Sparr [Sparre, Sparren, Speer], Gottfried von
Sparr [Sparre, Sparren, Speer], Gottfried von; Obrist [1593 Greifenberg/Pommern-12.7.1663 Hannover]
Gottfried von Sparr [Sparre, Sparren, Speer] [1593 Greifenberg/Pommern-12.7.1663 Hannover] stand 1632 noch als Kapitän in schwedischen, dann als Obristwachtmeister und Obrist in braunschweig-lüneburgischen Diensten und war ab September 1649 Kommandant in Hannover. [1]
Unter dem 19./29.9.1643 wird er bei dem Hildesheimer[2] Arzt und Chronisten Dr. Jordan erwähnt: „Diesen Morgen vor 6 Uhren ward die Vergadderung durch die ganze Stadt geschlagen, den Soldaten, die dar auf umb 7 Uhr abgemacht zusambkomen, und die Posten vor den Thoren und uf den Wällen verlassen, und uf den alten Stadt-Markt alle 7 Compagnien sich in bataglia stelleten, als der Obristluitnand Jacob Schwartz, Commendant (und) Obristluitnand von der Artillerey Joachim Pelzer, Obristwachtmeister Gottfrid von Speer nobilis, Hauptm: Rode, Hauptm: Peter Schele, Hauptm. Peter Moller. Sobald der von Bülow uf die Rathstuben komen, ist ihnen ante actum Solutionis Ihr Fr. Gn. Herzog Christian Ludwig revers in originali uf den Tische gelegt und zu gestelllt und ihnen auch zu sich genommen“.[3]
Die Hannoversche Chronistik erwähnt ihn 1643: „Den 21. Sept. [a. St.; BW] kömpt der Obrister Wachtmeister Sparre von Hildesheim[4] in Hannover mit seiner Compagnie, darunter 89 Weiber waren“.[5] Unter 1644 heißt es: „Den 13. Mai ist die neue Schantze im Steindohrer Felde gegen dem Twenger des neuen Hauses angefangen, dazu den Leuten viel Länderey entwendet und genommen. Man hieß es den Sparrenberg von dem Obristen Leutenant Sparren, der hernach alhie Obrister und Commendante geworden“.[6] 1646 wird er am 23.2. erneut erwähnt: „Hette der Commendant Obrister Leutenant Andreas von Schöneberg auf Fürstl. Commission und dazu deputirte als des Herrn Abts von Lockem,[7] Obr. Wachtmeister des von Sparren und des Bauverwalters Meldauen etc. begehret 5 Personen aus dem Raht und der Gemeine abzuordnen in sein Logiment, und in specie Hansen von Berckhausen, damahligen Mühlenverwalter in der eußersten Mühlen, und solches um 1 Uhr Mittages“.[8]
„Den 21. Julii [31.7.; BW] gar frühe sein durch die Soldaten die Mühlenschütte taliter qualiter vorgesetzet und ist die Abdammung am Eylen Währe so bald darauf vorgenommen, zu dero behuf der Bauverwalter vorher viele Braken[9] dahin führen lassen. Es hat auch der Obrister Leutenant Sparre, welcher sich das Directorii darüber angemaßet, 2 Fuder Berkenmey[10] zur Lauben und Banket in die Ohe bey das Eyleken Währ führen lassen, welchen sie in das Wasser gesetzet bis Montags, daß er sollte frisch bleiben. Am Dienstag ließ der Director der von Sparren einen Wagen voll Stühle und Tische dahin führen als zu einem Fürstl. Banquet, auch allerley Speisen nebst Wein und Bier. Da hat man am Eyleken Währ eine köstliche Laubenhütte aufgerichtet.
Der Commendante Schöneberg ist mit Sparren und andern Capitainen und Officirern, Bauverwaltern und andern Hofburschen und dieser Stadt Malevolenten hinaus kommen und haben da bey dem Eileken Währe mit großem Jubiliren Mahlzeit gehalten und weidlich gesoffen, die Trompeten klingen lassen etc. Bei solchem Jubiliren ist die Abdammunge des Eyleken Währes und des eußersten Mühlenstrandes verrichtet.
E. E. Raht hat durch Notarien und Zeugen eine Protestation wegen solcher de facto Mühlenruin lassen verfertigen und dieselbe durch Secret. Christianum Beckmann und Herrn Erichen Völgern dem Herrn Commendanten beym Eyleken Währe lassen insinuiren, haben damit nichtes geschaffet, sondern sein vielmehr hönisch gehalten.
Den 23. Julii [2.8.; BW] hat Sparre das angefangene neue Zeughaus beim Baginenthurm mit großem Frohlocken und Jubiliren auch beschenken lassen, unangesehen es bey weitem noch nicht fertig.
In dieser Nacht ist der neue Damm am Eyleken Währe durchgebrochen, daß den 24. der Mühlenstrand all voll Wassers wieder geworden.
Diesen Tag und die folgende Nacht haben die Soldaten stetes müssen daran arbeiten und so weit wieder verfertiget, daß die eußerste Mühlenschütten wieder trucken worden“.[11]
„Den 22. Januarii [1.2.1647; BW] ist zu Rahthause per Cons. D. Lüdeken proponiret: […] 3. Daß der Commendante der von Schöneberg begehrte, daß die leichtfertigen Mägde, die seine Soldaten so verführten und durch Hurerey sie ehelichen wollen, möchten zur Stadt hinaus geschaffet werden. Seine Soldaten, die es mit den Weibestücken hielten, wollte er wohl wissen zu strafen. […] Ad 3. Senatus und Gemeine consentiren. Es sollten die ledigen Weibestücken und leichtfertiges Gesinde aus der Stadt geschaffet werden, und sollte von den Kantzeleyen abgelesen werden“.[12]
„Den 19. Martii [29.3.; BW] ist vor S. Aegidien Thor auf dem Gottesacker und durch die nechsten Garten vor dem Thor das Revelin zu erweitern ausgestochen durch Obristen Leutenant Sparren und dem Bauverwaltern Meldauen. Der Commendante hat sich nicht daran gekehret“.[13]
„Den 30. Martii [9.4.1649; BW] hat der Commendante Obrister Andreas von Schöneberg sein Commando hie übergeben und ist Obrister Leutenant Gotfried von Sparren wieder zum Commendanten verordnet, und ist der von Schöneberg zu I. F. G. Hertzog Christian Ludwig nach Zelle[14] gezogen“.[15]
Unter 1649 ist verzeichnet: „Den 6. Sept. ist die Fürstliche Huldigunge mit Hertzog Georg Wilhelm hie in dieser Stadt Hannover und den benachbarten kleinen Städten als Pattensen,[16] Eldagsen,[17] Gerden[18] etc. vorgangen. Als die Bürger sich gesetzet, sein die Neustädter mit einer bunten Schachtfahne, weiß und roth, herein ins Leinthor, über das Holzmarkt durch die Kramerstraße auf das Markt gezogen kommen und haben durch die Osterstraßen und Marktstraßen Bürgerfahnen durchbrechen und sich oben die Bürger stellen wollen, die sie aber nicht durchlassen wollen. Darauf der Bader auf der Neustadt einen Schuß gethan und gerufen Sa ! Sa ! Sa ! Dadurch deren mehr Schüsse gethan uns zum Bravade.[19] Die Bürger ladeten scharf und wurden sehr verbittert, daß es zu einem großen Unglück aussahe. Etzliche Officirer der Bürger mahneten die Bürger fleißig ab, das bevorstehende Unglück zu verhüten und liefen auch etzliche auf das Rahthaus, avisirten den Raht und Bürgermeister hievon, welche sich (beide Consules, Johann Duve und der Stadt Capitein Lorentz Meyer) zu I. F. G. verfügten und diesen Casum vorbrachten. Darauf I. F. G. sich resolviret, daß er hievon keine Wissenschaft hette und sollten die Neustädter von Stund an vom Markte wieder ab, welches dem Obristen Sparren zu thunde befohlen. Sparre kömpt auf das Markt, sagte zu den Neustädtern: Ihr Hunde, wer hat euch die Ordre gegeben auf das Markt zu ziehen. Packet euch stündlich davon. Haben sich müssen stündlich von dem Markte machen wieder durch die Kramerstraßen und haben sich gestellet bey dem Pfal auf dem Holtzmarkte, da sie von 8 Uhren bis 12 Uhr müssen stehen, bis E. E. Raht nach der Predigt und die Bürgerschaft die Huldigung abgeleget hatten, und sie da neben den kleinen Städten huldigen müssen“.[20]
„Den 3. Dec. [13.12.1651; BW] Mittwochens ist Relation geschehen wegen des Landtages, welcher den 27. Nov. [7.12.; BW] angangen und den 2. Dec. [12.12.; BW] geendet, daß der Landschaft sollten an den Soldatengeldern remittiret werden 4500 Thlr., ist 4ta den Städten 1125 Thlr. Wegen Abschaffung etzlicher Soldaten sollte man sich mit Krieges-Commissario Otto Otten, wie auch Obristen Sparren bereden, was vor welche von denen, die Weiber hetten, könnten abgeschaffet werden oder ½ Thlr. Servis nehmen“.[21]
[1] Hannover; HHSD II, S. 197ff.
[2] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[3] SCHLOTTER, Acta, S. 411f.
[4] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[5] JÜRGENS, Chronik, S. 564. Jürgens datiert nach dem alten Stil.
[6] JÜRGENS, Chronik, S. 570.
[7] Loccum [Kr. Nienburg]; HHSD II, S. 302ff.
[8] JÜRGENS, Chronik, S. 578.
[9] Braken: unbekannter Begriff.
[10] Birkenmei, d. h. Birkenbäumchen, Birkenzweige.
[11] JÜRGENS, Chronik, S. 581.
[12] JÜRGENS, Chronik, S. 586f.
[13] JÜRGENS, Chronik, S. 587.
[14] Celle; HHSD II, S. 94ff.
[15] JÜRGENS, Chronik, S. 596.
[16] Pattensen [Kr. Springe]; HHSD II, S. 376f.
[17] Eldagsen, heute Stadtteil von Springe [Region Hannover].
[18] Gehrden [Kr. Hannover]; HHSD II, S. 164.
[19] Bravade: Trotz, Verachtung.
[20] JÜRGENS, Chronik, S. 599.
[21] JÜRGENS, Chronik, S. 608.
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