Schlagmann, N; Obrist [ -August 1647] Schlagmann stammte aus Bretten[1] und stand jahrelang als Major in weimarisch-schwedischen Diensten. Am 15.2.1643 wurde er vor Tübingen[2] geschlagen und gefangen genommen, wie der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[3] in seinem 1647 erneut aufgelegten Florus berichtet: Ebener massen / nach dem 300. Weimarische Pferde vnter dem Geleite deß Majors Schlagmann vor Tubingen kommen / vnd Quartier begehrt / ist der Obrister Truckmüller [Druckmüller; BW] auff sie außgefallen / selbe zertrennet / vnd zu nichte gemacht / auch 250 Pferde / darunter der Major / neben 3. Rittmeistern gefangen“.[4]
Der Amtsverweser Reichenberg von Bretten hatte der Heidelberger[5] Regierung am 4.12.1643 vorgeschlagen, Schlagmanns Haus- und Grundbesitz in Bretten zu konfiszieren, woraufhin die Regierung am 4.12.1643 von Reichenberg ein Verzeichnis der Güter Schlagmanns anforderte. Über ein weiteres Vorgehen in dieser Angelegenheit ist nichts bekannt. Es lässt sich aber daraus ersehen, daß noch Ende 1643 ausgewanderte Protestanten, die sogar aktiv als Offiziere in den feindlichen Streitkräften dienten, Güter in der bayerischen Unterpfalz besitzen konnten.[6]
Anfang Juni 1647 führte er in französischen Diensten das Regiment Alt-Rosen.[7] Am 21.8. erklärten sich die Besatzungen von Rottweil,[8] Offenburg[9] und Hohenasperg[10] für „gut katholisch“.[11] „Die Besatzungen zu Offenburg in der Ortenau[12] und zu Aschberg hatten sich als ‚gut kaiserlich‘ erklärt. Dieselbe Erklärung hatte die Reichsstadt Rottweil mit ihrem bayrischen Kommandanten, dem Obristen Bißinger [Bissingen; BW], am 21. August ‚zu ihrem unsterblichen Ruhm‘ abgegeben. Das weiter in französischem Solde stehende weimarische Regiment Alt-Rosen, 400 Dragoner stark, hatte einen Angriff auf Rottenburg[13] am Neckar vor. Mit Bürgern Rottweils und seinen Soldaten überraschte Bißinger das sorglos dahinziehende Regiment ‚im freyen Veldt‘ – wohl in der Rast und ohne ausreichende Sicherung durch Feldwachen. Er ‚zertrümmerte‘ es in einem blutigen Gefecht: ‚… den Obristen Schlagmann mit vier Schüssen verwundet, so bereits auch gestorben. Den Major, drey Capitain neben etzlich und zwainzig Underofficieren und viel gemeinen Soldaten gefangen. Den Rest, was nicht ausgerissen, worunder zween Capitain, etzliche Leutenant und Fendrichs, niedergehauen und alle Bagage bekommen‘ „.[14] „Die hohen Verluste des Regiments, detailliert von Enckevoer [Enckevort; BW] genannt, waren für Schmidtberg ein Grund, den Marsch zum Bodensee nicht anzutreten. Bei der Aktion Bißingers und der Bürgerschaft Rottweils hat es sich nicht um eine der häufigen ‚Razzien‘ von nur lokaler Bedeutung gehandelt, die ebenfalls vorgenommen wurden. Nur weil sich die gesamte Reichsstadt ‚gut kaiserlich‘ erklärt hatte, konnte Bißinger eine Aktion solchen Umfangs wagen, war doch der Waffenstillstand zwischen dem Kurfürstentum Bayern und dem Königreich Frankreich nach wie vor in Kraft. Zwischen der Bürgerschaft Rottweils und der Besatzung muß ein gutes Verhältnis geherrscht haben, sonst wäre die bayrische Besatzung wohl nicht dem Beispiel der kaisertreuen Stadt gefolgt“.[15]
[1] Bretten [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 116.
[2] Tübingen; HHSD VI, S. 801ff.
[3] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[4] WASSENBERG, Florus, S. 511.
[5] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.
[6] MAIER, Unterpfalz, S. 562, Anm. 164.
[7] BAUR, Fürstentum Speier, S. 49.
[8] Rottweil; HHSD VI, S. 676ff.
[9] Offenburg; HHSD VI, S. 607ff.
[10] Asperg [LK Ludwigsburg]; HHSD VI, S. 29ff.
[11] RIEZLER, Baiern Bd. 5, S. 623; ders., Meuterei II, S. 216f.
[12] Ortenau [Landschaft]; HHSD VI, S. 617f.
[13] Rottenburg [LK Tübingen]; HHSD VI, S. 674ff.
[14] HÖFER, Ende, S. 111 (die zurezeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung der beiden letzten Kriegsjahre).
[15] HÖFER, Ende, S. 113.