Schneider von Schneidenau, Franz (Ritter)

Schneider von Schneidenau, Franz (Ritter); Obrist [um 1607-1674]

Schneider.FranzFranz (Ritter) Schneider von Schneidenau [um 1607-1674] stand als Obristwachtmeister, Obristleutnant bzw. Obrist unter dem Befehl von Melchior von Hatzfeldt in kaiserlichen Diensten.

Im Juli 1640 beschwerte sich Moritz Christian Graf von Wied-Runkel bei Hatzfeldt wegen der Exekution durch Obristwachtmeister Franz Schneider vom Regiment Epp.[1] Schneider schilderte im Januar 1642 aus Essen[2] die Verluste des Regiments Epp in der verlorenen Schlecht Lamboys gegen Kaspar von Eberstein und Guébriant bei Kempen und kümmerte sich um die Befestigung der Stadttore von Essen.[3] Im März 1642 verwandten sich Obristwachtmeister Johann von Plettenberg und Schneider für die Entlassung Epps aus der Gefangenschaft, in die dieser nach der verlorenen Schlacht geraten war.[4] Im August 1643 hielt er sich in Bedburg[5] auf und meldete Hatzfeldt im Monat darauf das Eintreffen hessen-kasselischer Verstärkung und die daraus entstehende Gefahr für Bedburg und Düren.[6]

Im Februar 1644 bat Philipp von Waldeck Hatzfeldt um Übernahme der Kompanie Schneiders wegen der Differenzen zwischen Obristleutnant Lippe und Obristwachtmeister Recke.[7] Albrecht von Brandenburg-Ansbach beschwerte sich im April 1644 wegen der Bedrohung der Bevölkerung von Wendelstein[8] durch Schneider.[9] Im September 1644 empfahl Johann Ludwig von Nassau-Hadamar Hatzfeldt ihn als Nachfolger des verstorbenen Obristleutnants Stümmel.[10] In diesem Monat war er in Mergentheim einquartiert.[11]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[12] aus dem von Eger[13] abhängigen Marktredwitz[14]erinnert sich an den November 1644: „Als wir nun diese Nacht gewisse Nachricht(ung) erlangt, daß Hatzfeldt andern Tags seinen Marsch herein- und das Hauptquartier allhier nehmen würde, (als) bin ich ihm den 18. Nov. mit H[errn] Oberstwachtmeister Moser bis gegen Kemnath[15] entgegengeritten, um zu versuchen, daß das Hauptquartier etwas leidlicher und nit gar zu stark hereinkäme. Das wurde [uns] versprochen. Beim Rückweg habe ich zu Waldershof[16] [zusammen] mit dem Pferd einen schweren Fall getan.

Das Hauptquartier – an die 500 Pferd[e] stark – ward nachmittags bezogen. Das binauische Regiment zu Fuß lag zu Dörflas,[17] die Regimenter zu Roß – das nassauische [Moritz Heinrich v. Nassau, BW], waldeckische [Philipp v. Waldeck; BW], hohenlohische [Siegfried v. Hohenlohe; BW], [das des] Franz Schneider und andere – lagen zu Pfaffe[n]reuth,[18] Man(t)ze[n]berg,[19] Reutlas,[20] Wölsau,[21] Haag,[22] Lor[e]n(t)zreuth,[23] Thölau[24] und Oberrebitz. Den andern Tag sind sie stillgelegen.

Den dritten Tag, [an dem] wir den Aufbruch [er]hofft, ist nichts anderes geschehen, [als] daß der Feldmarschall neben dem General Zoradesky [Zahradetzky; BW] um 10 Uhr gegen Eger [zu] marschiert ist. Verher(o) [hat] er [aber] noch Order [ge]geben, nit allein noch einen Tag stillzuliegen, sondern auch alle Regimenter zu Roß – samt der Bagage – hereinrücken zu lassen. Da [ist] dann [auch] das binauische Regiment zu Fuß noch herein in den Markt. Die Regimenter zu Roß aber sind alle – samt der Bage – in den Städeln und Vorstädten einlosiert worden. Da ist dann der Jammer erst recht an[ge]gangen. Ich hatte die zwei Tag[e] den General Zoradesky und den dritten Tag – mit 30 Pferden und Personen – [den] Oberst Rudolf von Binau bei mir.

Den vierten Tag ist dann der Aufbruch geschehen und der Marsch gegen Waldsassen,[25] das Hauptquartier für selbe Nacht aber auf Albenreuth[26] gefallen. Sie sind dann weiter nach Böhmen [hinein] [ge]gangen.

Diese Gäste haben bei uns abermals über 2000 Gulden verzehrt [und viel] verwüstet und verdorben. [Sie haben] nit allein die Städel sehr eingerissen und verbrannt, sondern haben auch das (Ge)stroh(e) und das ungedroschene Getreide unterschiedslos untergestreut und bei den Wachtfeuern (mit) verbrannt. Sie haben also großen Jammer und [große] Not hinterlassen.

Weil von dieser Reiterei etwas in den Vorstädten verblieben ist und sie ihre Verpflegung mit den Sechsämtern[27] [bekommen sollten], diese sich hierzu aber nit verstehen wollten, haben sie auf etlichen markgr[äfischen] Dörfern um Arzberg[28] das Vieh hinweggetrieben. [Es war] daher im ganzen Land große Unruhe.[29] Im Dezember informierte Schneider Feldmarschalleutnant Heinrich von Mercy über die Bewegungen schwedischer Truppen in Sachsen und deren Stärke.[30]

Für den 15.5.1645 hielt Leopold einen Mord durch einen Angehörigen dieses Regiments und die unzureichende Strafverfolgung fest: „Den 11. Mai sind an die 140 Reiter nach Arzberg [ge]kommen und haben nach Pfaffenreuth zu quartieren begehrt. Diweil wir es aber abgeschlagen, haben sie über Nacht auf der Beint stehen(d) bleiben wollen. Daher(o) haben wir endlich ihrem Begehren eingewilligt, doch [nur so], daß einem Reiter nit mehr als Bier und Brot und den Pferden nur Gras gereicht würde; für den Kapitänleutnant freilich, der sie führte, sollte [et]was in die Küche(n) kommen.

Von diesen Reitern war nun einer bei dem Tor zurückgeblieben, der sich mit einem unserer Reiter vollgesoffen und mit hereingewollt hatte. Weil aber der Kapitänleutnant befohlen hatte, keinen einzulassen, hat ihn auch unser Richter, H[err] Sebastian Schmidt, nit eingelassen. Daher(o) hat der eine auf H[errn] Richter stechen, der andere auf ihn schießen wollen. Das hat dann einen großen Auflauf bei der Bürgerschaft verursacht, der [insofern] bald gefährlich ausgeschlagen [wäre], da sie ihre Karabiner gespannt und die Hähne übergezogen hatten und dazu alle noch blindvoll waren. Doch hat man die zwei, mit Gefahr für unsere Soldaten, wehrlos gemacht, den einen hereingetan und den fremden hinausgeschlossen. Während selbiger ins Quartier nach Pfaffenreuth reiten wollte, hat er bei der Marterwiese(n) den Jakob Schmiedel von Pfaffenreuth, der, seinen Reitern Bier zu holen, hie[r]her(o) gehen wollte, angetroffen. Er hat niederknien und ein Vaterunser beten müssen. Dabei hat er ihn erschießen wollen. Weil ihm aber das Rohr versagte, hat er mit dem Rohr und mit der Pistole auf ihn [ein]-geschlagen, gestoßen und ihn so jämmerlich zugerichtet, daß er zu Boden fiel. Hierauf ist dann der Reiter mit dem Pferd vielmals über ihn hin- und hergesprengt, hat den von Hufeisen erbärmlich Zertretenen liegen lassen und ist davongeritten. Der arme Mensch, der sich noch ein wenig aufrichten konnte, ist dann [so]gar unter Schmerzen hereingekommen, hat seinen elenden Zustand entdeckt, hat sich etwas verbinden lassen und nach seinem Weib und seinem Kind gerufen, bis er alsbald still wurde und nichts mehr reden konnte. Gegen den anbrechenden Heiligen Himmelfahrtstag ist er – ohne Zweifel – selig verschieden und mit Christo zum Himmel gefahren, nachdem er vorher(o) auf der Marterwiesen genugsam(b) abgemartert worden war.

Diese Mordtat haben wir alsobald(en) dem Kapitänleutnant nach Pfaffenreuth berichtet und gebeten, daß er über den Täter die Justiz ergehen lassen wolle, damit die Rache, um die das unschuldige Blut rufe, ihn nicht selbst ergreife. Weil aber dieser Mörder anfangs nit zu finden war, so hat er sich doch erboten, nachzuforschen, wo und wer er sei. Sobald er ihn erlange, solle er, andern zur Abscheu, der Gebühr nach gestraft werden. Nach Mitternacht schickte der Kommandant herab und ließ vermelden, daß er den Täter ertappt hätte. Er stellte [es] uns frei, on wir ihn haben und sein Recht tun lassen wollten oder ob er ihn nach Eger liefern sollte, um ihn vor (das) das Kriegsrecht zu stellen. Wir sollten uns dies[bezüglich] bald erklären.

Weil er dann früh morgens mit den Völkern wieder anher(o) vor das Tor [ge]kommen war und auch den Täter gebunden mit sich führen ließ, hat er sich mit uns verglichen und teuer versprochen, daß er zu Eger das Standrecht über ihn ergehen lassen wolle. Auch sollte dem armen Weib und Kind dessen Geld, Pferd und Kleidung ohne Falsch redlich zugestellt werden. Wir haben ihn deswegen mit nach Eger geschickt. Es ist aber in allem nichts erfolgt.

Weil auch gestrigen Tags unsere Reiter von ihrem Oberstleutnant Franz Schneider aus Eger Order erhalten hatten, daß sie heute – den 15. Mai – in Eger sein sollten, haben wir zu ihrem Aufbruch und Fortzug jedem 16 Taler – in allem 160 Gulden – geben sollen. Wir haben aber die [Un]möglichkeit berichtet, worauf e[in] e[dler] Magistrat 120 Gulden zu geben befohlen hat. Wir haben ihnen aber nit mehr als 27 Gulden [und] 45 Kreuzer geben können, weshalb sie für das Übrige Vieh mitnehmen wollten. Wir haben ihnen aber versprochen, 2 Herren mit nach Eger zu schicken, die daselbst Richtigkeit machen sollten, worauf sie den 16. Mai abgezogen sind, nachdem sie vorher viel Ungelegenheit gemacht hatten, sondern auch [dadurch, daß sie] ihr Gewehr nit wieder annehmen wollten, nachdem man sie [schon] einmal wehrlos gemacht hatte. Unsere Abgeordnete[n] haben den Überrest von 92 Gulden und 15 Kreuzer bei dem Juden in Eger aufgenommen und bezahlt.

Weil der Kommandant dieser hatzfeldischen Völker, der Oberstleutnant Franz Schneider, mit dem, was ihm die Stadt Eger [ge]geben, nit begnügt sein wollte, hat er auf den Dörfern viel Vieh, das er mitnehmen wollte, zusammentreiben lassen. Da haben sie, als er mit seinen Wagen hinaus- und abziehen wollte, die Tore versperrt und ihn nit hinausgelassen, bis er alles Vieh wieder zurückgegeben hatte. Hingegen haben sie ihn vermöge seiner Ordinnanz mit Geld bezahlt.

Als er bereits schon abgezogen war, bekam er Order, daß er umkehren und noch länger in Eger (ver)bleiben sollte. Dahero sind auch unsere 10 Reiter wieder zu uns [ge]kommen. Weil sie aber keine schriftliche Order hatten, haben wir sie nit ein-, sondern vor den(en) Toren gelassen. Als wir zu Eger Rat(s) geholt, ist uns befohlen worden, sie [her]einzunehmen. Sie hätten [unseren] Abgeschickten gerne noch mehr Reiter mitgegeben“.[31] […] Den 2. Juni sind unsere 10 Reiter auf erlangte Order [hin] ab und nach Eger gezogen. Sie haben große Ungelegenheit gemacht und uns über 300 fl. gekostet“.[32] […] „Den 5. Juni sind von unseren [einst] hier gelegenen Reitern von Eger heraus abermals 3 anher[ge]kommen. Sie brachten von ihrem Oberstleutnant Schreiben mit, Darin(nen) er berichtet, wie er Order bekommen, daß er noch länger zu Eger verbleiben und stehen sollte. Weil er aber unsere 10 assignierten Reiter wegen der Feindspartei nit herauslassen wollte, sollten wir für 8 Tage Heu, Hafer und Stroh für sie nach Eger hinein(ver)schaffen, widrigenfalls er es selbst abholen müßte. Wir haben damals etwas an Heu, 20 Meß Hafer, 20 Schock Stroh, 3 Eimer Bier und 15 Gulden an Geld mitgeschickt“.[33]

„Den 11. [Juni; BW] dito sind abermals zwei Reiter mit einem Schreiben von ihrem Oberst und dem hatzfeldischen Leutenant Franz Schneider von Eger [ge]kommen, daß wir hineinkommen, mit seinen 10 Reitern abrechnen und ihnen ihre völlige Verpflegung reichen sollten. Es sind ihnen abermals 20 Meß Hafer, 26 Bund Stroh und 3 Eimer Bier eingereicht und an Geld 18 Gulden [ge]geben worden“.[34] Im Juni wurde der auch in Eger sehr unbeliebte Schneider von den Bürgern gefangen gesetzt.[35] Im November dieses Jahres war er in Stollhofen[36] und ersuchte Hatzfeldt um die Unterstellung seiner Kompanie in dessen Dienste.[37]

An der Belagerung Korneuburgs[38] im Juni 1646 nahm er teil und schilderte Hatzfeldt seine finanzielle Notlage.[39]

Die Bestätigung des alten Ritterstandes erfolgte am 12.9.1649.[40]

Noch im Juni 1655 bat er von Pressburg[41] aus um die Zahlung seiner ausstehenden Gelder.[42]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 610.

[2] Essen; HHSD III, S. 213ff.

[3] Düren; HHSD III, S. 182ff.

[4] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 134.

[5] Bedburg; HHSD III, S. 57f.

[6] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 223; Düren; HHSD III, S. 182ff.

[7] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 272.

[8] Wendelstein; HHSD VII, 807.

[9] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 235.

[10] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 73.

[11] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 223; (Bad) Mergentheim; HHSD VI, 41ff.

[12] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[13] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[14] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.

[15] Kemnath; HHSD VII, S. 351f.

[16] Waldershof [LK Tirschenreuth].

[17] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].

[18] Pfaffenreuth, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[19] Manzenberg, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[20] Reutlas; heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[21] Wölsau, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[22] Haag, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[23] Lorenzreuth, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[24] Thölau, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[25] Waldsassen [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 785ff.

[26] Albenreuth [LK Tirschenreuth].

[27] Arzberg, Kirchenlamitz, Selb, Thierstein, Weißenstadt und Wunsiedel, 1613 gebildet.

[28] Arzberg [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 31f.

[29] BRAUN, Markredwitz, S. 227f.

[30] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 223.

[31] BRAUN, Marktredwitz, S. 235ff.

[32] BRAUN, Marktredwitz, S. 238.

[33] BRAUN, Marktredwitz, S. 238.

[34] BRAUN, Marktredwitz, S. 239.

[35] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 223.

[36] Stollhofen; HHSÖ I, unter S. 498, 582.

[37] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 223.

[38] Korneuburg; HHSÖ I, S. 359ff.

[39] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 223.

[40] DOERR, Der böhmische Adel, S. 130.

[40] Pressburg [Bratislava, ungarisch Pozsony].

[41] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 223.

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