemacht, darauf in einer halben Stunde noch mehr gefolgt, daß in 2 Stunden die Kaiserlichen fast in 100 auf den Gassen tot gelegen, welche stracks geplündert und ausgezogen worden, und sind diesen Abend Herr Obrist Taube mit seinen Dragonern, insgleichen Herr Obrist Hoffkirch [Lorenz v. Hofkirchen; BW], Obrist Hans von der Pforte [Pforten; BW], Herzog [Friedrich Wilhelm II.; BW] von [Sachsen]-Altenburg und Herzog [Georg; BW] von Lüneburg in Person herein, wie auch über vierzig Cornetts auf den Markt gekommen“.[19]
1633 wurde Friedrich Wilhelm II. schwedischer Obrist, dann unter Arnim General der Kavallerie.
Am 7.1.1633 wurde sein Kavallerie-Regiment [ehemals Steinau] Hans Georg von Rauchhaupt übertragen.[20]
Die „36. Extraordinari. 1634“ meldet am 3./13.6.1634 aus dem Feldlager vor Großglogau:[21] „Alhie wenig Newes / wir haben noch stetigs mit der Statt zuthun: die darinn ligende wehren sich dapffer / vnd seynd resolvirt / sich biß auff den letzten Mann zu halten / zwingen die Lutherische Bürger zur Arbeit vnd Defension / haben ihnen gedröwet / wann sie nicht würden Hand mit anschlagen / wolten sie sie niderschiessen: wir seynd ihnen gar nahe / ligen an dem Wall / können mit Steinen zu ihnen werffen / wir hoffen / es wirdt mit ihnen am längsten gewehet haben: deß Tags schiessen sie wenig / aber deß Nachts darff ihnen keiner zu nahe kommen. Diese Nacht wirdt man sehen / ob sie sich noch länger getrawen zu halten. Es seynd zwar ihnen zum Succurß 4. Regimenter Pferde vber die Oder gesetzt / werden aber wenig tentiren können: es werden morgen noch drey Regimenter Fußvolck zu vns stossen / wöllen alsdann baldt mit der Statt fertig werden. Heute ist der Herzog von Aldenburg / vnd General Major auch zu vns kommen. Deß Obristen Gerßdorff [Hans Abraham v. Gersdorf; BW] Regiment / so in Görlitz[22] quartirt / hat dieser Tag eine Parthey in 500. starck auß der Lignitz[23] / so etliche Dörffer vnd Stätte außgeplündert / vnd mit dem Raub wider in Lignitz gewolt / die meisten erschlagen / vnd die Beuthen wider erobert“.[24]
Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[25] erwähnt ihn in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 26. Dezember [5.1.1635; BW] ist uns geschrieben worden von Salza,[26] dass eine Compagnie churfürstlich sächßische Reuter von dem fürstlich altenburgischen Regiment in Bothenheilingen[27] gelegt werden sollen in das Winter Quartier. Die sollen mit schwehrer Contribution unterhaltenwerden“.[28]„Eodem die, den 27. Dezember [6.1.1635; BW], eine Compagnie churfürstlich sächsisch Volck des Fürsten von Sachßen Altenburg in das Dorf Bothenheilingen in die Winter Guarnison geleget worden“.[29] „Den 31. Januar [10.2.1635; BW] sind ein starcker Tropp fürstlich altenburgische Reuter von Salza zur Execution anhero geschicket. Es ist ein groß unaussprechlich Elend“.[30] „Das liebe neue Jahr hat sich sehr übel angelassen. Im gantzen Kriegs Wesen haben wir so viel Marter, Angst, Noth und Gewalt nicht ausgestanden als in diesem Monath, darinnen wir gehabt: 1. das fürstlich ahnhaltische Regiment zu Fuße, dem schwedischen General Major Banier [Banér; BW] zustendig. Den haben wir 18 Wochen gehabt, hat uns viel tausend Thaler gekostet“.[31] „Eodem [die] [1./11.2.1635; BW] haben die churfürstlich sachsen-altenburgischen Reuter zu Holzsußra[32] starck exequiret wegen nicht entrichteter Contribution“.[33] „Den 4. März [14.3.1635; BW] sind die 3 Monath umb, die wir die churfürstlichen Reuter unterhalten sollen. Eodem [die] mit den altenburgischen Reutern Abrechnunge gehalten.[34]
Den 26. Juli [5.8.1635; BW] sind, Gott sey Lob und Danck in Ewigkeit, die churfürstlich Sächßischen, zwey Regiment Reuter zu Pferde, als das Altenburgische, so bishero im Amt Salza und Ebeleben[35] gelegen, und den[n] das Kalcksteinische, so im Amt Weißensee[36] gelegen, hinweg marchiret nach Meißen“.[37]
Am 1.10.1635 erhielt Wolf Heinrich von Baudissin das Kavallerie-Regiment.[38]
Friedrich Wilhelm II. nahm[39] Bautzen und andere Städte und feste Plätze ein. Während der Abwesenheit Arnims kommandierte er das kursächsische Heer. 1635 gab er den Kriegsdienst wieder auf.
Der kursächsische Obrist Gersdorf wurde 1645 gegen Friedrich von Hessen-Rotenburg ausgewechselt. Friedrich war Ende 1644 in kaiserliche Gefangenschaft geraten, wie der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[40] in seinem 1647 erneut aufgelegten Florus berichtet: „Fast in mitten dieses Monats [Dezember; BW] / als Landgraff Friedrich von Hessen / obrister über ein Regiment zu Pferd / auß dem Hauptlager Zeitz[41] mit dem Fürsten [Friedrich Wilhelm II. ?] zu [Sachsen-]Altenburg heim reisen wollen / ist selbiger vnterweges von den Säxischen auß Zwickaw[42] angetroffen / vnd gefänglich mitgenommen worden. Auß Zwickau hat man Ihn in Dresden[43] eingebracht / vnd in Hertzog Moritzen Behausung aufs Schloß gelegt / ist aber seinethalben bald tractirt / auch selbigen gegen den in Pegaw[44] gefangenen Churfürstl. Säxischen Obristen von Gersdorff loß zu geben beyderseits verwilliget worden“.[45]
Friedrich Wilhelm II. amtierte als Landesherr des Fürstentums Sachsen-Altenburg 1639 – 1669.
Er starb auf Schloss Altenburg an der Wassersucht.[46]
Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !
[1] SENNEWALD, Das Kursächsische Heer (ab März 2012).
[2] Pegau [Kr. Borna]; HHSD VIII, S. 272ff.
[3] SCHERER, Sächs. Regimenter, Nr. 7.
[4] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.
[5] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[6] ADRIANS, Journalismus, S. 144.
[7] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.
[8] LEHMANN, Kriegschronik, S. 30. Lehmann datiert nach dem alten Stil.
[9] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.
[10] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[11] Großenhain; HHSD VIII, S. 135f.
[12] LEHMANN, Kriegschronik, S. 49.
[13] SCHERER, Sächs. Regimenter, Nr. 8.
[14] Torgau [Kr. Torgau]; HHSD XI, S. 467ff.
[15] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.
[16] Wurzen; HHSD VIII, S. 365ff.
[17] Eilenburg [Kr. Delitzsch/Eilenburg]; HHSD XI, S. 100ff.
[18] RUDERT, Kämpfe, S. 112.
[19] JESSEN, Dreißigjähriger Krieg, S. 320f.
[20] SCHERER, Sächs. Regimenter, Nr. 8.
[21] Glogau [Glogów]; HHSSchl, S. 127ff.
[22] Görlitz; HHSD VIII, S. 119ff.
[23] Liegnitz [Legnica]; HHSSchl, S. 283ff.
[24] Archives Municipales Strasbourg AA 1065.
[25] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[26] Langensalza [Unstrut-Hainich-Kreis].
[27] Bothenheiligen [Unstrut-Hainich-Kreis]
[28] HAPPE I 354 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[29] HAPPE I 354 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[30] HAPPE I 366 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[31] HAPPE I 367 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[32] Holzsußra [Kyffhäuserkreis].
[33] HAPPE I 369 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[34] HAPPE I 378 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[35] Ebeleben [Kyffhäuserkreis].
[36] Weißensee [Kreis Sömmerda].
[37] HAPPE I 403 r; mdsz.thulb.uni-jena.de; Meißen [Kreis Meißen].
[38] SCHERER, Sächs. Regimenter, Nr. 7.
[39] Bautzen [Oberlausitz], HHSD VIII, S. 19ff.
[40] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[41] Zeitz [Kr. Zeitz]; HHSD XI, S. 519ff.
[42] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[43] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[44] Pegau [Kr. Bornau]; HHSD VIII, S. 272ff.
[45] WASSENBERG, Florus, S. 599ff.
[46] www.kg-nobitz.de/cms/front_content.php?idcat=68.
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