Schäffer [Scheffer, Scäfer], Johann Bartholomäus; Kriegskommissar [ – ] Schaeffer stand als Kriegskommissar bzw. Generalkriegskommissar in den Diensten Maximilians I. von Bayern.
„Am andern Tag [23.4.1638; BW] kam ein Befehl von Ober-Commissarius Scheffer aus Wallerstein,[1] die Stadt [Lauingen;[2] BW] müsse sofort das auf der Donau von Donauwörth[3] heraufgeschickte Getreide vermahlen und zu 4pfündigen Laiben verbacken lassen, und es dürfe Tag und Nacht damit nicht ausgesetzt werden, damit unfehlbar auf den 26. April 14000-16000 Laibe fertig seien und unter Bedeckung nach Heidenheim an die Regimenter geschickt würden. Komme das Getreide von Donauwörth nicht rechtzeitig, so solle Obrist-Leutnant Banzenau [!] in Lauingen von Haus zu Haus gehen und den Leuten das nötige Getreide abnehmen gegen spätere Rückerstattung.
– – Ab 1640 ist die Chronik von Bietigheim[4] (Herzogtum Württemberg) voll mit Klagen über Wolffs Dragoner: „Den 19. Januarii 1640 ist von Johann Bartholmeo Scäfern, des Churfürsten in Bayern bestellten zue Pfortzheimb[5] logierenden General Commissario Ordre erfolgt, daß von Stadt und Ampt Biettigkheimb zue Verpflegung der beim General Hofstaab anwesenden General, officier und Personen monatlich bei befahrender militarischer Exekution 450 Gulden gelifert werden solle. Weillen aber die höchste Unmüglichkeit ain solches nicht zugeben wollen, hat man sich dessen bey ihme Commissario notdrungenlich beklagt, umb Nachlaß oder leidenliche, erträgliche Anlaag gebetten, woriber ermeldter Commissari einen Tragoner Hauptmann, Georg Kaßi [Kassi; BW] genannt, mit 16 Tragoner zue dem Ende allhero abgeordnet, daß derselbige notwenig verpflegt. Und was der Underhalt anlaufen an obigen 450 Gulden defalciert werden solle. Wie denn solch Quartier den 15./25. Januarii ermeldts 1640 Jahrs den Anfang genommen, dem Hauptmann alle Tag für seinen Underhalt und Servis 4 Gulden 30 Kreuzer auch auff sein Pferd 1 Simmeri 2 Vierling. Habern erstattet, die gemeine Soldaten aber unter die Burgerschaft inquartiert worden. Und demnach dieser Tragoner Hauptmann Kaßi (welcher hernach mit dem Strang gerichtet sein solle, umb willen, daß er einen armen Taglöhner in der Pfalz morgens früe im Bett muetwilligerweis erschossen) uff ungefähr ainen monatlang allhier quartiert gelegen, ist er bey der Bayr. Generalität in Ungnad geraten und deßwegen abgeschafft; seine geworbenen Soldaten aber bey dem Wolffischen Regiment undergestoßen worden.
Darauf widerumb ein anderer Wolffischer Tragoner Hauptmann, Gaber genannt, mit 20 Tragoner allhero in das Quartier gewiesen. Und von der Burgerschafft, etlich wenig Tag bis auf seinen Widerabzug damalig Ordinanz gemäß, mit großen Uncosten und höchst verderblichen Schaden underhalden.
Den 25. Februarii 1640 ist abermahlen ein Wolffisch Trajoner Hauptmann, Hannß Rockh genannt, allhero in das Quartier überschickt. Deme für sich und seine Underhabende Reuter von dem 28. ermeldts Monats Februario bis den 15. May von der Burgerschaft der Ordinanz gemäß für den Underhalt rauh und glatt Fuetter laut besonders beschribener Abrechnung Summarie bezahlt worden: 657 Gulden 30 Kreuzer“.[6] – –
Am 22. März [1641; BW] sieht man sich in Neuburg[7] zu neuen Klagen veranlasst. Die an der Donau auf- und abmarschierenden Regimenter haben das Herzogtum »in desolation« gebracht. Die Untertanen zu beiden Seiten der Donau seien ausgesogen und ihr Eigentum verschleppt oder verwüstet, so dass die Leute im Elend herumlaufen oder daheim samt den Ihrigen vor Hunger und Kummer verschmachten müssten. Es sei ein Verfahren, wie es noch niemals gegen einen Reichsfürsten, nie oder selten gegen einen Feind praktiziert worden sei, während die Dillingischen, Fuggerischen und andere Untertanen verschont würden, und »hausen, handeln und wandeln« könnten. Der General-Commissarius Schäffer habe die Äusserung getan, es könne ihm seinen Kopf Kosten, wenn die Bischöflichen »mit einigem Mann« über die gewöhnlichen Winterquartiere belegt würden. -Auch diese offenbar etwas übertriebene Vorstellung fand kein Gehör. So musste die Regierung ihre Landstände anweisen, zur Vermeidung der Execution die Quartierlast geduldig zu ertragen. […] Für die Wörth’sche und Neuneckh’sche Bagage, die zum Glück bald wieder entfernt worden war, waren 2457 fl. 17 kr. aufgegangen. Diese Summen mussten von der Bürgerschaft in 15 Extraanlagen aufgebracht werden. Schliesslich wurde zwar auf Verwendung des Herzogs der fünfte Monat von der Contribution nachgelassen, aber, allein Lauingen hatte schon bezahlt und an eine Rückerstattung war nicht zu denken“.[8]
Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[9] aus dem von Eger[10] abhängigen Marktredwitz[11] erinnert sich an den Juli 1641: „Den 16. Juli sind ein Bischof und der Fürst von Stadian mit 300 Pferden zu Eger an[ge]kommen; ingleichen [ist] den 18. dito der churbayerische Kriegskommissar Schäffer mit 200 Pferden herauf[ge]kommen und [hat] sein Quartier zu Mitterteich[12] und Wiesau[13] genommen. Hernach [hat] er sich zu Eger mit dem Fürsten von Stadian konjungiert und [ist] zur Armada nach Niedersachsen gegangen“.[14]
1647 war Schäffer in die Meuterei seines Gönners Werth verwickelt, der nach den Ulmer Verträgen[15] Maximilians I. mit Schweden und Frankreich die kurbayerischen Truppen zum Übergang ins kaiserliche Lager bewegen wollte.
„Am 25. Juni beschied Kurfürst Maximilian Werth nach München, um über die Stärke der für die Oberpfalz bestimmten Truppen zu beraten. Der Generalkriegskommissar Schäffer, der sich bei Werth in Landshut[16] aufhielt, erhielt davon Nachricht mit der Weisung, während Werths Abwesenheit im Hauptquartier zu bleiben und die Ordre Werth zu zeigen, ‚damit dessen Suspicion verhütet werde‘, insgeheim jedoch einen zweiten Befehl, er möge unter dem Vorwande einer plötzlichen Berufung ebenfalls nach München kommen und es so einrichten, daß er nur wenige Stunden nach Werth dort eintreffe und daß der General von seiner Reise nichts merke. Denn Kurfürst Maximilian mißtraute seinem Reiterführer bereits und hatte erfahren, daß Graf Salm unlängst verreist sei“.[17]
„Kurfürst Maximilian hatte unterdessen Schäffer und den Kriegsrat Georg Teisinger nach Landshut gesandt, um die Führer der bayerischen Truppen über die Beschlüsse des Kurfürsten bezüglich des Waffenstillstands zu informieren. Sie trafen dort ein, fanden aber Werth nicht mehr vor und vernahmen mit Erstaunen, daß er sein ganzes Gepäck habe fortschaffen lassen. Sie argwöhnten Verrat und leiteten sofort Gegenmaßnahmen ein, indem sie die Regimenter, die noch nicht zu Werth gestoßen waren, zum Verbleiben in den Quartieren aufforderten, insgeheim Holtz von Werths Abfall Kunde gaben und die Festungskommandanten verständigten. Schon am 3. Juli erließ Kurfürst Maximilian auf die erste noch etwas zweifelhafte Meldung der Kommissare hin ein Patent, die Truppen sollten von niemand Befehle annehmen als von ihm selbst. Tags darauf erklärte der Kurfürst seinen bisherigen General der Kavallerie zum meineidigen, treulosen Verräter und verhieß dem, der ihn lebendig oder tot einbringe, einen Preis von 10 000 Talern; auf den Kopf Sporcks und anderer Rädelsführer wurden 1000 Taler ausgesetzt ! Nach den ‚heuchlerischen Loyalitätsversicherungen‘ Werths in München berührte den Kurfürsten Werths Abfall um so empfindlicher, sein Ingrimm fand keine Grenzen. Am 4. Juli gebot er der Amberger[18] Regierung, Werths Gut Bodenstein[19] in der Oberpfalz sofort zu beschlagnahmen, die Ächtung des ‚Rebellen‘ auf allen Kanzeln bekannt zu machen; ja, durch Schäffer ließ er die französischen und hessischen Kommandanten von Philippsburg,[20] Mainz[21] und Neuß[22] auffordern, auch Werths Besitzungen in Baden, im Rheingau und im Rheinland in Asche zu legen. So tief ging die Erbitterung des Kurfürsten, der mit schwerer Besorgnis den Marsch der nach Nordosten ziehenden Truppen verfolgte und den Verlust aller seiner Streitkräfte befürchten mußte“.[23]
„Am 9. September ließ Maximilian die Aussage eines von dem Feldmarschall-Leutnant von Holtz ins kaiserliche Feldlager geschickten Dieners protokollieren und nach Prag senden. Dieser Diener, der in einer Privatangelegenheit seines Herrn tätig war und Melanders [Holzappels; BW] Leibarzt Dr. Rueff bei der Tafel aufwartete, wußte zu berichten, wie heftig der Generalleutnant und Jan von Werth im Beisein der Generale Fernemont und Sporck gesprächsweise gegen Gayling, Holtz, La Pierre und namentlich Schäffer losgezogen waren, die sie nur als ‚ehrlose, dem Henker gehörige leichtfertige Schelme‘ tituliert hätten. Der Kaiser werde Gayling und Holtz als Angehörigen des Reichsadels Helm und Schild zerbrechen und an den Galgen heften lassen. Wenn man Schäffer erwische, werde der Kaiser ihn sicher vierteilen lassen, weil er zu Heilbronn[24] die kaiserlichen Patente zurückgehalten, den Magistrat zur Einnahme französischer Besatzung disponiert und die Abberufungsschreiben abgefangen und nach München ge-sandt habe. Werth äußerte, er werde ihn ‚in Stücke hauen‘ ! Nach dem Sieg über Schweden wolle er sich in Bayern revanchieren und dort hausen, daß kein Stein auf dem anderen bleibe, ‚man solle das Land mit Pesen zusammenkheren müssen‘. Ähnlich ließen sich die mit Werth geflüchteten Offiziere vernehmen. Der Kurfürst bemerkte dazu, diese Reden seien Gayling, Holtz und Schäffer bekanntgeworden und hätten sie sehr ‚perplex‘ gemacht; vor der Konjunktion hätten sie Furcht und meinten, sie würden sich nicht ‚also auf die Fleischbank liefern‘, möchten sich ohne genugsame Versicherung kaiserlichen Schutzes dazu nicht brauchen lassen und ‚ihre Köpf anderer Discretion entgegentragen‘ „.[25]
„Am 18. Januar [1649] lagen hier [in Weiden;[26] BW] 397 Mann mit 162 Pferden. Die Kosten für deren Unterhaltung betrugen monatlich 3 436 Taler, 21 Groschen. Die Weidener beschwerten sich über die unerträglichen Lasten, weshalb die Sulzbacher Regierung sich am 10. März an Wrangel wandte, der am 8. April aus Schweinfurt[27] antwortete, daß die Garnison bald aus Weiden entfernt werde. Das Verhalten der Neuburger Regierung und dessen Landrichter de la Haye auf Parkstein hatten jedoch zur Folge, daß die Schweden bis zum 17. August 1650 in Weiden blieben. Bis zum 6. Juli 1649 betrugen die Kosten für Verpflegung im Gemeinschaftsamt und in der Stadt Weiden 71 259 fl 30 kr. Hierbei sind die Auslagen der über die Gebühr gewährten Verpflegung nicht gerechnet. Am 3. August klagten die Bürger, daß die Schweden manchen Einwohner monatlich 20-90 fl kosten. Die Reiter seien mit 12 kr, die Musketiere mit 8 kr pro Tag nicht zufrieden und verlangten 2-3 kr mehr. Weiden hatte damals 150 Bürger; diese sollten ohne das Servis und die Fourage zu rechnen, monatlich 2 000 fl zahlen, was sie nicht leisten könnten. Kraut und Rüben hatten die Schweden schon weggenommen. Die Neuburger Regierung gewann (durch Bestechung ?) sowohl den schwedischen Kommandanten in Weiden, Major Heinrich von Hagen, als auch den bayerischen Generaklkriegskommissär Schäffer, der die Truppen auf die Quartiere verteilte. Der Sulzbacher Landrichter in Weiden, von Ehrenstein, berichtete hierüber am 30. August: daß Hagen ‚den Ruml (Neuburger Landrichter in Weiden) niemals nicht beißt …‘ ‚Wie er dann auch den abgesetzten catholischen Rath mehr als den Evangelischen flattirn thut‘. Am 11. September meldete Ehrenstein, daß die Neuburger Räte mit Hilfe Schäffers den Sulzbacher Erbämtern alle Drangsale aufbürden“.[28]
„Am 21. Mai [1649; BW] schrieb General Gayling, der unterdessen nach Sulzbach[29] gekommen war, daß er wieder nach Amberg wolle, da er das Seufzen der armen Leute in Sulzbach nicht anhören könne; Schäffer dagegen wollte bleiben, bis die 2 Viehherden aufgezehrt seien“.[30]
Im April 1649 lag Holtz zusammen mit Druckmüller noch in Sulzbach.[31] „Am 31. Mai forderten die Generäle Druckmüller und Holz eine reichlichere Verpflegung als ihnen zustand, machten den Kriegsdeputierten Sulzbachs starke Grobheiten und drohten, ‚das Ihrige selbst zu suchen‘ (d. h. zu rauben). Am 11. Juni baten die Kriegsdeputierten Schäffer wieder um Erleichterung. Dieser antwortete, er könne ‚bei Teuffels holen nichts nachlassen. Die Schwedischen machten es auch nicht besser‘. Nun ging Schäffer zu einem Gelage, zu dem er mehrere Gäste geladen hatte. Die Kriegsdeputierten aber wandten sich an den General Holz, der als Reconvaleszent sich an dem Gelage nicht beteiligte. Holz wäre gern bereit gewesen, die Bitten der Sulzbacher bei Schäffer zu vertreten, da aber bei Schäffer alles betrunken war, wagte er aus Sorge für seine persönliche Sicherheit nicht, zu diesem zu gehen und die Bitte der Sulzbacher vorzutragen“.[32]
[1] Wallerstein [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 788.
[2] Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f.
[3] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[4] Bietigheim [Bietigheim-Bissingen, LK Ludwigsburg], HHSD VI, S. 83f.
[5] Pforzheim [Stadtkreis]; HHSD VI, S. 627ff.
[6] BENTELE, Chronik, S. 203.
[7] Neuburg a. d. Donau [LK Neuburg-Schrobenhausen]; HHSD VII, S. 497ff.
[8] RÜCKERT, Lauingen II, S. 27f.
[9] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[10] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[11] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.
[12] Mitterteich [LK Tirschenreuth].
[13] Wiesau [LK Tirschenreuth].
[14] BRAUN, Marktredwitz, S. 153. Braun datiert nach dem a. St.
[15] Vgl. dazu IMMLER, Kurfürst Maximilian I.
[16] Landshut; HHSD VII, S. 386ff.
[17] LAHRKAMP, Werth, S. 173.
[18] Amberg, HHSD VII, S. 20ff.
[19] Bodenstein, heute Ortsteil von Nittenau [LK Schwandorf].
[20] Philippsburg [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 632f.
[21] Mainz; HHSD V, S. 214ff.
[22] Neuss; HHSD III, S. 556ff.
[23] LAHRKAMP, Werth, S. 175f.
[24] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.
[25] LAHRKAMP, Werth, S. 189f.
[26] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.
[27] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[28] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 304 (die umfassendste Darstellung der Kriegsereignisse in der Oberen Pfalz).
[29] Sulzbach-Rosenberg [LK Sulzbach-Rosenberg]; HHSD VII, S. 728ff.
[30] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 303.
[31] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 298.
[32] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 303.