Tembler, Christian; Hauptmann [ – ] Tembler stand 1641 als Hauptmann in kurbrandenburgischen Diensten. „Die Landesherrschaft geriet dadurch [durch den Einfall schwedischer Truppen; BW] in arge Bedrängnis, um so mehr, als die Befehlshaber der im Havellande stationierten Truppen keine Lust bezeigten, den Schweden ernstlich entgegenzutreten. Die in Rathenow[1] liegenden Kompanien von der Osten und Tembler wussten auf ein Hilfegesuch der besonders gefährdeten Stadt Rathenow nichts besseres zu tun, als drei Scheunen, so bei vorgestandener oftmahligen Belagerung weder von Feindt noch Freundt und bei Einäscherung der gantzen Vorstadt und Scheunen allemahl geblieben, zum Entsetzen der Bürger abzubrennen. Ohnmächtig mußte die Landesherrschaft das alles geschehen lassen. Sie mußte froh sein, daß sich jetzt [Georg Ehrentreich v.; BW] Burgsdorff, Volkmann und [Hartmann v.; BW] Goldacker bereit erklärten, nach dem gefährdeten Rathenow zu marschieren. Kaum aber waren diese Truppen am 24. März in Rathenow angelangt und hatten sich an Ort und Stelle von der äußerst bedrohlichen Lage dieser Stadt überzeugt, da hatten sie auch schon hier nicht Stand zu behalten sich vorgenommen. Noch am gleichen Tage wollten sie die Stadt wiederum verlassen. Die Zeit bis zum Abmarsch wussten nun die kurfürstlichen Truppen nicht besser auszufüllen, als mit einer allgemeinen Plünderung Rathenows. Verschiedene Häuser, sogar das Rathenower Armenhaus auf dem Kirchhof, wurden vollständig ausgeplündert. Roggen, Gerste, Malz, Käse, Speck, Fleisch, Wurst, Butter, Wachs, Leinwand, Bier, Wein, Betten, eiserne Nägel, Kleider, Gewürz, überhaupt alles, was die Soldaten in den Häusern vorfanden, wurde den Rathenowern fortgenommen. Kisten und Kasten wurden zertrümmert und Leute verprügelt. Sogar an dem Verteidigungsgerät der Stadt vergriffen sich die Plünderer. 25 doppelte Hacken wurden ins Wasser geworfen, nachdem das einzige in der Stadt vorhandene Falkonett schon vorher von den Ostenschen Soldaten beseitigt worden war. Ärger als die schlimmsten Feinde hausten die zum Schutz der Stadt bestimmten Soldaten, ohne dass ihnen das Treiben von den Offizieren untersagt worden wäre. Die Offiziere haben teils untätig zugesehen, teils wie der Rittm. Straußen, sein eigen Quartier ausräumen laßen. Die Rathenower waren überglücklich, als diese Helfer samt und sonders ihrer Stadt den Rücken kehrten, um sich nach Brandenburg[2] zu begeben“.[3]
[1] Rathenow [Stadtkr. Rathenow/Kr. Rathenow]; HHSD X, S. 333f.
[2] Brandenburg [Stadtkr.]; HHSD X, S. 135ff.
[3] SCHRÖER, Havelland, S. 99.