Schack [Sack], N; Obrist [ – August 1644 ?] Schack war Obrist von in Westfalen mit französischen Subsidien angeworbenen Söldnern, die in staatischen Diensten standen und dann der hessen-kasselischen Armee eingegliedert wurden.
„Wir müssen noch einen Blick auf den zweiten Versuch Frankreichs werfen, in Nordwestdeutschland ein eigenes Heer aufzustellen – ein Vorhaben, das erst 1645-1646 durch Bönninghausen verwirklicht wurde. Der Holsteiner Josias von Rantzau, ‚eine der abenteuerlichsten Gestalten in dem militärischen Unternehmertum seiner Zeit‘,[1] wurde im März 1637 durch König Ludwig XIII. von Frankreich mit der Aufgabe betraut, in Westfalen Truppen zu werben, die den Landgrafen Wilhelm unterstützen sollten. ‚Es war das erste Mal, daß das französische Lilienbanner in Westfalen wehte‘.[2] Obwohl Rantzau reichlich französische Geldmittel zuflossen, war seine Werbung nahezu erfolglos, da ihm Lauf- und Musterplätze mangelten. Nach einem Vierteljahr hatte er erst 600 bis 700 Mann beisammen, die schwere Ausschreitungen begingen. In Ostfriesland fand sich für ihn kein ausreichendes Tätigkeitsfeld. Rantzau verließ Anfang September die Armee, angeblich weil seine kürzlich vollzogene Heirat und Privatinteressen seine Abreise nötig machten, und bat den Landgrafen, seine Kompanien in den hessischen Heeresverband aufzunehmen. Die Obristen von Schack und von Kotz wurden daraufhin mit etwa 800 bis 900 Mann der hessischen Streitmacht einverleibt. Das war das Ende dieser großangelegten französischen Werbung, von der selbst Baner angenommen hatte, sie würde den Protestanten einen Kräftezuwachs von etwa 12 000 Mann bringen. Rantzau selbst wurde 1645 Marschall von Frankreich“.[3]
„Ferner waren noch die Restanten der ‚Rantzowschen Gelder‘ abzutragen, wie aus einem Schreiben des Grafen Arnold Jobst [v. Bentheim; BW] an die Stadt Neuenhaus[4] vom 20./30. Januar 1638 hervorgeht. Unter Androhung der Exekution befahl der Graf den Bürgermeistern, den rückständigen Anteil der Stadt zu entrichten, da bis zur endgültigen Begleichung der Forderung der Obrist Schack mit seinen Soldaten in dem benachbarten niederländischen Städtchen Ootmarsum[5] einquartiert bleibe und dadurch große Unkosten verursache, zu denen die Städte Neuenhaus und Schüttorf[6] 250 Rtlr. beizusteuern hätten“.[7]
1643 bemächtigten sich hessen-kasselische Truppen mit Unterstützung der staatischen Besatzung von Maastricht[8] des Schlosses Gronsveld[9] und begannen dort Verschanzungen anzulegen, in der Absicht, von diesem Stützpunkt aus die Umgebung zu verwüsten und Kontributionen einzutreiben.[10] Johann von Werth nahm daher mit Johann Christian von Wahl und Alexander II. von Velen Düren[11] ein, wo ebenfalls staatische Verbände einquartiert waren, und vernichtete sie.[12] Kurfürst Ferdinand von Köln, in dessen Diensten der Besitzer des Schlosses, Graf Jost Maximilian von Gronsfeld, bei den Verhandlungen um die geplante Kreisdefension zu dieser Zeit stand, sammelte Truppen aus Lüttich,[13] die wahrscheinlich aus Angehörigen der spanienfreundlichen, Ferdinand von Kölnergebenen „Chiroux“ der in zwei Lager gespaltenen Stadt, zudem Zentrum der südniederländisch-niederrheinischen Militärgüterproduktion, bestand. Verstärkt durch Aachener Bürger erschienen sie überraschend am 16.7.[14] um acht Uhr morgens vor Schloss Gronsveld, das am 26.6. von etwa 100 Mann, die angeblich in hessen-kasselischen Diensten standen, eingenommen worden war, die das Lütticher Land kontribuierten, Dörfer ausraubten und ihre Beute vorwiegend nach Maastricht und Beek[15] brachten, teils als ehemalige Banditen in französischen Sold (1641), danach als „Hessen“ in kaiserlichen Diensten, dann von den Generalstaaten besoldet, bezeichnet.[16] Wahrscheinlich waren es staatische Truppen, die aus Neutralitätsgründen Frankreich zur Verfügung gestellt worden waren.[17] Dabei handelte sich um die „holländischen Franzosen“, d. h. von dem Obristen Kotz von Metzenhoven, seit 1642 Stadtkommandant von Neuss,[18] in französischem Auftrag angeworbene staatische Söldner, die der hessen-kasselischen Armee eingegliedert wurden und einen sehr schlechten Ruf genossen,1[19] oder um die von dem Holsteiner Josias von Rantzau, der ab März 1637 von Ludwig XIII. dazu beauftragt worden war, in Westfalen geworbenen Truppen.[20] Die unter den Obristen von Schack und von Kotz dienenden 800-1.000 Mann wurden dann dem hessen-kasselischen Heer einverleibt.[21]
Die Übergabe wurde zunächst abgelehnt, da es nach Aussage des Kommandanten Kavenberg weder an Pulver noch an Kugeln fehlte.[22] Nach nur 25 Kanonenschüssen war die Besatzung zum Akkord bereit, der jedoch nicht eingehalten wurde, als dreihundert Mann aus Aachen, in kaiserlichen Diensten stehend, in das Schloss eingedrungen waren.[23] Die Erbitterung über die Übergriffe der Besatzung war so groß, dass nach der Übergabe des Schlosses alle hessen-kasselischen Soldaten „nackend ausgezogen“ und 75 von ihnen ermordet wurden.[24] Dem Kommandanten, Rittmeister Kavenberg, der in dem begründeten Verdacht stand, mit den frankreichfreundlichen „Grignoux“[25] aus Lüttich, die 1646 den Wahlsieg über die spanienfreundliche Partei davon trug, konspiriert zu haben,[26] wurde ein schneller Prozess gemacht: Er wurde zum Fenster hinaus erhenkt.[27]
Die schwedische Flotte war Anfang August 1644 im sogenannten „Torstensson-Krieg“ in so offensichtlicher Gefahr, dass ein unmittelbarer Ausbruch vonnöten war, was nun auch möglich war, nachdem der Wind auf West gedreht hatte. Am 28. Juli [1644 a. St.] unternahm man einen Versuch, der jedoch wegen des Feuers von den eingegrabenen dänischen Geschützen abgebrochen werden mußte. Einige Zeit später verstummte ihr Donner. Dann eine Pause, gefolgt von zwei Schüssen. Schwedische Losung. Es war Torstensson, der einige Regimenter zu den Eingegrabenen hinausgeschickt hatte; die Verbände hatten die an Land gegangenen Dänen vom Wasser abgeschnitten, die Schanze gestürmt und die Besatzung von rund 1000 Mann niedergemacht. […] Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[28] berichtet in seinem 1667 erneut aufgelegten „Florus“: „Inmittelst hat Herr Gen. Torstensohn hievon nachricht erlangt / deßwegen mit etlich tausend Mann dahin kommen / den Paß nach der See den Dänischen abgeschnitten / die Schantz bestürmet / vnd nach verlust deß Obr. Schacken / vnd etwa 50. Mann / einbekommen / darinnen wie bericht / über 1200. niderhawen / vnd kaum 20. oder zum höchsten 30. Quartier geben lassen“.[29] – Nach Gallas‘ Bericht an Ferdinand III. vom 12.8. aus Kiel[30] hatte er am vorhergehenden Nachmittag mit der Armee Kiel erreicht und des Nachts den Schwentinefluss überschritten. Er verfolge die schwedische Flotte, die aus insgesamt 34 Schiffen bestehe, von Bauern und Fischern mit Proviant beladen wurde und dann Richtung Fehmarn[31] in See stach. Die schwedische Reiterei habe in Neumühl[32] die Schwentine überschritten und eine Eroberung der Schanze versucht, sei jedoch von den Soldaten und Bauern der umliegenden Dörfer zurückgeschlagen worden worden. Dabei seien Obrist Sack [!] sowie viele Offiziere und Soldaten, insgesamt 500 Schweden, ums Leben gekommen.[33]
[1] GEYSO, Beiträge III, S. 128; ALTMANN, Wilhelm V., S. 168ff.
[2] ROTHERT, Westfälische Geschichte Bd. 2, S. 170.
[3] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 323f.
[4] Neuenhaus [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHSD II, S. 340.
[5] Städtchen in der Provinz Overijssel, etwa 10 km südwestlich von Neuenhaus gelegen.
[6] Schüttorf [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHSD II, S. 421f.
[7] STEINWASCHER, Krieg, S. 96.
[8] Maastricht [Niederlande, Provinz Limburg].
[9] Gronsveld, heute Ortsteil von Eijsden [Niederlande, Prov. Limburg].
[10] Gemeindearchiv Maastricht, Nr. 201: Manuscript wegens de stad Maastricht de A[nn]o 998 usque A[nn]o 1794, fol. 174. Die handschriftliche Chronik dürfte um 1795 verfasst worden sein.
[11] BRÜLL, Chronik, S. 88; Düren [LK Düren]; HHSD III, S. 182ff.
[12] Bei dem Söldner Hagendorf liest sich das anders; PETERS, Söldnerleben, S. 174f.: „Von Zons im kölnischen Land den 19. Oktober sind wir aufgebrochen und gezogen nach Düren. Hier in der Stadt sind gelegen 14 Kompanien Holländer. Die Stadt belagert und beschossen an 2 Örtern, und wie wir zum Sturm gerüstet waren, haben sie Gnade begehrt. Also haben sie akkordiert, aber es ist ihnen nicht gehalten worden, das Volk weggenommen, die Offiziere sind fort“.
[13] Am 10.7. sollten 1.000 Arkebusiere zur Landesverteidigung ausgehoben werden. CHESTRET, Histoire, S. 9ff., spricht v. 15.000 Fußsoldaten (Gemeindearchiv Maastricht, Nr. 201: Manuscript, fol. 175 – allerdings mit neuerem Zusatz – gibt 15.-20.000 Mann an), 1.200 Reitern u. 300 Mann Bürgermiliz aus Lüttich, weist aber darauf hin, dass es sich um eine Übertreibung handeln muss. Vgl. CAUMARTIN, Souvenirs, S. 282, Anm. 1.
[14] Laut SCHAEPKENS, Notice, S. 184, am 15.7., der sich hier auf BOUILLE, Histoire Bd. 3, S. 261, beruft, erfolgte die Einnahme am 21.7., der im Gegensatz zu WASSENBERG, Florus, S. 527, v. einigen hundert Bauern zusammen mit den Bürgerwehren aus Aachen u. Lüttich spricht. CAUMARTIN, Souvenirs, S. 282, nimmt 6.000 Belagerer an. Nach einem Brief des späteren braunschweig-lüneburgischen Residenten in Den Haag, Abraham de Wicquefort, erfolgte die Einnahme am 02.7. (a. St.); TONGERLOO, Beziehungen, S. 253, Anm. 266.
[15] Beek [Provinz Limburg].
[16] CAUMARTIN, Souvenirs, S. 281.
[17] TONGERLOO, Beziehungen, S. 236.
[18] ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 43. WILMIUS, Chronicon, S. 146: „Im gleichen Monat [Juni 1644; BW] war der Kommandant von Neuß mit Namen Kolz [Kotz v. Metzenhoven; BW] mit 600 Fußsoldaten und 300 Reitern in das Jülicher Land zum Beutemachen eingefallen. Auf diesen Raub aufmerksam geworden, machte der General des westfälischen Kreises, der Herr in Glen [Geleen], den Konrad Dermisten, einen Reiteroffizier in Zons und den Oberstwachtmeister Johannes von Burg, der mit dem Regiment des Jacob von Ketten in Brühl lag, gegen sie mobil. Bei Bedburg trafen sie die ersten Vorposten des Feindes und stießen bei Jüchen auf das Gros, das mit ungeheurer Beute daherzog. Nach einem schneidigen Angriff nahmen sie den Neußer Kommandanten Kolz mit allen seinen Offizieren, etwa 20 an der Zahl, gefangen, dazu noch 426 einfache Soldaten. Der Rest wurde zusammengehauen. Die Gefangenen wurden nach Brühl gebracht und Seiner Durchlaucht dem Kurfürsten übergeben. Auf Fürbitte der Väter der Gesellschaft Jesu wurde Kolz, der zu diesen Ordensleuten immer sehr tolerant gewesen war, ohne Lösegeld freigelassen“.
[19] Staatsarchiv Marburg PA 4 h 173 (Ausfertigung): Bürgermeister u. Rat v. Kempen an Amalie Elisabeth [vor 1644 VIII 25/IX 04].
[20] GEYSO, Beiträge III, S. 128; ALTMANN, Wilhelm V., S. 168ff.
[21] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 324. Vgl. WILMIUS, Chronicon, S. 145: „Am Samstag, den 10. April [1644; BW], verliessen die von Kalkar gekommenen Hessen wieder unsere Stadt. Sie zogen auch aus Linn und Neuß die Besatzungen heraus und stellten sie zu einer schlagstarken Truppe zusammen. Es kamen noch holländische Soldaten hinzu, die durch einige Fähnlein verstärkt waren. Mit dieser auserlesenen Schar zogen sie in aller Stille nach Jülich gegen die Lothringer, die sich in dem Dorf Eschweiler allzu sicher fühlten. Vor Tagesgrauen machten die Feinde einen Überfall, schlugen und zerstreuten sie. Die Hessen machten reiche Beute, steckten das Dorf in Brand und lieferten ein Beispiel unerhörter Grausamkeit und Unbeherrschtheit gegenüber dem anderen Geschlecht. Mit reicher Beute beladen, schickten sie sich an, den Rückmarsch anzutreten. Da sahen sie in der Ferne die Kaiserlichen heranrücken. An ein Entrinnen war nicht zu denken, da die schwere Beute eine Beschleunigung des Marschtempos nicht zuließ. Gegenseitig feuerten sie sich zum Widerstand an und rüsteten zur Schlacht, entschlossen, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Doch mit ungestüm fielen die Kaiserlichen über sie her und richteten ein Gemetzel an, daß jeder nur durch die Flucht diesem Inferno zu entrinnen versuchte. So wurden die Hessen und Holländer geschlagen und zerstreut, die sich insgeheim von Maastricht aus entgegen ihrer Neutralitätserklärung gegenüber den Kaiserlichen mit den Hessen verbündet hatten. So kehrten sie ohne ihre fette Beute in einzelnen Trupps ruhmlos nach Hause zurück. 500 waren gefallen und genausoviel in Gefangenschaft geraten. Auf Seiten der Kaiserlichen wurden von den namhaften Männern der Graf von Nassau und einige andere vermißt. Sie waren wohl gefallen. Von den Hessen gerieten in Gefangenschaft der berühmte Karl Rabenhaupt, der Gouverneur und ein gewisser Bochorst, der höchste Offizier dieser Streitmacht und viele andere. Die Kaiserlichen errangen ihren Sieg unter dem Befehl des Hatzfeld“.
[22] FOULLON, Historia Bd. 3, S. 203.
[23] Gemeindearchiv Maastricht, Nr. 201, fol. 176.
[24] Gemeindearchiv Maastricht, Nr. 201, fol. 176.
[25] Als „Grignoux“ werden die frankreichfreundlichen Vertreter der niedrigen Schichten in Lüttich bezeichnet; LAHRKAMP, Werth, S. 51.
[26] Bei Kavenberg sollen Briefe gefunden worden sein, darunter einer v. dem Lütticher Advokaten Saveur, einem Angehörigen der „Grignoux“-Partei, mit dem Inhalt, dass man das Lütticher Land ruinieren u. verderben wolle, was im Namen Hessen-Kassels geschehen solle. Dieser Brief wurde am 29.7. (a. St.) auf dem Marktplatz zu Lüttich in Anwesenheit der Gerichtspersonen durch den Scharfrichter öffentlich verbrannt. Saveur wurde mit seiner Familie auf ewig verbannt u. sein Besitz beschlagnahmt. Ihm wurde angedroht, falls er gefasst würde, werde er lebendig gevierteilt; Gemeindearchiv Maastricht, Nr. 201, fol. 176.
[27] WASSENBERG, Florus, S. 527 (hier sind es 6.000 Belagerer !); QUIX, Schloß, S. 132.
[28] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[29] WASSENBERG, Florus, S. 585.
[30] Kiel; HHSD I, S. 131ff.
[31] Fehmarn [Kr. Oldenburg]; HHSD I, S. 50f.
[32] Nicht identifiziert.
[33] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 365.