Vitzthum von Eckstädt, N; Hauptmann [ – ] Vitzthum von Eckstädt, ein Bruder des Generalmajors Augustin Vitzthum von Eckstädt, stand als Hauptmann[1] bzw. Rittmeister[2] in schwedischen Diensten.
„Am 21. Oktober [1633; BW] hat in Saalfeld[3] der Hauptmann Vitztum wegen des Obristen [Carl Christoph; BW] Brandensteins dem Rat angemeldet, ‚das Stacket[4] bey der Brückencapell machen zulassen, in Verbleibung dessen ein Comp. Reuter hereingeleget werden sollten, hingegen sollte die Reuterwache in den Mühlen abgehen’“.[5]
Der Überlinger[6] Advokat Dr. Johann Heinrich von Pflummern [1595 – 1655][7] berichtet in seinem Tagebuch über einen verlustreichen Angriff kaiserlicher Truppen auf schwedische Truppen in Wangen: „Hergegen den 9 Aprilis [1634; BW] am h. palmtag[8] die kayßerische auß Lindaw mit einem starckhen zusatz von bregentzischem landtvolckh, in allem auf 1000 mann starckh, deß rittmaisters Vitzthumbs (wellicher bei den Schwedischen bedient vnd deß commandanten zu Lindaw Augusti Vitzthumbs brůder) compagnien[9] reütter im quartier zu Wangen gantz vnglückhselig angefallen, dan wie man vermůthet, ihre impresa dem feind vorher verkundschaftet vnd sie mit solcher furia abgetriben worden, daß erstlich die capitani vnd officier vnd hernach die gantze soldatesca ihr hail mit flüchtigen füeßen sůchen müeßen. Sonderlich aber ist dass bregentzisch landvolckh im stich vnd wie man referirt, biß in 400 todt gebliben, darunter auch ihr obristleütnant deß obristen Valentini Schmiden sein sohn von den kayßerischen selbst, wie man sagt, im außreißen erschossen, hauptmann Ferdinand Newmann, hauptmann Vest vnd andere lindawische officier vnd cavalier biß an die pruggen zu Lindaw von nachiagenden feindt verfolgt vnd in summa neben verlust deß volckhs großer schimpff vnd spoth eingelegt worden. Darbei wie zu sorgen die bey der kayßerlichen armada noch nicht allerdings erkandte vntrew vnd verrätherey dass ihre auch gespilet“.[10]
[1] Hauptmann: Der Hauptmann (schwed. Kapten) war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer“ eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch.
[2] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte, bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[3] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.
[4] Staketen: Absperrung, Geschützverkleidung, Holzpfähle.
[5] BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 95.
[6] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.
[7] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 179f.
[8] Palmtag: Der Palmsonntag ist der sechste Fastensonntag mit dem lateinischen Namen Dominica Palmarum und heisst umgangssprachlich Palmtag oder Palmsonntag.
[9] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.
[10] SEMLER, Tagebücher, S. 142.