Unger, Sebastian; Obristleutnant [ – ] Unger stand als Obristleutnant der Dragoner in kursächsischen Diensten.
„Der Kurfürst von Sachsen ging mit dem Gros seiner Armee auf Jerichow[1] zurück in der Absicht, hier über die Elbe zu gehen und dann auf Magdeburg[2] zu marschieren, das sich noch immer im Besitz der Schweden befand. Als er in Jerichow ankam, stellte es sich heraus, dass ein Übergang über die Elbe wegen des herrschenden starken Eisganges unmöglich war. Deshalb machten die Sachsen kehrt und zogen am 22. Dezember [1635; BW] nach Rathenow,[3] wo alles in Rattenaw, die Mußquetierer aber auf die nächsten Dörfer logiret worden. Nur einige Reiterabteilungen unter dem Obristlieutenant Unger ritten dem Heere nach Fehrbellin[4] vorauf und besetzten dort die Schanze. Den 23. [Dezember] seind Ihre Durchl. [Kurfürst von Sachsen] wiederumb aufgezogen und nachher Jarlitz [Garlitz[5]] marchiret, marchiret, hatt alles in einem Dorfe gelegen, die meiste Cavallerie aber meistentheils um Rattenaw, der General von der Cavallerie und General-Major Dähne [Dehn-Rotfelser; BW] sind in Rattenow blieben. Da kam aus Fehrbellin die Nachricht, das der Obl. Unger die Schanze zu Fereberlin [Fehrbellin] wieder verla0en müssen, denn der Feind zu starck auf ihn gesetzet. Wieder war es Morzin, der den in Fehrbellin hart bedrängten Sachsen mit etzlichen Regimentern unverzüglich zu Hilfe eilte. Als jedoch Morzin in Fehrbellin ankam, hatte das Banérsche Leibregiment unter dem Obristlieutenant Schlange, das den Angriff ausgeführt hatte, bereits von den über den Rhin ins Havelland gejagten Dragonern des Obristleutnants abgelassen und war auf Bötzow[6] marschiert, welchen Paß es am 24. Dezember ohne einen Schuß einnahm. Die in Bötzow befindliche 200 Mann starke brandenburgische Besatzung erhielt freien Abzug nach Brandenburg“.[7]
„Den 26. [Dezember] seind Ihre Durchl. aus Ihrem Quartiere nacher Fere Berlin geritten, die Gelegenheit des Orthes zu besichtigen, haben bei dem Gerichte auf einer Höhe stillegehalten und den Spiel mit halben Cartaunen mit zugesehen. Nacher etzlichen wenig Schüßen, so der Constable [Schießmeister] glücklichen und sehr gewiß gethan, auch 6 Persohnen erschoßen, unter andern dem einen das Gemächte zusambt aller Zugehör, alß wäre es mit einem Scheermesser herausgeschnitten, abgeschoßen, auch noch in der Schanze gelegen, die Knechte die Posto verlaßen- und ausreißen wollen, aber der Obl. Unger war Ihnen mit seinen Dragonern aufm Fuße nach, bekam also einen Capitain mit vielen Knechten gefangen. Da habe ich gesehen, wie die Knechte angefangen auszureißen, hatt der Constabel mit den vier halben Cartaunen auf der Seiten des Dammes geschoßen und keinen Knechte schaden gethan, so höchlichen zu verwundern gewesen, denn die halben Cartaunenkugeln nur zwei gute Schritte von ihnen weggangen, ofte aufgeschlagen, und ohne Schaden einiges Menschen“.[8]
Im Dezember 1635 hatte Johan Banér dem Obristen Jens von Hadersleben die Mittelmark zugewiesen. Da Hadersleben angeblich auf Berlin marschieren wollte, beschloss der Kurfürst von Sachsen ihm entgegenzutreten. Den 30. [12.1635; BW] seind Ihre Durchl. mit Deroselben Armada wiederumb aufgezogen, alß wir nun in der Zurück-Marche begriffen waren, hatt der Obl. [Sebastian; BW] Unger, so an den Paß Fere Berlin liegen blieben, die Brücke abgebrandt, endlichen aber ist der Feind so starck kommen und ihn, besagten Obl. zurücke getrieben, daß er sich auf die Reiterei reteriren müssen, so den Feind wiederumb zurück poussiret“.[9]
[1] Jerichow [Kr. Jerichow II/Genthin]; HHSD XI, S. 228ff.
[2] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[3] Rathenow [Stadtkr. Rathenow/Kr. Rathenow]; HHSD X, S. 333f.
[4] Fehrbellin [Kr. Osthavelland/Neuruppin]; HHSD X, S. 172.
[5] Garlitz, heute Ortsteil von Märkisch Luch [LK Havelland].
[6] Bötzow, heute Ortsteil von Oberkrämer [LK Oberhavel].
[7] SCHRÖER, Havelland, S. 79f.; Brandenburg [Stadtkr.]; HHSD X, S. 135ff.
[8] SCHRÖER, Havelland, S. 81.
[9] SCHRÖER, Havelland, S. 82.