Stengel, Albrecht; Hauptmann [ – ] Stengel war Hauptmann im schwedischen „Roten Regiment“[1] und lag zunächst im gerade eroberten Straubing.[2] Der Söldner Hagendorf hielt in seinem Tagebuch[3] seine akkordwidrige Untersteckung fest: „Nach 14 Tagen sind die Schwedischen gekommen, die Stadt belagert und beschossen. Also haben wir müssen akkordieren, weil wir von keinem Entsatz gewußt haben. In der Stadt habe ich mich zu Pferd ausgerüstet, Sattel und Zeug, Bandelier und Pistolen, denn es waren Pferde genug / hier. Ich habe gemeint, man werde uns lassen abziehen, wie auch der Akkord gelautet hat, aber nach 2 Stunden heißt es, steige ab, gib her was du hast, das andre behalte du. Da hat meine Reiterei ein Ende gehabt. Haben uns alle müssen lassen anwerben. Da sind wir wieder zurückgeführt worden nach Straubing. Von Straubing hat man uns geführt auf die Isar zu. Mich hat man vorgestellt als einen Sergeanten unter dem Roten Regiment. Mein Hauptmann hat geheißen Albrecht Stengel aus Schweden. Wie wir über die Isar wollten, ist das Wasser so stark gewesen, daß unser Oberstleutnant versoffen ist. Da sind wir wieder mit der Armee nach Straubing. Weil es so kalt / war, haben sich etliche in den Dörfern aufgehalten und sind den Regimentern nicht gefolgt, wegen der Kälte. So ist der Generalwachtmeister Kalle [Kagge; BW] an solchen Ort gekommen, da er dann gefragt hat, was für Regimenter da liegen. Wie sie nun nichts konnten antworten, denn sie waren Lappländer, begehrt er von jeglichem Regiment einen, sie sollten ihn eskortieren. Laufen ihrer etliche heraus. Ach nein, spricht er, ich begehre nur von jedwedem Regiment einen. Das tun sie. Er aber, wie er sie zur Armee bringt, läßt sie alle 7 alsbald vor den Regimentern totschießen, das war ihr Konvoi-Geld. Von Straubing nach Regensburg.[4] […] Von Regensburg nach Dinkelsbühl.[5] […] Danach mit unsrer Kompanie nach Mergentheim,[6] wieder guter Weinwachs. Und nach Würzburg,[7] nach Gemünden,[8] nach Gelnhausen[9] zu Bieber.[10] Im Bibergrund ist unser Quartier gewesen. / Dieser Ort gehört den Grafen von Hanau zu, liegt in der Wetterau.[11] Dies ist gewesen im Jahr 1634. Im Frühling sind wir aufgebrochen mit dem Regiment, gezogen nach Bamberg.[12] Hier sind neue Fahnen angeschlagen worden, und der Scherretin [Bartholomäus ze Žerotína; BW] hat das Regiment bekommen. Oberst Cratz hat etliche Regimenter kommandiert zu Fuß und zu Pferd. Sind gezogen nach Forchheim[13] und vor den Rothenberg.[14] Aber sie haben uns mit Kanonen den Weg gewiesen und wir haben wieder fort gemußt. Sind gezogen nach Nürnberg,[15] nach Donauwörth,[16] nach Augsburg,[17] nach Friedberg.[18] Hier ist Herzog Bernhard zu uns / gestoßen, mit seinem Heer. Sind gezogen nach Freising,[19] über die Isar, nach Landshut.[20] Das haben wir beschossen und mit stürmender Hand eingenommen. Hier sind wir 8 Tage stillgelegen, haben die Stadt ausgeplündert. Hier habe ich als meine Beute ein hübsches Mädelein bekommen und 12 Taler an Geld, Kleider und Weißzeug genug. Wie wir sind aufgebrochen, habe ich sie wieder nach Landshut geschickt. Wir wollten Regensburg entsetzen, da bekamen wir unterwegs Nachricht, die Kaiserlichen und Bayerischen haben es schon eingenommen mit Akkord. Denn wie Straubing ist eingenommen worden zuvor, ist auch Regensburg ein / genommen worden durch die Schwedischen. Also sind wir wieder zurück nach Freising, nach Augsburg und Donauwörth. Hier 4 Tage stillgelegen, da sind die Kaiserlichen gekommen und haben uns getrieben. Da sind wir nach Günzburg,[21] über die Donau nach Langenau.[22] […] Nach Aalen,[23] nach Bopfingen,[24] 2 Stunden von Nördlingen.[25] Das haben die Kaiserlichen belagert und stark beschossen. Hier sind wir gelegen 14 Tage bei Bopfingen auf dem Berg und haben auf Volk gewartet. […] Am 7. September im Jahr 1634 sind wir von dem Berg bei Bopfingen gezogen nach Nördlingen, / die Kaiserlichen angegriffen. Da haben wir den ersten Tag sie getrieben. Den andern Tag ist die Schlacht[26] recht angegangen. Die Spanier haben uns großen Schaden getan, denn diesen Tag ist die ganze schwedische Armee geschlagen worden, zu Fuß und zu Pferd. Die Spanier haben alles niedergemacht. Mit Verlaub, oh lutrian, begfutu, Madtza, hundtzfudt. Diesmal hat mich der Allmächtige sonderlich behütet, so daß ich dem lieben Gott höchlich dafür Zeit meines Lebens zu danken habe, denn mir ist kein Finger verletzt worden, da ansonsten kein einziger / von allen, die wieder zum Regiment gekommen sind, ohne Schaden gewesen“.[27]
[1] Vgl. die Erwähnungen bei ENGERISSER, Von Kronach (die zur Zeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung)
[2] Straubing; HHSD VII, S. 723ff. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 207f.
[3] Vgl. MÜLLER, Leben.
[4] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[5] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.
[6] Bad Mergentheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 41ff.
[7] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[8] Gemünden a. Main [LK Main-Spessart]; HHSD VII, S. 232f.
[9] Gelnhausen; HHSD IV, S. 164ff.
[10] Bieber [Kr. Gelnhausen]; HHSD IV, S. 47f.
[11] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.
[12] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.
[13] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.
[14] Rothenberg, Festung [Gem. Schnaittach, LK Lauf/Pegnitz, Mfr.]; HHSD VII, S. 635f.
[15] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[16] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[17] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[18] Friedberg [LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 213f.
[19] Freising; HHSD VII, S. 209ff.
[20] Landshut; HHSD VII, S. 386ff.
[21] Günzburg; HHSD VII, S. 259.
[22] Langenau [Alb-Donau-Kr.]; HHSD VI, S. 446ff.
[23] Aalen [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 2ff.
[24] Bopfingen [Ostalbkr.]; HHSD VI, S. 105f.
[25] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[26] Vgl. dazu die ausführlichste und beste Darstellung bei ENGERISSER; HRNČİŘİK, Nördlingen.
[27] PETERS, Söldnerleben, S. 143f.