Wesselius, Dr. Balthasar
Wesselius, Dr. Balthasar; Rittmeister, Hof- und Kriegssekretär [ – ] Dr. Balthasar Wesselius[1] war kaiserlicher Hof- und Kriegssekretär sowie Rittmeister.
Vom 13. und 14.11.1636 datiert eine ausführliche Instruktion für den kaiserlichen Rittmeister Wesselius und den Obristen Zweyer, die Gallas aus Burgund an den in Regensburg[2] weilenden Kaiser gesandt hatte, um sich zu rechtfertigen. Gallas wusste, wie man Misserfolge schön reden konnte: Er hoffe, der Kaiser habe allen eingesandten Relationen entnommen, wie er die ihm anvertraute Armee führe und welche Schritte er bisher unternommen habe. Freilich könne man nicht alles auf einmal zurückgewinnen, was vorher verloren ging. Er wolle nur seine bisherigen Hauptaktionen in Erinnerung rufen. Es gelang, den Feind zur Räumung des Reiches zu zwingen und die Franzosen hinter den Rhein zu drängen; Zabern[3] wurde erobert, Dôle[4] und die Grafschaft Burgund befreit. Mit Hilfe der Artillerie habe man den Feind von Dijon[5] und anderen Teilen Burgunds abschneiden und dort neue Quartiere errichten können. Freilich seien die jetzt überall versumpften Wege besonders für die Artillerie schwer befahrbar. Ferner beschrieb Gallas den Zustand der einzelnen Truppenteile, der Infanterie, Artillerie, Kavallerie und der Ausrüstung, den Stand der Munitionsvorräte und die Lage der Armeeversorgung samt dem Brot- und Futtermangel. Die feindliche Reiterei griff bei Mirebeau[6] ihre Einheiten an, wurde jedoch von Franz von Mercy mit Unterstützung Marschall Ranzows zurückgedrängt. Am Fluss Tille habe man weitere Gefechte geliefert. In die Kämpfe habe auch Graf Colloredo eingegriffen. Die Weiterentwicklung der militärischen Lage in Burgund wird für die Zukunft von großer Bedeutung sein. Der Kardinal-Infant zog sich mit seinen Truppen aus Frankreich in die Niederlande zurück und bezog dort neue Stellungen, die er befestigte. Die kaiserliche Armee muss in Zukunft genügend Schiffe und Material zum Brückenbau zur Verfügung haben. Es folgten Angaben über den Stand der Infanterie unter Piccolomini, Hatzfeldt, Götz und Werth. Es wäre nötig, die Absicht der Spanier für die nächste Zeit zu ermitteln und die Zusammenarbeit zu koordinieren. Auch muss die Kooperation mit dem Kurfürsten von Sachsen gesichert werden. Ferner stellte er zur Diskussion, was La Valette und Bernhard von Sachsen-Weimar unternehmen könnten, und wies darauf hin, dass die für Italien bestimmten Regimenter Piccolomini und Werth fehlen würden, da der Schwerpunkt der Kämpfe in der nächsten Zeit in Burgund bleiben werde. Die Armee müsste durch neue Werbungen gestärkt und Proviantlager und Munitionsmagazine müssten in genügender Zahl errichtet werden, ebenso Feldspitäler und -apotheken. Fraglich bleibe weiterhin die Beschaffung einer genügenden Anzahl von Pferden für Artillerie- und Vorspannzwecke. Abschließend erinnerte Gallas daran, dass er diese ausführliche Untersuchung nur vorlege, damit man ihn in Zukunft nicht beschuldigen könne, er hätte nicht rechtzeitig Probleme aufgezeigt, die man hätte klären müssen. Diese Untersuchung diene als Instruktion für seine beiden Bevollmächtigten, die weitere und genauere Informationen und Begründungen vorlegen könnten.[7]
Hofkriegsratssekretär Johann Georg Pucher schrieb am 2.12.1636 aus Regensburg an Wesselius: In Gallas‘ Auftrag teilte er mit, dass Winterquartiere für die Armee in Lothringen und Burgund bereit gestellt werden müssten, da das Land zu beiden Seiten des Rheins völlig ausgehungert sei. Die Kontribution zum Unterhalt der einquartierten Soldaten werde anderswo erhoben werden. Dies sei notwendig, da der Gegner im Dezember ins Land einfallen und so nicht nur Lothringen verloren gehen könnte, sondern auch der Rest Burgunds, der noch in kaiserlichen Händen sei. Der Kardinal-Infant stehe in der Picardie,[8] auch dort rüste sich der Gegner gingen ihn. Man werde auch die Anmarschgebiete für den künftigen Feldzug nach Frankreich halten müssen. Es seien Patente zur Beschaffung von Ochsenvorspännen für die Armee herausgegeben worden.[9]
Am 21.4.1637 teilte Ferdinand III. dem kaiserlichen Kommandierenden Gallas mit: Aus der Beilage zu seinem Schreiben werde er ersehen, was Graf Puchheim in Sachen der Überstellung der Kompanie Don Caspars [Schoch; BW] zu seinem Regiment verlange; er sei damit einverstanden, dass sie mit der Kompanie des Rittmeisters Wesselius verbunden und dem Regiment Puchheim angegliedert wird.[10]
Im November 1637 stand Rittmeister Balthasar Wesselius bei Prenzlau[11] und informierte Generalleutnant Gallas über den Wunsch des Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg – das Schreiben an Gallas lag in Kopie bei) nach Zuweisung von Truppen. Ein weiteres Schreiben betraf die Lage in Vorpommern, da sich auf den Bericht des Generalwachtmeisters Breda an Gallas aus Triebsees[12] wegen der Räumung von Ribnitz[13] und Damgarten,[14] der Besetzung von Loitz[15] und Greifswald[16] durch schwedische Truppen stützte.[17] Im Dezember ging es um Winterquartiere im Niedersächsischen Kreis.[18]
Wesselius informierte Hatzfeldt im Februar 1638 von der Eroberung Demmins[19] und der Insel Poel.[20] Banér stehe bei Stettin;[21] die Lage der kaiserlichen Truppen sei schwierig.[22]
Am 7.3.1638 hatte Georg Wilhelm von Brandenburg Gallas dementsprechend informiert: Er habe 2.000 der besten Musketiere und 1.000 Pferde unter Klitzing zusammengezogen und gegen Gartz[23] in Bewegung gesetzt. Diese wurde am 4.3. im ersten Sturmangriff genommen und besetzt. Der Kommandant, ein Generalwachtmeister, zwei Obristleutnants, ein Major, sechs Kapitäne und eine beträchtliche Anzahl von Unteroffizieren und Knechten seien gefangen genommen worden. Er forderte mehrere schwere Geschütze an, die in der Umgebung von Gartz aufgestellt werden sollten, um etwaige gegnerische Angriffe von den Schiffen oder Straßen aus zu verhindern; dort seien von ihm bereits zwei halbpfündige Kartaunen und zwei sechzehnpfündige Kanonen aufgestellt worden. Ferner verlangte er Proviant- und Munitionslieferungen. Er kam auf die Notlage in seinen Ländern zurück und schlug als Abhilfe die Errichtung eines Hauptmagazins vor. Rittmeister Wesselius habe ihm geraten, mit seinen Soldaten die Stadt Prenzlau zu besetzen; er habe daher daher einen seiner Obristleutnants mit sechs Infanterierekompanien hinkommandiert.[24]
Dem Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg schrieb Gallas am 12.3.1638 aus Sternberg:[25] Er werte die gelungene Eroberung von Gartz als bedeutenden Erfolg des Reichs. Nach Groß-Glogau[26] habe er den Befehl erteilt, sämtliche dortigen Proviant- und Munitionsvorräte nach Frankfurt/Oder[27] zu befördern. Er entschuldigte sich, dass er ihm die angeforderten zwei halbpfündigen Kanonen und die zwei sechzehnpfündigen Kanonen nicht zur Verfügung stellen könne, da sie sich an einem Ort befänden, wo sie seiner Meinung nach gegen Banér eingesetzt würden. Ferner berichtete er über die Abmachung mit Wesselius hinsichtlich der Orte Prenzlau und Pasewalk.[28] Im Juli 1638 informierte er Hatzfeldt über den Prozess Montecuccoli.[29]
Am 20.2.1639 ging ein Schreiben des Generalleutnants Gallas aus Smiřitz[30] an Ferdinand III.: „E. K. Mt allergnädigstes anderwärtiges Schreiben vom 7. hujus habe ich mit untertänigster Reverenz empfangen und daraus verstanden, was Dieselbe mir abermahlen wegen persönlicher Beiwohnung der zu Wien angestelten Hauptberatschlagung oder Einschickung meines über den statum principalem und wie der Krieg dieses Jahr an allen Orten zu führen sein möchte, abgeforderten Gutachten allergnädigst angebefehlen wollen.
Wie nun E. K. Mt. aus meinem vorigen alleruntertänigsten Bericht die Ursachen, warumben mir damalen abzukommen unmöglich gewesen, verhoffentlich allergnädigst werden vernommen haben, also wird mir anjezo ebensowenig tunlich fallen, da ich und der Generalwachtmeister Graf von Puchheimb allein bei der Armada, er in Schlesien und ich alhie bin, der Generalquartiermeister [Reich ?; BW] aber, so mir etwas assistieren können, bereits vor Einlangung E. Kt. Mt allergnädigsten Befehls nacher Prag und weiters zu seinem Regiment verreist gewesen, bei welcher Beschaffenheit dann, und da wgen der Quartier noch kein beständige Richtigkeit gemacht, E. K. Mt ich meines Aussenbleibens halber gehorsambst umb Verzeihung, und dass Sie meiner mit dieser Reis gnädigst verschon wolten, bitte.
Dass aber E. K. Mt mir darbei allergnädigst befehlen, über den statum principalem meine wenigen Gedanken und einfältiges Parere untertänigst einzuschicken, erken[e] ich mich darzu als ein getreuer und höchstverpflichteter Diener in allweg schuldig und verbunden, wolte es auch zu Contentirung meines eifrigen Gehorsambs gleich alsobald effectuirt und zu Werk gesezet haben. Sintemalen ich aber, ausser dem, was ich den vergangenen Feldzug selbsten gesehen und mir vom Feldmarschalcken Grafen von Hatzfeldt von seinen Kriegsverrichtungen bekannt, weiters keine Wissenschaft trage, zumalen wie die Sachen am Reichsstromb[31] und selbiger Orten stehen, seit dass der Feldmarschalck Graf Göz, da dannen abgefordert, mir im geringsten nichts notificiert, und vom Feldmarschalck Graf Piccolomini allein eine Lista, wasgestalt die bei sich habende Regimenter losieren, communiciert worden; im übrigen aber, wie es mit iren bei sich habenden Regimentern bewandt, und in was Verfassungen ire Gegenteil begriffen, keine Nachricht habe, wird mir schwer fallen ohne Einholung einer mehrern notwendigen Information E. Mt allergnädigsten Willen gebührende Folg zu leisten. Ich will gleichwol verhoffen, es werde Dero Kriegssecretarius Wesselius zu seiner nunmehr täglich erwartenden Zurückkunft mir von allem mehrer Nachricht geben, und ich alsdann mein unvergreifliche Gedanken mit desto bessern Fundament eröffnen können.
Es haben sonsten F. Fürstl. Dt zu Florenz [Mattia di Toscana; BW] bei dero Abreisen die Beisorg getragen, dass sie zu irer Ankunft nach Wien, von E. K. Mt oder Dero vornehmen Ministris umb eines und anders angefragt werden möchten, dahero ich auf ir getane Instanz nicht unterlassen, deroselben über alle Puncten meine Meinung zu entdecken. Soviel aber in generalibus den statum rerum concerniert, wird man sich auf Seiten der Cron Schweden dieses Jahr, wie von allen Orten bestätigt wird, ausser dessen, was bereits auf den Beinen ist, hauptsächlich nicht viel zu befahren haben, und werden die übrige Fürsten, die sich umb des Reichs Wolfart wenig bekümmern, sondern nur nach der Neutralität trachten, froh sein, wann sie in solchem Stand (welches doch das allerübleste und dem gemeinen Wesen sehr nachteilig wäre) gelassen werden können.
Auf das pfälzische Wesen, weillen es ein neues Werk, ist kein sonderbare Reflexion zu machen; summariter aber ist die grösste Gefahr am Reihn und aldorten der mächtigste Feind, welcher bei jetzt habenden Vortel, gewissen Sammelplatz und Magazin sich bestärken kann, wo, wo und wie er wil, und was am allermeisten dabei zu besorgen ist, er werde es, wann nicht in Zeiten vorgebaut wird, hauptsächlich dahin spielen, wie er den ganzen Schwall des Krieges in E. K. Mt und Dero höchsterleuchtestem Erzhause angehörige Lande transferieren und dardurch (welches doch Gott gnädiglich abwenden und verhütten solle) die Tür gegen Italien zu schliessen möge. Auf welchen unglücklichen Fall, sowol selbige, als die Niederlanden, consequenter E. K. Mt höchsterleuchtestem Erzhause in grosser Gefahr stehen, und Deroselben endlich schwer fallen würde, den Krieg allein ausm Reich und Dero Erblanden zu führen. Diesem Unheil nun zu begegnen, und den Feind von seinen gefährlichen Anschlägen abzuhalten, kann ich meinesteils keinen heilsamberes und besseres Expedient ersehen, als wann E. K. Mt sich allergnädigst belieben lassen, diejenige Mittel zeitlich an Hand zu ordnen, durch welche Deroselben Armada in aller Eil remittirt, mit Artilleria, Munition, Profiand und allen denen Requisiten, so ein wol ausgerüstet Kriegsheer erfordert, versehen, und also perfectioniert werden könne, umb den einbrechenden Feinden mit einem kräftigeren Nachdruck unter Augen zu gehen und auf allen Seiten, wo es die Not erfordert, zu assistieren und an der Hand zu stehen; und werden sich alsdann die Aperturen wol erzeigen, wo dem Feinde am meisten Abbruch zu tun sein wird, und ist wol zu glauben, wann die Feinde dieses absehen, dass sie einen mehrern Ernst zum Frieden zeigen; welches alles E. K. Mt auf Dero allergnädigsten Befelch ich hiermit alleruntertänigst berichten“.[32]
[1] Vgl. die Erwähnung bei HARRACH, Diarien.
[2] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[3] Zabern [Saverne; Elsass, heute Frankreich, Dép. Bas-Rhin].
[4] Dôle (Frankreich, Dép. Jura].
[5] Dijon [Frankreich, Dép. Côte-d’Or].
[6] Mirebeau-sur-Bèze [Frankreich; Dép. Côte-d’Or].
[7] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 348.
[8] Picardie; Region und historische Provinz Frankreichs im Norden des Landes. Sie setzt sich heute aus den Départe-ments Aisne, Oise und Somme zusammen. Der Hauptort der Region ist Amiens.
[9] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 361.
[10] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 439.
[11] Prenzlau [Kr. Prenzlau]; HHSD X, S. 320ff.
[12] Tribsees [Kr. Grimmen]; HHSD XII, S. 305f.
[13] Ribnitz [Kr. Ribnitz-Damgarten]; HHSD XII, S. 91ff.
[14] Damgarten [Kr. Franzburg-Barth]; HHSD XII, S. 174f.
[15] Loitz [Kr. Grimmen]; HHSD XII, S. 232f.
[16] Greifswald [Kr. Greifswald]; HHSD XII, S. 194ff.
[17] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 43.
[18] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 43.
[19] Demmin; HHSD XII, S. 175ff.
[20] Poel [Kr. Wismar]; HHSD XII, S. 83f.
[21] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.
[22] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 43.
[23] Gartz a. d. Oder [Kr. Randow]; HHSD XII, S. 185ff.
[24] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 566.
[25] Sternberg [Šternberg, Bez. Olmütz]; HHSBöhm, S. 584f.
[26] Glogau [Glogów]; HHSSchl, S. 127ff.
[27] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkreis]; HHSD X, S. 177ff.
[28] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 570; Pasewalk [Kr. Ueckermünde]; HHSD XII, S. 245f.
[29] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 43.
[30] Smiřitz [Smiřice, Bez. Königgrätz]; HHSBöhm, S. 575.
[31] Reihnstromb ?
[32] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 751.
Dieser Beitrag wurde unter
Miniaturen abgelegt und mit
W verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den
Permalink.