Schirstädt [Schirstette, Schirstet, Schierstedt, Schierstadt], Hans Christoph von; Obrist [ – ] Schirstädt stand als Obrist in kursächsischen Diensten. Der Erzgebirgschronist Lehmann erwähnt ihn unter 1634: „Die Crabaten aber hatten Sich feste gesezt und gaben nichts drauf, biß der Churfürst mit der gantzen Armada auß dem lager uffbrache, uber die Elbe zue Dresden[1] führete den 8. December und darmit vor Chemnitz[2] ziehen wolte, Do rißen allerst die keyßerlichen auß Chemnitz und von Scharfenstein[3] auß den Reitzenheiner Pas[4] in Böhmen, und weil Sie der Obrist Schirstette ettwas ereilte und untter ihnen schaden thete, gingen Sie desto geschwinder und eilender durch.[5]
Das Regiment Schirstädt lag im März 1635 in Eisenach.[6] „Erst im Dezember [1635; BW] trat hierin eine Änderung ein, weil die Truppen Banérs, verstärkt durch die Truppen Torstensons, überraschend nach Süden vorstießen, um den aus Hinterpommern heimkehrenden kaiserlichen Generalwachtmeister Morzin den Verbindungsweg zu den Sachsen abzuschneiden. Die Sachsen, die glaubten, die Schweden wollten sich Havelbergs[7] bemächtigen, gingen schnell auf Havelberg zurück und machten dieses zum Sammelplatz für alle noch im Lande verstreuten sächsischen Truppen. Der schwedische Angriff kam so überraschend, daß sich einige in der Prignitz[8] aufhaltende, nicht rechtzeitig benachrichtigte, sächsische Kavallerieregimenter[9] plötzlich von den Schweden umzingelt fanden. Morzin, der inzwischen Zehdenick[10] an der oberen Havel erreicht hatte, zog in Eilmärschen zum Entsatz der eingekreisten Sachsen herbei. Während die eine Hälfte seiner 12 000 Mann starken Armee geradewegs auf Ruppin[11] zueilte, zog die andere Hälfte durch den Glin[12] und den Bellin,[13] von wo sie am 6. Dezember über den Paß von Fehrbellin[14] gegen die Schweden vorstießen. Kaum waren die letzten Kaiserlichen über den Fehrbelliner Damm marschiert, da kam der sächsische Obrist Schirstet, dem es al einzigsten Heerführer gelungen war, sich durch die Umklammerung hindurchzuschlagen, von der Prignitz her mit seiner Bagage und der einiger anderer Regimenter über den Fehrbelliner Damm ins Havelland. Schirstet gönnte sich in Fehrbellin nur eine kurze Rast und zog, nachdem er die Brücke hinter sich hatte abwerfen lassen, im Schutze der Rhinniederung durch das nördliche Havelland nach Havelberg“.[15]
Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[16] aus dem von Eger[17] abhängigen Marktredwitz[18]erinnert sich an den August 1636: „Eodem [5.8.; BW] ist Herr Hauptmann Schedel von Tachau[19] und He[rr] Schierstadt von Pilsen[20] hie[r]her(o) [ge]kommen, welche das versprochene Geld abgeholt haben“.[21]
[1] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[2] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[3] Scharfenstein; HHSD VIII, S. 315f.
[4] Reitzenhain; heute Ortsteil von Marienberg [Erzgebirgskreis].
[5] LEHMANN, Kriegschronik, S. 86. Lehmann datiert nach dem alten Stil.
[6] PETER, Eisenach, S. 28; Eisenach; HHSD IX, S. 88ff.
[7] Havelberg [Kr. Westprignitz/Havelberg]; HHSD X, S. 217ff.
[8] „Landschaft im Nordwesten des Landes Brandenburg. Kleine Teile der historischen Region Prignitz gehören heute zu Mecklenburg-Vorpommern (bei Ludwigslust/Parchim) und Sachsen-Anhalt (bei Havelberg). Im Wesentlichen erstreckt sie sich aber über den Landkreis Prignitz und Teile des Landkreises Ostprignitz-Ruppin“ [wikipedia].
[9] Hier sei auf die im 2. Quartal erscheinende umfangreiche Darstellung von SENNEWALD, Das Kursächsische Heer, verwiesen.
[10] Zehdenick [Kr. Templin/Gransee]; HHSD X, S. 403f.
[11] Ruppin [Land u. Kr.]; HHSD X, S. 343f.
[12] Glien [Glin]: „eine annähernd kreisförmige Platte mit einer Ausdehnung von 12 bis 15 km nordwestlich von Berlin. Das Ländchen Glien wird vom Berliner Urstromtal mit dem Havelländischen Luch im Süden sowie dem Eberswalder Urstromtal mit den Niederungen des Rhinluches und der Muhre im Norden umgeben. Südlich des Havelländischen Luches liegt die Nauener Platte. Östlich, durch eine breite Urstromtalung getrennt, liegt die Hochfläche des Barnim. Nördlich des Rhinluches folgen die Granseer Platte und das Ruppiner Land. Im Westen geht der Glien in das lang gestreckte Ländchen Bellin über“ [wikipedia].
[13] Bellin: „eine kleine Hochfläche nordwestlich von Berlin, zwischen Nauen und Neuruppin. Sie kann als östliche Fortsetzung des Gliens angesehen werden“ [wikipedia].
[14] Fehrbellin [Kr. Osthavelland/Neuruppin]; HHSD X, S. 172.
[15] SCHRÖER, Havelland, S. 78f.
[16] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[17] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[18] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.
[19] Tachau [Tachov]; HHSBöhm, S. 595ff.
[20] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[21] BRAUN, Marktredwitz, S. 70.