Wallis [Waller, Walli], Oliver [Olivier] Freiherr von Karighmain [Walsh, Wallis of Carrickmines (Carrighmain, Carrickmayne)]
Wallis [Waller, Walli], Oliver [Olivier] Freiherr von Karighmain [Walsh, Wallis of Carrickmines (Carrighmain, Carrickmayne)]; Generalfeldwachtmeister [1600-21.6.1667 in Ungarn]
Wallis, 1642 zum Freiherrn erhoben,[1] war der jüngere Sohn des Richard Wallis of Carrickmines [bis 1994 dem County Dublin zugehörig], der bereits 1612 als einer der ersten irischen „wildgeese“ in kaiserliche Dienste getreten war. Wallis war 1635 noch kaiserlicher Hauptmann und in Lauingen[2] (Herzogtum Pfalz-Neuburg) stationiert. „Von März [1635] an befand sich noch ein Hauptmann Walli mit 210 Knechten in der Stadt. Er forderte pro Woche: 90 Rtlr. für sich, 30 Rtlr. für seinen Leutnant und 25 Rtlr. für seinen Fähnrich und 2 fl. 30 kr. für jeden Knecht, oder statt dessen pro Mann täglich 2 Mass Bier, 2 Pfd. Fleisch und 2 Pfd. Brot. Die 3 Bürgermeister stellten dem Hauptmann die grosse Not der Stadt vor. Dieser wurde jedoch hitzig und fuhr die Herren mit spöttischen Worten an. Schliesslich begnügte er sich mit 70 Rtlr. und bestimmte, dass man den Soldaten 7 Kopfstücke oder des Hausherrn Tisch reichen solle“.[3] „Die Garnison blieb bis in den Sommer hinein. Noch am 20. Juli 1635 verlangte der Hauptmann Walli von der Stadt 50 Rosse, damit 50 Soldaten zur Execution gegen Dinkelsbühl[4] geschickt werden könnten, weil diese Stadt die Bezahlung der Servisgelder verweigert hatte. Der Rat zu Lauingen musste jedoch dieses Ansinnen ablehnen, da das Vieh der Stadt geraubt worden war“.[5]
Wallis wird von dem Zeitzeugen Fritsch auch anlässlich der Belagerung von Ober[6]- und Niederlahnstein[7] 1636 erwähnt, als er unter dem Kommando Melchior von Reinachs stand: … „disen Wintter ist herr Graf Göz [Johann v. Götz; BW] vnser Veldtmarschall worden, den Früeling haben wür mit vnsern Regiment vfbrechen: vnd vor Ober vnnd Vnderlandstein ziehen: vnd selbige zwey örter allain Einnemmen miessen, da wür die erste nacht Vnderlandstein, weiln es nur ein offener Fleckhen, leichtlich einnemmen khönnen, daß waß vor Soldaten darinnen gewesen, nachdem sie Lermen bekhommen, haben sich nach dem Kürchhof welcher mit einer ansehlichen Mawer vmbgeben, vnd am Eckh wo die Lohn in den Rein fölt, an einem so lustigen Orth ligt, alß ich mein tag eines gesehen, daselbst hin rettirirt wie auch in selbiger nacht ein Leutenant mit ein Schiff vnnd 50. Mann vnd Profiant, beym Kürchhof ankhommen, wie er vernommen, daß der Thorhof von welcher vf einer seitten an der Lohn an den Kürchhof gangen, vnnd von vnß besezt ist, hat er sich auch in den Kürchhof zue seinen grossen Vnglück begeben, darinnen sie sich sowohl von der Mauer, alß auch von der Kürchen, alwo sie an allen 40. Orthen Plockheußl gehabt, auch von den Thurn sich häfftig gewörth, vf den Abent hat mich daß ablösen in den Pfarrhauß getroffen, da ich dann alsobalden ein Minen in der Weinbreß, welche hart an der Kürchmauer gestanden, angefangen zumachen, da eß ein wenig finster worden hab ich Stro vnnd holz an daß aine Thor, welches neben dem Pfarrhauß in den Kürchhof gangen, tragen lassen, daryber vnser Wachtmaister Todt geschossen worden, alßdann habe Ichs ansteckhen, vnd solches Thor abbrennen lassen, den Morgen hab ich einen Trommelschlager vf den Kürchhof hineingeschickht, die Kürch vffordern vnd Inen sagen lassen, daß ich albereit ein Minen biß vnder den Thurn verförttiget, daß man selben alle stund khan in den Lufft schickhen, also wolle er der schönnen Kürchen vnnd seiner leuth verschonnen, im fall ers nit glauben wolte, solte er der Commendant vf Parolla herauß khommen, vnd die Minen, welche aber yber 3. Clafter nicht lang gewesen, besichtigen, darauf besagter Commendant, welcher ein Franzoß, vnnd ganz nichts Teutsch, vnnd Ich nichts französisch gekhont, ist er, welcher zwar nur ein Scherschant, aber ein wackherer Kerl gewesen, vnnd 50. Franzosen bey sich gehabt, neben einen Führer, den der Teutsche Leutenant, welcher sich in den Kürchhof rettirirt, mit vnd in Nammen seiner, die zuebesichtigen, vnnd alßdann zu accordirn heraußgeschickht, nachdem ich nun vernommen, daß der Scherschant nit Teutsch khan, hab ich vmb meinen Cammeraden, haubtmann Walis, in fleckhen, welcher allernechst, vnnd vnser regiment darinn losirt gewesen, geschickt, er solle zu mir zum Essen heraußkhommen, welches alsobalden geschehen, sobalden er khommen, habe den zweyen die Minne gewisen, in welcher ich zu endt derselbigen einen schwarzen Mantl vorgehenckt, da nun gedachte der Scherschant vnnd führer selbige besehen, haben sie gar zum Mantl, wo ich eine Schiltwacht mit einen blossen Degen hingestelt, nicht weitter, vnd nicht gar zu Im khommen lassen, dann sie auch nicht lenger gewesen, hetten wol 6. oder 7. Tag zu arbeitten gehabt, Ehe wür vnder den thurn khommen weren, darauf hab ich die zwey mit meinen Cammeraden in die Pfarrstuben gefürth, vnnd anrichten lassen, sie haben alleweil gezweifelt an der Minne, vnnd verhofft auß Cobelenz,[8] welches nur 3. khlaine meil underhalb, entsezt zu werden, doch lezlich alß sie berauscht gewesen, mit mir einen Accord getroffen, daß sie morgens zwischen 9. vnd 10. Vhrn solten auziehen, wel-ches ich nit eingehen sondern haben wollen, daß sie selbigen Abent noch außziehen solten, welches wol Ir grösstes glückh gewesen, aber sie sein vf Irer mainung geblieben, alß hab ich solches meinen Obristleut. dann vnser Obrist noch nicht beym Regiment gewesen, geschickht, vnd Im solches wissen lassen, darauf er selbsten zu mir im Pfarrhof khommen, vnd den Ac-cord guet gehaissen, vnd habe ich alsobalden 50. Mann vf den Kürchhof hinein Commendirt, die Officir aber sein wider in die Kürchen hinein, den morgen früe khombt vnser Generalwachtmaister Schneder [Schnetter; BW], von vnsern neuen Generalveldtmarschalckh graf Gözen, welchen mein Obristleut. berichtet, daß ich, weiln ich gestern die Possten gehabt, vorgeschribenermassen accordirt hette, vnnd werden die Völckher balt heraußziehen, man helt Inen khein Accord, miessen alle sterben, wür sein alßdann mit dem Regiment herauß vf daß schöne Veldt, vnd Wisen gezogen, vnd in Petali vor den Kürchhof gestelt worden. Da nun dise besazung herauß khommen, haben sich die Teutschen zur Rechten: vnnd die Franzosen zur Linckhen handt stellen: vnd Ir gewöhr Niderleggen miessen, darauf der französisch Serchant gerueffen, daß ist wider den Accord, darauf der Generalwachtmeister Schneder befolchen, daß man den Scherschanten henckhen solle, weiln aber vnser Regimments Profoß kheinen henckher gehabt, hat er Im selbst henckhen sollen, welcher aber seinen Würth yberredt, vnnd Im ein Thaller geben, welcher solche khunsst fleissig verricht, alßdann hat der Teutsche Leutenant henckhen sollen, welchen wür aber zum archibusirn: vnd seine Teutsche Khnecht ganz erbetten, welche er vnß vnder daß Regiment zuuerstossen geschenckht, die 50. Franzosen aber haben wür Nidermachen sollen, darwider wür aber protestirt, mit Vorgeben, wann wür, wie nicht anderst zuuermuthen, vor Cobolenz khommen solten, vnd etwa, wie solches leichtlich in einer belägerung geschehen khan, von vnsern Regiment einer solle gefangen werden, würden sie In auch hangen, eß weren doch 3. Compagnien Reutter da, welche solches verrichten khönnten, darauf eruolgt, vnd habens die Reutter Nidermachen miessen“.[9]
Wallis stand 1640 als Obristleutnant in kaiserlichen Diensten.
Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[10] aus dem von Eger[11] abhängigen Marktredwitz[12] erinnert sich an den Juli 1640: „Den 15. dito sind an [die] 60 Soldaten zu Fuß, dabei ein Leutnant, [ein] Fähnrich, eine Ober[st]leutnantin und andere Offiziere(r) vom Wallischen Regiment hie[r] her(o) [ge]kommen. [Die] hatten bei sich 12 Kouruten und viel[e] andere Wagen. Dabei [waren] über 70 Pferd[e]. [Sie] wollten auch ernstlich herein und Quartier machen. Man schlug es ihnen ab. [Es] wurde ihnen [aber] hinauszugeben versprochen 100 Pfund Brot, für die Offiziere(r) Fleisch, Bier und Weißbrot; was sie [auch] genommen [haben]. [Sie sind dann] nach Dörflas[13] marschiert“.[14]
Am 6.2.1644 schrieb der kaiserliche Obrist Adolf Erik von Puchheim aus Prossnitz[15] an den kaiserlichen Kommandierenden Gallas: Vor wenigen Tagen sei Graf Johann von Rottal durch Klobouk[16] marschiert, Obristleutnant Wallis sei durch Meseritsch,[17] er selbst durch Holeschau[18] gezogen. Wallis habe eine 800 Mann starke Abteilung Walachen, 60 Schweden aus Olmütz[19] und 40 Musketiere aus Siebenbürgen zersprengt. Er selbst habe mit den Siebenbürgischen gefochten, als er Lednicz[20] belagerte und die Garnison mit seiner Kanonade zur Kapitulation zwang. Die Herrschaft Lednicz sei gänzlich ausgeplündert. Er kämpfe an mehreren Orten mit den Walachen. In Wsetin[21] liege eine Garnison von 100 Musketieren, in Lukow[22] 30 Musketiere und 30 Reiter. Haufen von Walachen errichteten Verhaue gegen die Kaiserlichen. Graf Rottal habe die rebellischen Walachen auf 200-300 geschätzt.[23]
Leopold berichtet über den Februar 1646: „Den 19. Februar ist neben etlichen anderen Obersten der Oberst Waller hie[r]hero [ge]kommen. Diese sind um Wiesen,[24] Friedenfels,[25] Eschenbach[26] und dortherum(b) gelegen. Der Oberst Waller hat mich gebeten, ich sollte ihm auf Papier alle Orter, so mir wissend [wären], verzeichnen und sonderlich [angeben], wo zwischen Tirschenreuth,[27] Kemnath,[28] Kulmbach,[29] Hof[30] und Eger ein Paß und Wasser sei. Ich hab mich darübergemacht und diese Gegend von Städten, Märkten, Dörfern, Wäldern, Wasser[n] und Brücken – auch wie weit von einem Ort zum andern – so gut, als ich es [eben] konnte, auf einen Bogen Papier gebracht. Es hat ihm (aber) so gefallen, daß er sagte, wie er Abschied nahm, ich hätte es so wohl gemacht, daß er mich deswegen beim Feldmarschall rekommandieren müßte. Sie sind von hier wieder zurück in ihr Quartier“.[31]
Am 5.1.1666 wurde er zum Generalfeldwachtmeister befördert.
[1] Vgl. die Erwähnungen bei KELLER; CATALANO, Tagebücher; SCHMIDT-BRENTANO, Kaiserliche und k. k. Generale, S. 108; RUVIGNY, Nobilities, S. 401; http://homepages.rootsweb.ancestry.com/~walsh/austria.html.
[2] Lauingen [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f.
[3] RÜCKERT, Lauingen, S. 6f.
[4] Dinkelsbühl; HHSD VII, S. 142ff.
[5] RÜCKERT, Lauingen, S. 8.
[6] Oberlahnstein; HHSD V, S. 271f.
[7] Niederlahnstein; HHSD V, S. 264.
[8] Koblenz; HHSD V, S. 178ff.
[9] FRITSCH, Tagbuch, S. 150ff.
[10] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[11] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[12] Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.
[13] Dörflas, heute Stadtteil von Marktredwitz [LK Marktredwitz i. Fichtelgebirge].
[14] BRAUN, Marktredwitz, 124. Braun datiert nach dem alten Stil.
[15] Prossnitz [Prostějov]; HHSBöhm, S. 499ff.
[16] Wallachisch Klobouk [Valašské Klobouky, Bez. Zlin]; HHSBöhm, S. 644.
[17] Wallachisch Meseritsch [Valašské Meziříčí, Bez. Wsetin]; HHSBöhm, S. 644f.
[18] Holleschau [Holešov, Bez. Kremsier]; HHSBöhm, S. 199f.
[19] Olmütz [Olomouc]; HHSBöhm, S. 420ff.
[20] Lednicz [Lednica; Oberungarn, h. Slowakei].
[21] Wsetin [Vsetin]; HHSBöhm, S. 676f.
[22] Lukow [Lukov; Mähren].
[23] TOEGEL; KOČĺ, Der Kampf, Nr. 160.
[24] Wiesau [LK Tirschenreuth].
[25] Friedenfels [LK Tirschenreuth].
[26] Eschenbach i. d. OPf. [LK Neustadt/Waldnaab], HHSD VII, S. 186.
[27] Tirschenreuth; HHSD VII, S. 747f.
[28] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.
[29] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[30] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.
[31] BRAUN, Marktredwitz, S. 255.
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