Vaux [Saux], Nikolaus de; Rittmeister [ – ] De Vaux stand 1634 als Rittmeister[1] unter dem Befehl von Obristleutnant[2] Wilhelm von Horrich.
Der Salemer[3] Zisterziensermönch Sebastian Bürster [? – 1649][4] schreibt in seiner Chronik anlässlich der Belagerung Überlingens[5] im April 1634: „Disen obsig haben mür der starken hand gotteß und ganz nit menschlichen kräften zuezueschreiben, dan wir diß tag nur 150 mann von Lindow[6] und 100 von Costanz[7] neben den obgedachten 27 soldaten, die underm commando des englischen leitenants [Stettmund (Stettmundt, Stetmond), Johann; BW] umb unsern sold gedient, in der statt gehabt, welche auch nit alle bei der bresica wüder den stürmenden feind gefochten, sonder uff anderen posten verthailt gewest und wacht gehalten. Wür können aber erstlich und insonderhait zwayer cavaglieri, herren Johann von und zue Bodman und herren rüydtmaysters Niclaß de Saux (welche auf dem stainhaufen bey dem nidergeschoßnen Höllthor stehend, mit bloßen wehren den feind zueruck gehalten, biß unsere mußquetierer[8] sich in rechte ordnung stellen und ihre schüz besser anlögen können) so dann ingemain all anderen [164.] unseren lieben nachparen ihren wolverdienten preyß und lob nit vorhalten, welche unsern buorgern und underthonen den feind abzuetreiben und die statt zue erhalten ersprüeßliche hülf gethon, deren sie auch verhoffentlich mit unß genüeßen werden, weilen, nägst conservation der statt, auch die angränzende nachparschaft in bessere sicherhait gesezt würd“.[9]
Der Überlinger[10] Advokat Dr. Johann Heinrich von Pflummern [1595 – 1655][11] berichtet in seinem Tagebuch, dass Vaux zusammen mit Obristleutnant Wilhelm von Horrich aus Überlingen wieder abgezogen sei, um über Tirol nach Bayern zur kaiserlichen Armee zu stoßen. Am 22.7. kehrte er wieder zurück, da der Feind den Pass verlegt hatte.[12]
„Volgenden morgen den 2 Augusti [1634; BW] seyn sie in gottes namen mit der burger großen gratulation nach Füssach[13] abgefahren, dan wir dieser reütter vmb ettlich tausendt guldin schaden oder costen gelitten, vnd iedoch die gantze zeit geringen nutzen gehabt, sintemaln sie auch in der belägerung vnd im ersten sturm nhur daß loch gesucht vnd die pferdt in den schiffen fertig gehallten, damit sie sich zeittlich darvon machen könnden; obwoln obrist leüttenant, rittmaister de Vaux vnd noch ein oder andere officier daß ihrig damaln vnclagbar praestirt: daß haben wir aber hernach theur bezahlen müeßen“.[14]
[1] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte, bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[2] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[3] Salem [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 684f.
[4] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 59f.
[5] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.
[6] Lindau (Bodensee); HHSD VII, S. 414ff.
[7] Konstanz [LK Konstanz]; HHSD VI, S. 419ff.
[8] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics; EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[9] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 62.
[10] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.
[11] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 179f.
[12] SEMLER, Tagebücher, S. 169.
[13] Fußach [Bez. Bregenz].
[14] SEMLER, Tagebücher, S. 171.