Trappola [Trapolla, Troppele], Bettino Ricasoli barone della

Trappola [Trapolla, Troppele], Bettino Ricasoli barone della; Obrist [- 5.10.1627 a. St. vor Wolfenbüttel] Trapolla stand als Obrist in kaiserlichen Diensten.

Wie Hannibal von Schaumburg im Juni 1627 Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg und Melchior von Hatzfeldt aus Neisse[1] mitteilte, marschierte er nach Oppersdorf[2] und Leuber[3] in Schlesien ab und vereinigte sich mit den Truppen Trappolas.[4]

„Es war nur eine Frage der Zeit, wann es mit den dänischen Eroberungen in Schlesien zu Ende sein würde. Schon der Ende Mai 1627 nach Troppau[5] einberufene Kriegsrat dänischer Offiziere, an dem auch Holck teilnahm, rechnete mit einem baldigen Angriff Wallensteins. Mit der Ankunft des Heeres Bethlen Gabors in Schlesien aber rechnete Mitzlaff nicht mehr. Der Fürst von Siebenbürgen hatte zwar noch im November 1626 Mitzlaff Unterstützung zugesagt, hatte sie aber nicht nur an die Bedingung geknüpft, daß die dänischen Truppen in Schlesien mindestens 12 000 Mann ‚teutsches Volk‘ umfassen, sondern daß ihm – Bethlen Gabor – auch monatlich 40 000 Taler für den Unterhalt seines Heeres gezahlt werden müßten. Christian[s] IV., dessen Feldzüge unter chronischem Geldmangel litten, war dazu natürlich nicht imstande gewesen. Die Folge war: Das dänische Korps in Schlesien kämpfte auf verlorenem Posten.

Nicht nur weil Kaiser Ferdinand ihn drängte, nicht nur weil die Truppen Mitzlaffs seine eigenen Besitzungen in Schlesien und im Osten Böhmens bedrohten, sondern auch, weil er den militärischen Erfolg brauchte, war Wallenstein fest entschlossen, dem dänischen Spuk in Schlesien ein Ende zu machen. Am 2. Juni 1627 verließ er Prag und erreichte acht Tage später das Lager seiner Armee in Neiße. Von hier aus setzten sich am 19. Juni zweiundzwanzig Regimenter mit etwa 40.000 Mann gegen die Dänen in Bewegung. Einer solchen Übermacht waren diese nicht gewachsen. Es fiel eine Stadt nach der anderen, am 21. Juni Leobschütz,[6] am 23. Jägerndorf.[7] Am 5. Juli erschienen Wallensteins Regimenter im Weichfeld der Festung Kosel.[8] Zwei Tage später war ein die Festung umgebender Morast überwunden und wieder einen Tag später ein [Johann; BW] von Rieses Infanterie zäh verteidigter Mühlgraben erobert.

Holk war an dem Kriegsrat beteiligt, der über Wallensteins Aufforderung zu beraten hatte, die Festung zu übergeben. Das Ergebnis der Beratung war mehr als problematisch. Die Reiterei, so faßte Mitzlaff zusammen, sollte Kosel verlassen, sie könne ohnehin nicht fiel bei der Verteidigung der Festung leisten, ja sie könne nicht einmal weiter versorgt werden. In der Nacht vom 8. zum 9. Juli brachen die 4 000 Reiter aus: die Regimenter Baudissin, Holck, Bubna und Kaldenhof sowie fünf Kompanien des Obristen Daniel. An den Belagerern vorüber, die sie wie fliehendes Vieh unter Feuer nahmen, wandten sie sich in Richtung Osten, dem Fluß Schwarzwasser zu. Das Gepäck der Reiter war in der Festung zurückgeblieben und wurde von dem Fußvolk, das dort ebenfalls zurückgelassen war, vollständig ausgeplündert. Der Obrist Karpzow, der die durch die Flucht der Reiterei erheblich demoralisierten Fußtruppen kommandierte, übergab die Festung Kosel nach etwa dreistündigem Gefecht. Am 30. Juli kapitulierte auch die von dem Obristen Josias Rantzau immerhin zwei Wochen verteidigte Stadt Troppau vor Wallenstein. Die aus Kosel geflohene Reiterei, die auf ihrem weiteren Weg ganz in die Nähe Troppaus gekommen war, hatte in den Kampf um die Stadt nicht eingegriffen.

Mitzlaffs Hauptziel war, Kämpfe mit Wallenstein zu vermeiden und die Truppen zurück zu Christian IV. zu führen. Das war nur möglich, wenn er sich zunächst wieder nach Süden wandte. In Teschen[9] gelang es ihm, bei den oberschlesischen Ständen etwas Geld aufzutreiben. Dann wollte er erneut den Weg nach Oberungarn antreten und ließ sogar Bethlen Gabor von seiner baldigen Ankunft verständigen. Aber die Truppen wollten das nicht, meuterten und ließen sich erst besänftigen, als Mitzlaff mit Soldauszahlung begann. Nur dadurch vermochte er in Teschen sein Leben vor den eigenen Soldaten in Sicherheit zu bringen. Mehrere Kompanien des Obristleutnants von Rohr blieben in Teschen zurück, den Gehorsam verweigernd, während der überwiegende Teil der Reiterei die Stadt verließ, auch die Gefangenen mit sich führend, die Holck vor der Festung Kosel gemacht hatte.

Mitzlaff wollte die Zips[10] erreichen, jenen Landstrich hinter der Tatra, in der Hoffnung, hier Bethlen Gabors Vorhuten zu begegnen. Anderenfalls wollten die Dänen über den Jablunka-Paß[11] polnisches Gebiet erreichen. Doch Wallenstein hatte den Paß ver-hauen und von Truppen besetzen lassen. Der Weg nach Polen war den Dänen abgeschnitten. Nach Ungarn aber wollten die Reiter nicht. Sie erhoben sich in ihren Quartieren, die sie an der Jablunka bezogen hatten, erneut gegen ihre Offiziere. Nur der Obrist von Baudissin vermochte in seinem Regiment die Ordnung aufrecht zu erhalten. Holcks Regiment dagegen plünderte sogar Mitzlaffs Quartier, raubte Pferde und Waffen des Kommissars und bemächtigte sich auch der Kriegskasse, in der sich noch etwa 700 Taler befunden haben sollen. Gemeinsam mit Soldaten aus den anderen Regimentern waren Holcks Reiter sogar bereit, sich dem Befehl des Obristen Mörder, Johann Georgs von Mansfelds und Heinrichs von Dohna zu unterstellen, der kaiserlichen Gefangenen. Nur mit Mühe gelang es Mitzlaff und einigen anderen Offizieren, vor allem den Obristen Baudissin und Kaldenhof, die Reiter daran zu hindern. Die Reiter der anderen Regimenter waren schließlich sogar bereit, gegen das Regiment Holcks mit Waffengewalt vorzugehen, wenn es weiterhin den Gehorsam verweigerte. Zugleich erzwangen sie aber auch, daß die Offiziere Befehl gaben, den Rückweg nach Oberschlesien anzureten, wieder durch das Fürstentum Teschen über Pleß,[12] Beuthen[13] und Tarnowitz[14] bis nach Rosenberg[15] nahe der polnischen Grenze.

Holck befand sich in einer geradezu verzweifelten Stimmung. Als Kommandant war es ihm nicht gelungen, sein Regiment zur Räson zu bringen. Seine Unerfahrenheit in der Führung in der Führung einer solch großen militärischen Einheit, nicht zuletzt aber wohl auch seine schroffe Art, in einer Situation, die ganz anderen Umgang mit den ausgehungerten und von Eilmärschen erschöpften Soldaten erforderte, hatten zweifellos mit dazu beigetragen. Diese selbst sahen wohl keinerlei Sinn in dem Feldzug, der sie womöglich noch in die türkische Sklaverei führte, denn Bethlen Gabor aufzusuchen, hieß sich der Grenze des Osmanenreiches zu nähern. Aber auch unabhängig davon, gleichermaßen unter normalen Bedingungen, war zu bedenken, was schon der Militärschriftsteller Adam Junghans von Olnitz im vergangenen Jahrhundert in seiner ‚Kriegsordnung zu Wasser und Landt‘ festgestellt hatte: ‚Ein jeder Obrist, Rittmeister oder Hauptmann weiß wohl, daß ihm keine Doktoren, Magister oder sonst gottesfürchtige Leute zulaufen, sondern ein Haufen böser Buben aus allerlei Nationen und seltsames Volk, das Weib und Kind, Nahrung und alles verläßt und dem Kriege folgt‘.

Wallenstein übertrug die Aufgabe, die dänische Reiterei zu verfolgen und möglichst völlig zu vernichten, den Regimentern seiner Obristen Gabriel Pechmann von der Schönau und Graf Johann von Merode. Besonders Pechmann, ein Haudegen, der im Vorjahr an der Dessauer Brücke Wallensteins Angriff auf die Truppen Ernsts von Mansfeld eröffnet und diesen bis nach Mähren verfolgt hatte, war von brennendem Ehrgeiz beseelt, den Auftrag seines Feldherrn in die Tat umzusetzen. Seine Dragoner, Kroaten und Kosaken verfolgten die Dänen bis auf polnisches Gebiet. Hier wurden diese auch von polnischer Reiterei angegriffen. Holck, der die Nachhut führte, hatte sich ihrer an der Obra zu erwehren. Sein Regiment erlitt beträchtliche Verluste und büßte auch seine Standarte ein. Erneut griffen polnische Truppen Holcks und Kaldenhofs Quartiere bei Schloppe[16] an, nachdem die Dänen die Warthe überschritten hatten.

Auf ihrer Flucht vor Pechmanns Reiterei und den Polen strebten die Dänen Brandenburg zu. Beim Versuch, die Netze zu überschreiten, mußte der Obrist von Baudissin aber erkennen, daß das im Frühjahr noch neutrale Brandenburg sich seit dem Mai 1627 im Bündnis mit Kaiser Ferdinand II. befand. Bei Landsberg[17] trat den Dänen brandenburgisches Kriegsvolk feindlich gegenüber. Die dänische Reiterei wandte sich nun Pommern zu. Am Abend des 2. August erreichte man, nachdem allerlei Umwege gemacht worden waren, weil man die Gegend nicht kannte, das Städtchen Bernstein.[18] Dessen Rat verstand es, sich durch Zahlung einer Geldsumme die verwilderten Truppen vom Leibe zu halten und zu erreichen, daß diese in drei benachbarten Dörfern Quartier bezogen. Die Obristen, auch Holck, waren gegen diese Verzögerung, wußten sie doch, daß Pechmanns Dragoner ihnen auf den Fersen waren. Doch Mitzlaff hielt angesichts der Erschöpfung der Reiter die nächtliche Ruhe für unerläßlich, ordnete aber an, die Straße nach Landsberg zu rekognoszieren, denn am nächsten Tag sollte bei Küstrin[19] die Oder überschritten werden. Auch befahl er angesichts der Nähe des Feindes, die Quartiere und ihre Zugangswege durch Wachen so zu sichern, daß ein Überfall unmöglich war. Mitzlaff selbst bezog mit seinem Stab ein Quartier in dem Ort Granow.[20]

Doch Mitzlaffs Anordnungen wurden nicht ausgeführt. Erneut zeigte sich die immer wieder auf dem Marsch zu Tage getretene Disziplinlosigkeit der Truppen. Gegen Mitternacht fielen in das Dorf Granow Reiter der kaiserlichen Regimenter de la Trappola und Merode ein, steckten die Häuser in Brand und hieben die fliehenden Solddaten nieder, die aus ihnen schlaftrunken hervorstürzten. Mitzlaff gelang es gerade noch, durch das Hintertor des Gehöfts, in dem er sein Quartier aufgeschlagen hatte, ins freie Feld zu entfliehen. Er rechnete wohl nicht damit, daß es gerade das Regiment Holcks war, welches in dieser Situation dem Feind energisch Widerstand leistete. Holck selbst führte es mit Bravour in den Kampf, in den auf der Gegenseite auch der Obrist Pechmann von Schönau mit seinem Regiment eingriff, der im Nahkampf getötet wurde. Sein Leichnam soll von den dänischen Reitern buchstäblich in Stücke gehauen worden sein. Graf Merode übernahm sein Kommando. Holck sah sich wenig später von Kroaten umringt, wurde am linken Auge so schwer verwundet, daß kein Wundarzt es zu retten vermochte, und geriet in Gefangenschaft. Gefangen genommen wurden auch der Obrist Kaldenhof und Johann von Bubna, ein Vetter Wallensteins.

Mit Bubna hatte noch während des Kampfes Merode Verbindung aufgenommen, indem er ihm die Aussichtslosigkeit weiteren Widerstandes gegen die übermacht der kaiserlichen Truppen vorhielt. Es folgte dann eine für diesen Krieg typische Vereinbarung: Alle Offiziere bis zum Kornett und Fähnrich erhielten mit all ihren Waffen und Gepäck, mit Frauen und Knechten freien Abzug gegen die Zusicherung, innerhalb eines halben Jahres keinen Kriegsdienst mehr gegen den Kaiser zu nehmen. Die Mannschaften wurden aufgefordert, Dienst im kaiserlichen Heer zu nehmen, erhielten aber, wenn sie das ablehnten, Pässe und wurden entlassen. In Gruppen von weniger als zwanzig Mann konnten sie davonziehen. Nahezu 2 000 aber waren während des Kampfes in kaiserliche Gefangenschaft geraten, für sie galten die Kapitulationsbedingungen nicht. Sie mußten auf ihre Auslösung oder spätere Freilassung hoffen, wenn sie nicht bereit waren, in den Dienst des wallensteinischen Heeres zu treten. Nur ein kleiner Teil der dänischen Reiterei entkam dem Schlachtfeld durch die Flucht. Unter den geflohenen Offizieren befanden sich auch Mitzlaff und Graf Baudissin, unter den Reitern auch die Überreste von Holcks Regiment. Bei Stettin[21] meuterten sie erneut.

Im Gefecht bei Bernstein erlitt die Reiterei des in Schlesien operierende[n] Korps des dänischen Heeres eine schwere Niederlage. Wallenstein gewann wenig später ganz Schlesien für den Kaiser zurück. Fünfundsechzig Fahnen und Standarten, darunter die Hausflagge Hönig Christians IV., die Mitzlaff bei sich geführt hatte, schickte er nach Wien. An Kaiser Ferdinand II. schrieb er am 2. September 1627, er schicke ihm auch zwei gefangene Obristen, den Schotten Ramsey und den Dänen ‚Halecken‘. Gemeint war Holck“.[22]

Trappolas acht Kavalleriekompanien lagen 1627 unter Pappenheims Befehl vor dem belagerten Wolfenbüttel.[23] In einem Gefecht mit dänischen Truppen wurde er getötet.[24] Der Hildesheimer[25] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 5./15.10.1627: „Der Croaten Obrist Baron de Troppele für Wolfenbüttel erschossen“.[26]

Seine Einheiten übernahm Cropello de Medicis.

[1] Neisse [Nysa]; HHSSchl, S. 331ff.

[2] Oppersdorf [Wierzbiecice; Kr. Neisse].

[3] Leuber [Lubrza; Kr. Neustadt].

[4] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 4.

[5] Troppau [Opava]; HHSBöhm, S. 625ff.

[6] Leobschütz [Głubczyce]; HHSSchl, S. 275f.

[7] Jägerndorf [Krnov; Bez. Freudenthal]; HHSBöhm, S. 222ff.

[8] Cosel [Koźle]; HHSSchl, S. 72ff.

[9] Teschen [Cieszyn, tsch. Těšín]; HHSSchl, S. 530ff.

[10] Zips [Spiš; Landesteil in Oberungarn, h. Slowakei].

[11] Jablunka-Pass [Jablunkovský prusmyk; Westkarpaten].

[12] Pleß [Pszczyna]; HHSSchl, S. 410ff.

[13] Beuthen O. S. [Bytom]; HHSSchl, S. 20ff.

[14] Tarnowitz [Tarnowskie Góry]; HHSSchl, S. 527ff.

[15] Rosenberg O. S. [Olesno], HHSSchl, S. 443ff.

[16] Schloppe [Czlopa; Kr. Deutsch Krone]; HHSPr, S. 205f.

[17] Landsberg/Warthe [Gorzów Wielkopolski, Brandenburg, h. Polen]; HHSD X, S. 446ff.

[18] Bernstein [Kr. Soldin]; HHSD X, S. 423f.

[19] Küstrin [Kostrzyn; Kr. Königsberg]; HHSD X, S. 441ff.

[20] Granow (Grano) [Amt Peitz Schenkendöbern] vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Orte_im_Landkreis_Spree-Neiße.

[21] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.

[22] ARENDT, Wallensteins Faktotum, S. 60ff.

[23] STADLER, Pappenheim, S. 259; Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[24] STADLER, Pappenheim, S. 261.

[25] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[26] SCHLOTTER, Acta, S. 20; STADLER, Pappenheim, S. 261.

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