Trandorf [Drandorff], August Adolf Freiherr von
Trandorf [Drandorff], August Adolf Freiherr von; Obrist [ca. 1600-15.2.1656 Bad Mergentheim]
Trandorf war kaiserlicher Hauptmann, später Generalwachtmeister und kursächsischer Obrist. Mit Wallensteins Patent vom 20./30.4.1627 war das Fußregiment des Markgrafen Hans Georg von Brandenburg-Kulmbach [4.8.1598 – 27.1.1637] von ihm errichtet worden.[1] In der Schlacht von Breitenfeld – damals noch kursächsischer Obristleutnant – war er schwer verwundet worden.[2]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet unter dem 17.4.1634: „Die Schwedische sind indessen, auß dem Brieg[3] nach der Olau[4] gangen / des Nachts die Stadt erstiegē / in 60 Käyserische niedergehauē / 9. gefangen / und in 200. Stück Vieh weggebracht / darbey sich der Commendant mit den übrigen Soldatē auffs Schloß salvirt. Darauff hat den 7. Aprilis St. v. Oberster Leutenant Pobitz mit 4. Compagnyen tragonern und 2. Compagnyen Reutern / 500. Mann starck sich von Brieg nach Breßlau[5] begeben / allda er neben dem Obersten Schneider / Commendanten in Oppeln[6] / und Obersten Trandorffen Commendanten auff dem Thumb zu Breßlau sich mit Herrn Dubalden [Duwall; BW] vereinigt / und ihn zu ihrem General angenommen“.[7]
Am 10.9.1635 wurde Trandorff zum Obristen des Regiments Schwalbach bestellt.[8] Die Musterung erfolgte am 14.10.1635 in Werben.[9]
Am 10.12.1636 wurde er zum Kommandanten von Leipzig[10] ernannt, als Johan Banér die Stadt bis zum 7.2.1637 erfolglos belagerte.[11] Als er am 4.3.1644 in den kaiserlichen Freiherrnstand erhoben wurde, wurden besonders seine Verdienste um die Verteidigung Leipzig 1637 hervorgehoben.
Von 1640 bis 1646 war Trandorf Kommandant der Festung Magdeburg.[12]
„Anfang Februar 1640 gelang den Schweden bei der Einnahme der Stadt Frankfurt [Oder][13] ein wahrer Husarenstreich. Der Obristenleutnant Radicke hatte in der gegenüberliegenden Ortschaft Kunersdorf[14] seine schwedischen Reiter sammeln und sie dann als Bauern verkleidet in Kähnen über die Oder setzen lassen.
Den Bürgermeister Meurer zehrten die ohne großes Aufsehen in die Stadt gelangenden Schweden aus dem Bett und zwangen ihn, die Tore zu öffnen. Die wenigen Besatzungskräfte in der Stadt waren durch das gelungene Überrumpelungsmanöver nicht in der Lage, ernsthaften Widerstand zu leisten. Vergeblich versuchten nun brandenburgische Truppen unter Konrad von Burgsdorf, August von Rochow und Günther die schwedische Besatzung wieder zu vertreiben. Den Frankfurtern wurde später vorgeworfen, sie hätten gemeinsame Sache mit den Schweden gemacht“.[15]
Am 10.6.1640 hatte Ferdinand III. aus Regensburg[16] an Rudolf von Colloredo geschrieben: Johann Georg I. von Sachsen habe Proviantlieferungen für die Festung Magdeburg und Geld zur Bezahlung des bereits zwei Monate überfälligen Soldes für die Soldaten und Offiziere der Festung angefordert. Die Versorgungslage der Festung sei sehr ernst, weder die ober- und unterschlesischen Stände noch der Erzbischof von Magdeburg, Herzog August, könnten Geldmittel beisteuern und die von ihm, Ferdinand, übersandten 6 000 fl. seien bereits zur Deckung anderer Ausgaben bestimmt. Er habe dem Kurfürsten mitgeteilt, dass Colloredo den Auftrag erhalten habe, 4 000 Metzen Getreide zu beschaffen und sie auf der Elbe nach Magdeburg zu schaffen. In der Geldfrage sei er der Ansicht, Trandorf solle selbst versuchen, Geld zu beschaffen und auch die Festung Dömitz[17] zu proviantieren. Das Geld zur Bezahlung des schuldigen Soldes werde ihm die ausgeschriebene Kriegsanleihe einbringen. Der Kurfürst möge den wirklichen Stand der Truppen in der Festung melden. Colloredo würden Dispositionen für die Getreidebeförderung zugehen.[18]
Torstensson ging daran, Leipzig zu belagern. Der kursächsische Geheimrat Sebotendorff schrieb am 28.11.1642 aus Dresden[19] an W. E. von Lobkowitz: In der vergangenen Woche sei es zu einem Generalangriff auf Leipzig gekommen, der mit großen Verlusten abgewehrt werden konnte. Man höre, Torstensson wolle die Belagerung nicht abbrechen, sein Heer aber sei jetzt schwach, nachdem Königsmarck mit seinen Truppen angeblich nach Halberstadt[20] abkommandiert sei.[21] Am 3.12. hieß es in einem Bericht aus St. Joachimsthal:[22] Die Schweden nehmen die Stadt unter starkes Kanonenfeuer und haben die Vorstadt vor dem Hallenser Tor in Brand gesetzt. Nicht die Hälfte der kaiserlichen Soldaten ist bestattet worden. Längs der Straße liegen ständig an die 500 Leichen, die Toten in den Gräben und Wäldern von Breitenfeld[23] nicht eingerechnet. Das ganze Land sei von Leichengeruch verseucht. Neuesten Nachrichten zufolge seien die Weimarer und Franzosen von Annaberg[24] bereits zu den Schweden gestoßen und rüsten sich zum Einfall in Böhmen. Für das böhmische Landesaufgebot an den Grenzen zum Vogtland[25] sei ein Dreimonatssold beschafft worden; es zähle laut Musterungsrolle nunmehr 1.138 Mann.[26]
Am 6.12.1642 kapitulierte Leipzig,[27] nachdem sich der Rat, die Universität und das Militär auf einen gemeinsamen Übergabevertrag geeinigt hatten. Der scheinbar reichen Messestadt wurden von Torstensson zunächst 300.000 Reichstaler auferlegt; später wurde die Hälfte erlassen. Außerdem mussten die Bürger der Stadt Leipzig die gesamte Truppe verpflegen, Quartiere bereitstellen, komplett neu einkleiden und ausrüsten. Es ist nicht nachzuvollziehen, wie und woher die Leipziger die Gelder aufbrachten; Leipzig war schon seit längerem bankrott. Plünderungen, so heißt es, wurden hart bestraft.
Vom 16.12.1642 datiert ein Bericht aus Dresden über den Rückzug des Leipziger Schlosskommandanten Trandorf, den Einfall der Schweden am 8.12. in Stadt und Schloss Leipzig, über die den Schweden zurückgelassenen Kanonen und die schwedischen Geldforderungen.[28]
Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg berichtet in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“ über den Verlust Leipzigs: „Nach dieser herrlichen erhalten blutigen Victori [bei Breitenfeld; BW] haben die Schweden der Stadt [Leipzig; BW] / weil sie sich nunmehr keines fernern Entsatzes zugetrösten / mit allem Ernst / mit Canoniren vnnd anderen Hostilitäten zugesetzet / vnd weil die Belägerten den Schweden zuvor nichts als Kraut und Loth zu willen gewesen / haben sie / nach dem sie den Ernst / als canoniren / miniren vnd Fewer einwerffen / mit ihrem Schaden verspüret / sich eines andern bedacht / ihre zuvor gehabte Meynung in etwas sincken lassen / etliche von der Vniversität vnd Rath zu den Schwedischen hinauß gesandt / sich mit denselbigen in leidliche vnd gütliche Handlungen einzulassen / welches aber ohne Frucht abgangen / vnd vnverrichter sachen sich wiederumb zurück begeben müssen.
Da nun aber gar die extrema vorhanden / (ob wohl Ihre Churfürstliche Durchleuchtigkeit dero sie alles vnd den Zustand der Stadt in Vnterthänigkeit kund gethan / zur Standhafftigkeit / ihren Eyd zu bedencken / vnd sich biß auff den letzten Mann zu wehren / ernstlich ermahnet worden / die Schweden Minen springen lassen / vnd dem Schloß vnd Stadt mit vnauffhörlichem Canoniren / vnd Fewer einwerffen mit allem Ernst zugesetzt / daß die beyde Herrn Commendanten / [Joachim v.; BW] Schleinitz vnd Trandorff sich nicht länger halten können / nach dem über die 20000. schüß in die Stadt / vnnd 88. mit vierzehen halben Carthaunen in das Schloß geschehen / haben sie nothtrünglich mit den Schwedischen accordiren / vnd den acht vnd zwantzigsten Novemb. Schloß vnd Stadt übergeben / vnd verlassen müssen.
Solcher Accord[29] / übergebung des Schlosses / der Stadt / vnd abziehung / welches alles ohne Vorwissen des Raths vnd Bürgerschafft geschehen / hat beym Rath vnnd Bürgerschafft wegen der Plünderung / weiln auch den andern Tag nach übergebung sechszehen Fähnlein Volcks in die Stadt kommen / überauß grossen Schrecken verursacht / deßwegen der Rath wegen der Stadt vnnd Bürgerschafft mit dem Herrn General accordiren / vnnd (wie man schreibt) eine Tonnen Goldes / dreissig tausend Thaler / vnd eine zimliche Vielheit an Tuch erlegen müssen: Ist also die schöne berühmte Statt Leipzig nach grosser außgestandener Belägerung / ängstigung / vnnd jämmerlicher verderbung / vnd nach gethanem tapfferem Wiederstand / nach dem sie zum offtermahl so wol von Keyserischen / Schwedischen als Sächsischen erobert worden / abermals in der Schweden gewalt kommen“.[30] „Vmb diese zeit seynd beyde gewesene Befehlshaber in der Vestung Pleussenburg vnnd Stadt Leipzig / nemlich General Commissarius Joachimus Schleinitz / vnd der von Trandorff sampt ihrer Bagage / drei Compagny zu Fuß vnd 1. zu Pferde bey der Stadt Dreßden angelanget / denen Ihre Churf. Durchl. entgegen geritten / vnd sie / bevorab den General Schleinitz / welcher auch im einzug in Dreßden von der Bürgerschafft viel höhnischer Nachreden einnehmen müssen / mit harten Wortten vnd verweiß empfangen“.[31]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet: „Der Churfürstlichen Durchleuchtigkeit zu Sachsen hat weder der Schleinitzische Accord noch die Ubergab Leipzig gefallen / darum der von Schleinitz Zeit seiner Ankunft nach Dreßden schlecht empfangen worden. Dieweil auch von bevorstehender Chur-Sächsischer Neutralität mit Schweden ins gemein viel erschlossen war / als hat man Käiserlichen Seiten den Obersten Mißling [Mislík; BW] nach Dreßden geschicket / darbvon zu vernehmen / der dann / daß Ihre Durchleuchtigkeit den letzten Bluts-Tropffen bey Käiserlicher Majestät auffzusetzen gemeynet seyen / zur Resolution gebracht : Darbey auch Ihre Churfürstliche Durchl. wie wenig sie mit der Ubergab Leipzig zu frieden seyen sich vernehmen lassen / und weiln die zween darinnen gewesene Commendanten sich deßwegen schrifftlich haben verantworten sollen / als wollten der Käiserlichen Majestät Ihre Churfürstl. Durchl. die Justitiam darüber heimgestellet seyn lassen“.[32]
Am 10.12.1642 schrieb Erzherzog Leopold Wilhelm aus Pilsen[33] an Rudolf von Colloredo: Laut Berichten der Kommandanten aus Zwickau[34] habe der Feind durch Akkord am 6.12. Stadt und Schloss Leipzig übernommen. Somit sei es nicht ausgeschlossen, dass er während des Winters gegen Prag vorrücken werde. Colloredo solle daher die Verteidigung Prags nicht aus den Augen lassen und seine Truppen in ständiger Bereitschaft halten, um sie im Falle plötzlichen Notstands so rasch wie möglich nach Prag zusammenziehen zu können. Sollte sich der Feind der Stadt nähern, solle Colloredo melden, wieviel Kavallerie er in Prag unterbringen und wie lange er sie unterhalten könne.[35]
W. E. von Lobkowitz berichtete noch am 17.12.1642 aus Prag dem Reichshofrat Dr. Justus von Gebhardt und entschuldigte sich für die schlechten Informationen, die er ihm über Leipzig erteilt habe, Rudolf von Colloredo habe ihn dazu verführt. Verhängnisvoll habe sich der von Joachim von Schleinitz und August Adolf von Trandorf schlecht abgeschlossene Akkord ausgewirkt, beide seien beim Kurfürsten in Ungnade gefallen und angeblich im Gefängnis.[36]
Nach Aussage seiner Kinder saß er noch 1647 in Haft.[37]
Am 26.6.1650 unterzeichnete Transdorff als Vertreter Sachsens den Nürnberger Friedensexekutionshauptschluss.
Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !
[1] STAATSARCHIV LUDWIGSBURG B 283 Bü 49.
[2] RUDERT, Kämpfe, S. 64.
[3] Brieg [Brzeg]; HHSSchl, S. 54ff.
[4] Ohlau [Olawa]; HHSSchl, S. 373ff.
[5] Breslau [Wroclaw]; HHSSchl, 38ff.
[6] Oppeln [Opole]; HHSSchl, 378ff.
[7] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 262.
[8] SCHERER, Sächs. Regimenter, Fußregiment Nr. 3, Nr. 19.
[9] SCHERER, Sächs. Regimenter, Fußregiment Nr. 19; Werben [Kr. Osterburg]; HHSD XI, S. 492f.
[10] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[11] RICHTER, Jahrbüchlein, S. 34; BOETTGER, Ereignisse, S. 35. Vgl. auch RUDERT, Kämpfe, S. 122ff.
[12] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[13] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.
[14] Kunersdorf [Kunowice, LK Słubice].
[15] GRIESA, Frankfurt/Oder, S. 27f.
[16] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[17] Dömitz [Kr. Ludwigslust]; HHSD XII, S. 21ff.
[18] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1051.
[19] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[20] Halberstadt [Kr. Halberstadt]; HHSD XI, S. 169ff.
[21] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1361.
[22] Sankt Joachimsthal [Jáchymov; Bez. Karlsbad]; HHSBöhm, S. 540ff.
[23] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.
[24] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.
[25] Vogtland; HHSD VIII, S. 350ff.
[26] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1365. Vgl. BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1364: Nach den Mitteilungen von M. v. Waldstein an die böhmischen Statthalter vom 1.12. seien von dem ursprünglichen Aufgebot nur 600 an Ort und Stelle; die Suche nach Deserteuren sei wenig erfolgreich.
[27] Vgl. ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 13: Übergabevertrag der Stadt Leipzig, abgeschlossen zwischen Torstensson und Joachim von Schleinitz.
[28] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1369.
[29] Vgl. ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 172: Übergabevertrag zwischen Schleinitz u. Torstensson (Kopie unter Nr. 13).
[30] WASSENBERG, Florus, S. 499f.
[31] WASSENBERG, Florus, S. 502f.
[32] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 894.
[33] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[34] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[35] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1367.
[36] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1370.
[37] BOETTGER, Die Ereignisse, S. 92.
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