Schweinitz, Georg Hermann Freiherr von; Obrist [24.2.1602 auf Burg Crain (Krain) – 30.4.1667 in Breslau] entstammte einem alten schlesischen Adelsgeschlecht und wuchs auf der Burg Crain[1] auf. Nach dem Besuch der Lateinschule zu Jauer[2] unternahm von Schweinitz die übliche Kavalierstour durch West- und Südeuropa und begab sich dann in die Dienste des Herzogs zu Liegnitz und Brieg. Schweinitz war Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft und trug den Beinamen „der Bringende“.
Nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges kämpfte Schweinitz zunächst auf Seiten der Protestanten gegen die Kaiserlichen und wurde 1623 von der Truppen des Generals Tilly[3] gefangen genommen. Nachdem Schweinitz im Gefangenenaustausch seine Freiheit zurück erhalten hatte, heiratete er 1624 Elisabeth von Schliebitz. 1634 trat er wieder ins Heer ein. 1638 erfolgte seine Beförderung zum Obristen-Wachtmeister. In der 2. Schlacht bei Breitenfeld[4] diente von Schweinitz im kursächsisch-kaiserlichen Heer unter Octavio Piccolomini als Kommandeur einer Fußknechtseinheit.[5] Kurz darauf erhielt er als Obristleutnant des Regiments Arnim durch den Kurfürsten Johann Georg I. seine Ernennung zum Stadtkommandanten von Freiberg,[6] um die bedeutsame Stadt gegen die schwedischen Truppen zu verteidigen.[7]
Während der Belagerung[8] durch Torstensson koordinierte Schweinitz in Zusammenarbeit mit Bürgermeister Jonas Schönlebe während des Winters 1642/43 die Verteidigung und kündigte mit einer Truppenstärke von 290 Mann den 6.000 Belagerern den Kampf an. Nachdem die Schweden 1643 wieder abzogen, ohne die Stadt eingenommen zu haben, verlieh ihm Ferdinand III. die Goldene Kette.
Der Hofer[9] Chronist Rüthner hält fest: „Den 23. December[10] [a. St.] ist der aufbruch der ganzen ar-[p. 256] [schwedischen; BW] armee nach Freyburg geschehen, und haben sie alle fähnlein fliegend geführet, so weit man sie hat sehen können, und ist die stadt Leipzig[11] von generalmajor Liliens [Lillie; BW] als commendanten mit 2 regiementern besezt worden. Die stadt Freyberg aber, 4 meilen von Dreßden[12] liegend, ist von der ganzen schwedischen armee vom 27. december, als am 3. Weynachtfeyertag, an erstlich durch den obrist Diedemann anfänglich mit etlichen commendirten reutern berennet, den dritten tag hernach aber mit der infanterie und ganzem corpore beschloßen[13] worden, bis auf den 17. februarii des anno. 1643. jahres, folglich ganzer 7 wochen belägert und hart bedränget worden, maßen dan[n] derselben mit schießen, brennen, feuerkugeln, handgranaten, minenspringen und steinwerfen sehr hart zugesezt, also dass sich sehr zu verwundern war, wie vor einer so großen armee und bey so scharpfem ernst eine berg- und landstadt sich so lange halten und wöhren können, welches sie aber mit ruhm und dermaßen ritterlich gethan, bis sie am gedachten 17. februarii von dem general Broy avantquarde und folgenden tages vom römisch kayserlichen generalfeldmarschall, dem durchlauchtigten hochgebohr-[p. 257]nen fürsten und herrn, herrn Octavio Picolimini-Arragona, Herzogen zu Malfy, völlig ensezt und erlöset worden. Die mauen und thürme sind zum öftern niedergeschossen und eingeworfen, von denen belägerten aber jederzeit bald möglichst reparirt und ausgeflickt, zuletzt aber dannoch also durchlöchert worden, dass, als gedachter entsaz für die stadt kommen, so haben die officiers alles besichtiget und theils wegen des feindes verübten wuth und bezeugten grosen ernst, theils auch wegen derer entgegengesetzten wercke und wöhren sich sehr verwundert. Unter andern hat einer begehret ihm zu vergönnen, dass er mit dem pferdt über die breche in die stadt reuten dorfte, darmit er davon hernach sagen könne, welches auch, nachdem ihm solches vergönstiget und zugelassen worden, würcklich geschehen ist. Sowohl seiner kayserlichen mayestaet als auch ihro churfürstlichen durchlaucht zu Sachsen haben diese der stadt Freyberg standhaftigkeit und des herrn commendantens, herrn Georg Hermann von Schweidnitz auf Rommitz, des hochlöblichen arnimbschen regiment zu fuß wolbestalten obristlieutenant, mannlichkeit wie auch des darinnen regierenden burgermeisters und gesamter burgerschaft gu-[p. 258]ter, getreuer hülfe und fürsorge, auch sämtliches bezeugen, allergnädigst erkandt und gerühmet, auch nach erlösung der stadt ihnen allen allergnädigst zugeschrieben, mit vielen verehrungen und schenckungen begabet und begnadiget. Auch haben die leute gute einigkeit und correspondence miteinander gepflogen und ist zeit wehrender belägerung ganz nichts theur worden“.[14]
Der Erzgebirgschronist Lehmann berichtet dazu ausführlich: „In Freyberg lagen nur 290 Mann geworben Volck. Alß (man) der Schwedische General Torstenson Leipzig wieder befestigt und besezt hatte, brach er den 27. December [mit] der Armee vor Leipzig auf, schickte den Obristen Dietemann mit 800 Pferden vorran und ließ am dritten Feyertag in Weinachten die statt frühe umb 7 Uhr berennen, Er folgte selbst mit 20 Brigaden zue fuß und der gantzen Armee, ginge gerade uff Born,[15] Rochlitz[16] vor Freyberg, belagerte die Stad ernstlich und brauchte darfür die hochste gewalt 54 tage lang, fast 8 wochen, durch Januarium und Februarium in hartten winder, bey harten Winder und ungestummen Schnee- und Stöber-Wetter. Den 30. December schneiete und stoberte es, daß mann kein auge kunte aufthun. Das hielte an durch den Januarium. 3. Januar wahr ein grausamer Wind. Den 8., 9., 10. schneiete es aneinander, und musten doch die Soldaten schantzen und in laufgraben liegen in großer kelde. Der Himmel warnete Sie, die Schweden. Den 21. Januar wahr ein großer Wind, drauf folgete ein regen, daß die Musquetirer mit ihren gewehr musten in Waßer stehen die halbe knie tief und löcher in die abseiten machen, das feuer zu erhalten und darbey sich zue wermen. Frühe umb 2 Uhr hörte mann ein brausen in Wolcken, alß donnerte und erdbebete es, es Plizte und gab einen grosen Donnerschlag, und fielen 2 große klumpfen feuer vom himmel. Den 23. Januar war des Nachts abermahl ein Unnatürlicher Wind und Wetter, donnern und Plitzen, und sahe man wieder fallen. Den 24. Januar wahr ein schneien und stöbern, des abendts um 7 sahe Mann uber der Stad 2 feurige kegeln stehen wie waßer Monden, die uff beyden Seiten strahlen warffen. Den 25. Januar war eitel unstet Wetter, schneestöbern und regen Wetter drin. Den 28. Januar stunde ein Schwarz Creutz am himmel, und regnete in Schwedischen lager blut und feuer, daß den Pferden die Mehnen hat verbrand. Alda hatten Sie schon 1500 Mann verlohren und eingebüst. Es wahr continuirliche kelde biß in Meyen. Die Pircken wahren noch nicht ausgeschlagen. Die Soldaten trugen Fichten ein. Ungeacht die Schweden schon das Thor und thurm, den Zwinger und Stadgraben innen und die Mauer 20 ellen lang niedergefellet hatten, daß Man uber die Breche reiten und lauffen können, Muste Torsten-Sohn doch Gott und dem Succurs der keyßerlichen, die sich bey Pilsen mit den Hatzfeldischen Corps conjungiret hatten und sich ans gebirg Nach Brix[17] gezogen hatten,[18] endlichen weichen, do sie uber 3000 vor der Stadt verlohren hatten, die Sie nur die Hexenstadt hießen. Merian sagt, daß binnen wehrender belagerung 5399 schöße aus Canonen, 112 feuerballen, 200 handtgranaten, unzehlig steine, auch Centnergewichte, Amboß hineingetan und geworfen, 14 Minen gesprenget, etliche mahl gestürmet, und die mauer viel lachter lang niedergeworfen worden, wie ihre eigene Chronic bezeuget. Untter solcher belägerung haben die Ober-Ertzgebirgischen nicht allein viel 1000 pfund brod und allerhandt Victualien an fleisch, bier, haber, schmalz wöchentlich zueführen müßen, sondern auch Salvaguarden einnehmen und kostbarlich untterhalten, nicht nur einzelne partien, sondern ganze regiementer verpflegen, die alles in gebirg verderbet, die leute geprügelt, gerädelt, außgezogen, verwundet, zur ranzion gezwungen, mitgeschleppet, daß sich kein Mensch auf den lande durfen sehen laßen. Es ist keiner kirche noch Pfarrhauses verschonet worden, oft Sindt sie mit 30, 40 wagen kommen, das gedreit ausgedroschen, aufgeladen, viehe, Pferde, futter, bier und mobilien und, was sie angetroffen, weggeführet. Do haben keine Salvaguarden, gelt noch vorbitte geholffen, und darmit er vor Freyberg sicher lege vor den uberfall der keyßerlichen in Böhmen, hat Torsten-Sohn gantze regiementer ins gebirg nach Marien-[19] und Annenberg,[20] nach Wolckenstein[21] gelegt, die Stett an Böhmischen Wald geparteiet und alle winckel unsicher gemacht; es ging alles untter einander, und wuste niemandt, wer sie wahren, ohne wen Sie sich in ämptern und Städten angeben, Commiß, contribution, discretion und verpflegung haben wolten.[22] Nach deme nun der Schwedische General Torsten-Sohn mitten in winder und untter seinen podagrischen schmertzen alle gewalt vor Freyberg angelegt und doch nichts außgerichtet hatte, sonderlich weil der keyßerliche Succurs von 16 000 Mann unter dem Commando Herrn Octavii Piccolomini[23] nahe herbey kommen wahr und sein Haupt-Quartir zue Dippoldswalde[24] nur 2 meil von Freyberg hatte, und nunmmehr die regiementer schon hart uff einander traffen, ist der General mit der Armee frühe binnen fünf stunden den 18. Februar in gutter ordnung mit allen stücken aufgebrochen, seinen March auf Döbeln,[25] Lumnitzsch[26] an die Elbe nach Streele[27] genommen“.[28] „Der Commendant Schweinitz wurde Obrist und bekam andere 2 Compagnien zur besatzung, die kosteten wochentlich 607 thl. und 9 gr., und musten 4 Ämpter darzu contribuiren, die Stad befestigte sich wieder vom 17. Februar biß in August und verbaute 1652 fl“.[29]
Piccolomini schrieb am 15.2. aus Brüx[30] an Erzherzog Leopold Wilhelm und versprach, die Aufgabe, mit der ihn Ferdinand III. und Leopold Wilhelm betrauten, nämlich Freiberg Hilfe zu bringen, gewissenhaft zu erfüllen. Er habe Rudolf von Colloredo benachrichtigt, dass alles für seine, C.s, Kommandoübernahme vorbereitet sei, da er sich selbst nach Beendigung dieses Unternehmens zu Ferdinand III. und Leopold Wilhelm begeben werde.[31] In einem zweiten Schreiben vom selben Tag teilte er dem Erzherzog mit, dass Freiberg bereits mehreren Angriffen ausgesetzt gewesen sei, ein Stadttor sei ausgebrannt. Er habe den Kurier aufs Neue seiner baldigen Hilfe versichert, um die Wehrbereitschaft zu stärken. Die Armee habe er angewiesen, vorzurücken und Glashütte[32] zu besetzen; am 10.2. hätten ihm die Kroaten Gefangene nach Glashütte gebracht. Angeblich würden die Schweden täglich Angriffe unternehmen, Sappen graben und Minen legen, um mit einem Generalangriff der kaiserlichen Armee zuvorzukommen.[33] Einen Tag später informierte er Bernard de la Fontaine,[34] er werde Freiberg Hilfe bringen, da die Rettung der Stadt wichtig sei und eine Wende des Krieges herbeiführen könne. Die Stadt wehre sich tapfer. Die schwache Seite der Kriegsführung der kaiserlichen Armee sei stets ihr Zaudern gewesen, das einer rechtzeitigen Ausführung vorteilhafter Maßnahmen im Wege stand.[35] Während der 53 Tage dauernden Belagerung versorgten die Berg- und Hüttenleute um Berghauptmann G. F. von Schönberg die Stadt über untertägige Grubenanlagen mit Lebensmittel und hielten die Verbindung zum Hof in Dresden aufrecht. Tapfer hielten sich die kurfürstliche Besatzung unter G. H. von Schweinitz und die städtischen Defensioner unter Leutnant Peter Schmohl. Am 20.2. schrieb Leopold Wilhelm aus Wien an Colloredo, er habe Piccolomini angewiesen, Freiberg[36] so schnell wie möglich zu entsetzen. Sicher werde Colloredo laut letztem Schreiben vom 17.2. jenem die restliche Artillerie und Infanterie als Hilfstruppe nachgeschickt haben; nun verlange Piccolomini die Abkommandierung weiteren Fußvolks aus Prag. Er, L. W., habe erfahren, dass 600 Mann des österreichischen Heeres am Vortag über Iglau[37] anmarschiert seien und jetzt in der Umgebung von Caslau[38] stehen; diese Truppe solle er möglichst schnell als Ersatz für die abkommandierten Soldaten nach Prag führen.[39]
Am 26.2. teilte Piccolomini dem Erzherzog aus Glashütte[40] mit, die Armee sei über Teplitz[41] in Sachsen einmarschiert. Gegen Freiberg habe er Kroaten kommandiert, die in der vergangenen Nacht Gefangene mitgebracht hätten; diese sagten aus, dass die Stadt unter ständiger Kanonade stände (am Morgen seien die Schüsse bis ins Feldlager zu hören gewesen) und dass ein Generalangriff bevor stehe. Ihn selbst hätten die schlechten Wege und das Wetter aufgehalten. Er wollte aber noch in der Nacht oder am frühen Morgen bis Dippoldiswalde vorrücken, von wo dann schon bessere Wege führen. Nun habe er erneut alle Kroaten ausgeschickt, ihnen noch 500 deutsche Reiter beigegeben und Bruay mit einer weiteren Reiterabteilung nachgeschickt. Ihre Aufgabe sei es, in der nächsten Umgebung der Stadt Scharmützel zu provozieren, um die Belagerer in ihren Vorbereitungen auf den Generalangriff zu stören und den Verteidigern zu zeigen, dass sie nicht verlassen seien. Hierauf habe er eine Ansprache an alle Offiziere und Soldaten gehalten, damit jeder wisse, was er zu tun habe, und bei allen große Entschlossenheit festgestellt.[42]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet: „Auff solch empfangenen Käyserlichen Befehl hat der Herr Feldmarschall Graff Piccolomini / an wolermeldten Commendanten zu Freyberg / nachgesetztes Briefflein dirigirt:
Dem Woledelgebornen / vnd Gestrengen Herrn Georg Herman von Schweinitz / Churf. Durchl. zu Sachsen / etc. bestellten Obrist-Lieutenant / vnd Commendanten in Freyberg / etc. Meinem hochgeehrten Herrn.
Wol-Edelgeborner / vnd Gestrenger / insonders geehrter Herr Obrister-Lieutenant / die Römische Käyserliche Mayestät / vnser allergnädigster herr / haben mit sonderbarer Gemüthserfrewunge / daß die Statt Freyberg / durch deß Herrn Oberst-Lieutnants / vnd anderer / darinnen sich befundener Officirer / vnd Soldaten / auch Adels / vnd Bürger / biß auff Anlangung deß Succurß / mit vnerschrockenem Muth / vnnd Mannlichen Dapfferkeit / beständig manutenirt / auß meinem wieder zurück geschickten allervnterthänigsten Schreiben vernommen. Vnd dieweil zu einem Gedächtnuß Käys. May. ihm eine güldene Ketten widerfahren lassen wollen / nebenst einer andern vor den Herrn Bürgermeister Schönleben / welcher inner 2. oder 3. Tagen ankommen sollen : So kann der Herr Oberst-Lieutenant anhero abordnen / der solche beyde Ketten abholen / auch auß Ihr Käys. May. allergnädigsten Handsbrieffe die allergnädigste Gewogenheit mit mehrerm ersehe. Vnd zu aller gehorsamster folg dessen / was Ihre Majestät mir schreiben / die Nahmen / vnd Geschlechte / derer von Adel / vnd sonderlichen auch deß Herrn Obristen Wachtmeister Muffels / vnd anderer guten Officirer / in eine außführliche Lista setzen / vnd bringen / damit ihr aller auch gedacht werde. Wo ich auch vor meine Person ihnen allerseits dienen kann / wollen sie sich dessen / vnd sonsten meiner Gewogenheit / jederzeit versichern. Der ich verbleibe.
Deß Herrn ObristenLieutenants
dienstwilliger
Ottavio Piccolomini.
Geben im Hauptquartier Plauen[43] / bey Dreßden / am 7. Martii S. V. Anno 1643″.[44]
Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[45] schreibt in seinem „Florus“ von 1647 über die Gründe, weshalb die Schweden die Belagerung Freibergs aufhoben: „Als die Belägerung der Statt Freyburg / wie oben Anregung geschehen / allerdings geschlossen / die Battereyen färtig / vnd Stücke darauf gebracht worde[n], hat man vmb 2.12. [1.1643; BW] dieses Bresche zu schiessen angefangen / vnd nachmals einen gantzen Monat durch mit spielenden Minen / Approchen / Sturmlauffen / vnd Fewerwerffen vnauffhörlich angehalten. Weil aber der Statthalter darinnen Georg Hermann von Schweinitz sampt seinen vnterhabenden 1200. Chur-Säxischen Soldaten zu Roß vnd Fuß / auch vielen Jägern vnd Bergleuten / sich überauß tapffer gewähret / auch der Keyserl. Entsatz in 9000. Pferd vnd vber 5000. Mann zu Fuß benebenst 26 Stücken Geschutz herbey genahet / haben die Schwedische nicht lenger warten wollen / sondern die so kostbare vnd fast zum end gebrachte anderthalb monatliche Belägerung gantzlich auffheben müssen.
Wiewol die Schwedische solchen Auffbruch nicht der Keyserischen ankunfft / oder daß sie sich vor denselben beförchten müssen / sondern deme bloß zuschreiben wollen / weil durch gegentheils beynahung ihnen die örter entzogen worden / worauß sie sonsten ihre füterung holen müssen / vnd dasselbe / vmb sich der Lebensmittel zu bedienen / Dresden / Pirna[46] / Meissen[47] / die sämptliche Bergstätte / vnd das Königreich auff dem rücken gehabt / hergegen sie / die Schwedischen / an Futter vnd Vnterhalt hetten mangel leiden müssen“.[48]
Piccolomini selbst schrieb am 27.2.1643 aus Dippoldiswalde[49] an Maximilian I.: Die Stadt habe sich trotz äußerster Gefahr wirklich gehalten. Der Gegner hatte bereits ein Stadttor und zwei Türme besetzt und große Aufregung verursacht, da er eine Mine in die Stadt legte. Heute Morgen um vier Uhr habe er angesichts der schnell vorrückenden kaiserlichen Armee den Rückzug angetreten. Diese Armee habe bewiesen, dass sie fähig sei, ihre Gegner zu besiegen. Dies sei ein guter Anfang der diesjährigen Kampagne.[50]
Schweinitz wurde 1643 in den Freiherrnstand erhoben. 1644 erwähnt ihn Lehmann wieder: „Der Churfürst zue Saxen hatte seine Völcker umb Chemnitz zuesammen geführet, die Statt zue belägern. Den 25. april zoge dafür der Obrist Schweinitz mit 5 Compagnien“.[51]
1644 verstarb seine Frau. Schweinitz schloss im Jahre darauf seine zweite Ehe mit Anna Katharina von Ende.
„Eine Beschwerde über seine Notlage war für den Soldaten gefährlich, wie das Beispiel von neun Soldaten der Schweinitzschen Kompanie zeigt, die am 30. April 1645 zum Tode verurteilt wurden (einer von ihnen wurde tatsächlich in Freiberg gehenkt), weil ‚sie sich ihrer hinderstelligen wöchentlichen Lehnungen halber beklaget’“.[52]
Für den Januar/Februar 1646 hält der Erzgebirgschronist Lehmann fest: „Item der Obriste Schweinitz zog zue sich seine 2 Compagnien untter hauptmann Mosdorf und Schmieden, der eine zur Tschopa,[53] die andere zum Wolckenstein gelegen wahren, die auf churfürstlichen Befehl den 10. Februar nach Freyberg marchiren musten, und was an reutterey wahr, das flohe alles auf Dresden zue, damit bey außgang des anstandes sie desto beßer versichert wehren.[54]
Bis 1648 kämpfte Schweinitz als Regimentskommandeur bei der Wiedereinnahme von Meißen, Chemnitz, Zwickau,[55] Rochlitz[56] und Leipzig[57] aus der Hand der Schweden und erhielt seine Ernennung zum kursächsischen Kammerherrn.
Nach Kriegsende wirkte Schweinitz als Amtshauptmann auf Stolpen,[58] Klippenstein[59] und Hohnstein.[60] Anschließend ging er in böhmische Dienste und leitete 1663 den Ausbau der Stadtbefestigung von Breslau[61] zum Schutz der Stadt vor einem Angriff der Türken.
[1] Bei Strehlen [Strzelin; LK Strzelin].
[2] Jauer [Jawor, Stadt u. Fürstentum; Schlesien, h. Polen]; HHSSchl, S. 206ff.
[3] Vgl. JUNKELMANN, „Der Du gelehrt hast meine Hände den Krieg“. JUNKELMANN, Tilly. Eine Karriere; JUNKELMANN, Tilly. Der katholische Feldherr; KAISER, Politik.
[4] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.
[5] RUDERT, Kämpfe, S. 137 (hier: Schleinitz !).
[6] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.
[7] Vgl. auch SENNEWALD, Die Kursächsische Armee.
[8] BENSELER, Geschichte Freibergs, S. 988ff.
[9] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[10] Bei LEHMANN, Kriegschronik, ist es dagegen der 27.12. a. St. Lehmann datiert gewöhnlich nach dem alten Stil.
[11] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[12] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[13] eingeschlossen
[14] KLUGE, Hofer Chronik, S. 211f.
[15] Borna; HHSD XI, S. 34ff.
[16] Rochlitz; HHSD VIII, S. 303ff.
[17] Brüx [Most]; HHSBöhm, S. 79ff.
[18] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1396: Piccolomini an Leopold Wilhelm, Brüx, 1643 II 15: Er versprach, die Aufgabe, mit der ihn Ferdinand III. u. Leopold Wilhelm betrauten, nämlich Freiburg Hilfe zu bringen, gewissenhaft erfüllen werde. In einem zweiten Schreiben vom selben Tag (Nr. 1397) schrieb er dem Erzherzog, dass Freiberg bereits mehreren Angriffen ausgesetzt gewesen sei, ein Stadttor sei ausgebrannt. Er habe den Kurier aufs Neue seiner baldigen Hilfe versichert, um die Wehrbereitschaft zu stärken. Die Armee habe er angewiesen, vorzurücken u. Glashütte [HHSD VIII, S. 115f.] zu besetzen; am 10.2. hätten ihm die Kroaten Gefangene nach Glashütte gebracht. Angeblich würden die Schweden täglich Angriffe unternehmen, Sappen graben u. Minen legen, um mit einem Generalangriff der ksl. Armee zuvorzukommen. Nr. 1398: Einen Tag später schrieb er Fuentes [= Bernard de la Fontaine, u. nicht wie angegeben Gaspar de Teves Telly y Guzmán, BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, S. 503 !], er werde Freiberg Hilfe bringen, da die Rettung der Stadt wichtig sei u. eine Wende des Krieges herbeiführen könne. Die Stadt wehre sich tapfer. Die schwache Seite der Kriegsführung der kaiserlichen Armee sei stets ihr Zaudern gewesen, das einer rechtzeitigen Ausführung vorteilhafter Maßnahmen im Wege stand. Nr. 1400: Am 20.2. schrieb Leopold Wilhelm an R. Colloredo, er habe Piccolomini angewiesen, Freiberg so schnell wie möglich zu entsetzen.
[19] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.
[20] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.
[21] Wolkenstein; HHSD VIII, S. 364f.
[22] LEHMANN, Kriegschronik, S. 142f.
[23] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1401: 1643 II 26: Piccolominis 18-Punkte-Disposition über den Entsatz Freibergs.
[24] Dippoldiswalde; HHSD VIII, S. 59f.
[25] Döbeln; HHSD VIII, S. 61f.
[26] Lommatzsch [Kr. Meißen]; HHSD VIII, S. 210f.
[27] Strehla [Kr. Riesa]; HHSD VIII, S. 341f.
[28] LEHMANN, Kriegschronik, S. 146.
[29] LEHMANN, Kriegschronik, S. 147.
[30] Brüx [Most]; HHSBöhm, S. 79ff.
[31] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1396.
[32] Glashütte [Dippoldiswalde]; HHSD VIII, S. 115f.
[33] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf,, Nr. 1397.
[34] nicht wie angegeben Gaspar de Teves Telly y Guzmán, BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, 503 !
[35] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1398.
[36] Brüx [Most]; HHSBöhm, S. 79ff.
[37] Iglau [Jihlava]; HHSBöhm, S. 214ff.
[38] Časlau [Časlav, Bez. Kuttenberg]; HHSBöhm, S. 90ff.
[39] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1400.
[40] Glashütte [Dippoldiswalde]; HHSD VIII, S. 115f.
[41] Teplitz [Teplice]; HHSBöhm, S. 604ff.
[42] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1402.
[43] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.
[44] THAETRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 30.
[45] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[46] Pirna; HHSD VIII, S. 276ff.
[47] Meißen; HHSD VIII, S. 223ff.
[48] WASSENBERG, Florus, S. 507f.
[49] Dippoldiswalde; HHSD VIII, S. 59f.
[50] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1403.
[51] LEHMANN, Kriegschronik, S. 152.
[52] GENTSCH, Dreißigjähriger Krieg, S. 209.
[53] Zschopau; HHSD VIII, S. 378f.
[54] LEHMANN, Kriegschronik, S. 165.
[55] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[56] Rochlitz; HHSD VIII, S. 303ff.
[57] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[58] Stolpen [Kr. Sebnitz]; HHSD VIII, S. 340f.
[59] Schloss Klippenstein, in Radeberg [LK Bautzen].
[60] Hohnstein [Kr. Sebnitz]; HHSD VIII, S. 151f.
[61] Breslau [Wrocław]; HHSSchl, S. 38ff.