Sommerfeld [Sommerfeldt], Andreas von
Sommerfeld [Sommerfeldt], Andreas von; Obristleutnant [1608-16.9.1681] Sommerfeld, Herr auf Vargula,[1] Ottmannshausen[2] und Ballstädt,[3] stand als Major bzw. Obristleutnant der Artillerie in schwedischen Diensten. Er war Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ als „der Gewappnete“,
Der Jenaer[4] Chronist Beier hält fest, dass Sommerfeld als Major der Artillerie im Dezember 1640 bei ihm einquartiert war.[5]
Über die Ereignisse in der freien Reichstadt Mühlhausen[6] heißt es in der Thomas-Chronik; mittlerweile war Sommerfeld Obristleutnant: „D. 10. und 11. April [20. u. 21.4.1646; BW] hat die schwedische Armee auf dieser Stadt vorbeigezogen teils durch die Vorstadt, worunter Ihre Excellenz H. Reichszeugmeister Carl Gustav Wrangel, teils auch auswärts mit der Armee gegangen, wozu der Rat allhier hat geben müssen: 6 Faß[7] Bier, 400 Pfund Weißbrot, 600 Scheffel[8] Hafer und etliche Säcke Mehl für die Infanterie, ohne was den Generalspersonen an Victualien, so auch 100 Rtlr. betroffen hat, dazu sechs Wagen und 48 Pferde zum Vorspann bis in das nächste Quartier, wie auch zur Artillerie gehörige Sachen verschaffen soll. Item Oberstleutnant Sommerfeld ist wegen der 48 Vorspannpferde für die Artillerie hier in Mühlausen in Johann Weides Haus logiert, worunter er auch zugleich die von seinem Schwehervater Peltze in dotem cedierte 2200 Rtlr. mit großer Importunität gesucht und den Rat betrügerische, leichtfertige Leute und dergleichen gescholten, ist aber mit einem Vergleich des Abends wieder abgegangen, da ihm dann ein Pferd für 52 Rtlr. verehrt und weil man etzliche Pferde zum Vorspann nicht alsbald hat können zusammenbringen, sind ihm dafür 100 Rtlr. ausgezahlt worden.“.[9]
Im Juni 1646 war Sommerfeldt an den Überfall auf Marsberg[10] beteiligt.
„General Hans Christoph von Königsmarck, ein Altmärker in schwedischen Diensten, der zu dieser Zeit mit seinen Truppen in der Nähe von Marsberg vorbeizog, erfuhr von den Bestrebungen der Oberstädter. Er ordnete, vielleicht auf Befehl Wrangels oder auf Bitten der Gräfin [Amalie Elisabeth v. Hessen-Kassel; BW], die eine weitere Zusammenrottung der kaiserlichen Elemente fürchtete, die völlige Zerstörung der Stadt an. Damit war der wirtschaftliche Verfall der Oberstadt besiegelt. Alles was Wrangel an Vieh, Lebensmitteln und Gebäuden übrig gelassen hatte, wurde geraubt oder zerstört. Es ging sogar soweit, daß die Soldaten den Einwohnern die Kleider vom Leib rissen und sie vor die Tore trieben. An allen Ecken wurde die Stadt in Brand gesetzt. Fast alle Häuser der Stadt, etwa 200 bis 250, brannten nieder, darunter auch das Stift, die Schule und das Rathaus mit dem wertvollen Stadtarchiv. Ein schwerer Schlag, von dem sich Obermarsberg nie erholen sollte. Der Chronist schreibt hierzu: ‚An diesem 1. Jun. [1646; BW] umb nachmittag haben von den hessischen oder Königsmerckern auscommandierte Völker den Stattbergh, als sie in erstlich uffs new ausgeplündert, undt die leute vor sich ausgetrieben, damit sie am leib nicht beschedigt werden möchten, mitt fewer, leider, angesteckt, daß das Rathaus, Müntz, Probstey und andere vornehme Hauser abgebrandt bis uff ohngefehr funffzig gebew‘.
Neben den Ausplünderungen versuchten die Schweden vornehmlich möglichst viel Geld aus den Einwohnern herauszupressen. So konnten die Bürger den Abtransport der Kirchenglocke der Stiftskirche, die vom Glockenturm hinunter geworfen worden war, verhindern. Dies wurde möglich durch die Unterzeichnung einer Schuldverschreibung von jährlich 500 Talern an einen Oberstleutnant der schwedischen Artillerie, Andreas Sommerfeld, der mit dem Abtransport beauftragt worden war, wohl aber selbst lieber Bargeld als die Glocken nahm“.[11]
Er war dann Obristwachtmeister in Erfurt[12] und wurde 1650 zum Kommandanten von Erfurt ernannt. Nach Differenzen mit dem Rat nahm er seinen Abschied, wurde aber 1654 erneut für 6 Jahre zum Stadtkommandanten bestellt.[13] Seit 1664 war er lüneburgischer Generaldwachtmeister, 1674 wurde er brandenburg-preussischer Generalmajor.[14]
[1] Großvargula [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 181.
[2] Ottmannshausen [LK Weimarer Land].
[3] Ballstädt [LK Weimarer Land].
[4] Jena; HHSD IX, S. 215ff.
[5] TRÄGER, Magister Adrian Beiers Jehnische Chronika, S. 58.
[6] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.
[7] 1 Fass = 174, 875 Liter.
[8] 1 Scheffel = 40, 328 Liter.
[9] JORDAN, Mühlhausen, S. 278.
[10] Marsberg, Ober- und Nieder- [LK Brilon]; HHSD III, S. 494ff.
[11] STOLZ, Marsberg, S. 128. Glockengelder: Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken und ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muss [KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; vgl. MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] und mehr sein konnte.
[12] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff. Vgl. die Erwähnungen bei KRAFFT; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[13] BEYER; BIEREYE, Geschichte,S. 587.
[14] SCHÖNING, Generale, S. 8.
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