Wolkenstein-Eberstein, Maximilian Felix Freiherr von; Obrist [ – 1686]
Wolkenstein stand als Obrist in kaiserlichen Diensten.
Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe hält die Ausschreitungen seiner Truppen in seiner „Thüringischen Chronik“ fest, die im Oktober 1636 im Amt Keula[1] und Ebeleben[2] einquartiert waren:[3] „Den 20. Oktober ist das Wolckensteinische Regiment, so bishero in Holzsußra,[4] Wiedermuth,[5] Großbrüchter[6] und Kleinbrüchter[7] und in Urbach[8] gelegen, sind geschieden wie der Ratz vom Daubenhause. Sie haben Gefangene mit hinweg geführet, Frantz Heßen und Nicoll Jungen von Holzsußra, item daselbsten eine Kuhe. Zu Wiedermuth haben sie mit genommen Ganglof Fleischhauern und Hansen Heßen, item[b] daselbsten ein Pferdt mit einem Karne und Geschirr, Ganglof Fleischhauern einen Karen, Hansen Lüekemmer 1 Pferdt, Martin Spanis 2 Kühe, Hans Schultzen eine Kuhe, Barbara Henningen eine Kuhe. Caspar Krebßen zu Urbach haben sie mit genommen 1 Kuhe, dem Dorfknechte zu Großbrüchter 3 Kühe und einen Wagen, zu Kleinbrüchter 2 Männer, 2 Kühe und einen Wagen. Auch haben die armen Leuthe an allen Orthen viel Gelt geben müssen und sind jemmerlich geengstiget worden. Es ist dieser Tag ein schrecklicher, elender, trauriger Marter Tag den armen Leuthen gewesen und ist der Trangsal nicht zu beschreiben, die armen Volcke im Amt Sondershausen,[9] Clingen[10] und Greußen[11] hergangen.[12] „Eodem [die], den 26. Oktober, ist der Keyserliche General Graf von Hatzfeld zu Frankenhausen[13] ankommen. Eodem [die] der Walckensteinische Lieutenant sich mit etzlichen Soldaten auch in Ebeleben geleget wie auch der Wolckensteinische und haben der Contribution halber grausam exequiret“.[14] „Den 31. Oktober sind die Walckensteinischen aus Ebeleben gezogen, haben ein schlechten Abschied genommen. Es ist leider nichts an allen Orthen, in Dorfen und Steten als Rauben, Pressen, Martern, Tyrannisiren“.[15]
Ende September 1640 kam es unter dem Befehl Leopold Wilhelms zur Eroberung Höxters.[16] In einer Chronik aus Höxter heißt es dazu: „In diesem 1640. jahr hat der ertzhertzog Leopold [Wilhelm] alß er mit der kayserlichen armee von 60.000 mann den Bannier [Banér; BW] verfolgete, hat er auch die statt Huxar belagert, dieselbige auch per accordt nach dreymahligen, andere tagen[17] funffmahligen sturm erobert, eß haben darin 900 mann Braunschweigsche völcker unter dem obristen Brauns gelegen, wie nuhn diese belagerung abgangen, kan man aus folgenden besehen. Den 29./19. Septembris Nach dem ihre kayserliche mayestät bruder eine geraume zeit hero gegen den Schwedischen feldmarschallen Johan Bannier zu Fritzlar[18] undt Wildungen[19] zu felde gelegen, undt nach dem auffbruch auff Warburg[20] undt ferner auf Höxer zog, hat er den 19. Septembris durch generall von Gleen[21] [Geleen; BW] die statt mit 5000 pferden berennen laßen, undt folgenden abents und nachts mit seinem gantzen krieges heer gefolget, alsobalt die stücke geplantzet, undt unterschidtliche läger von Bruchhausen[22] an bis ober der statt von der Klippmühlen an unter dem Bielenberg heer bis an den Brenckhaüser thurn, undt von dannen unter dem Roseberg heer bis nach Albexen[23] (seindt also das ganze läger in die sechtzigtausendt mann bestanden) schlagen lasen, darauff auch alsobalt angefangen mit 12 stücken an zweyen unterschidtlichen örthern auff den Stumrigen walle an den mauren presse zu schiesen, das Peters thoer abgebrandt, undt über 825 grose kugelen (so weit mann nachrichtung hatt) in die statt geschoßen; wie aber die belagerten unter dem commando herrn obristen Brauns undt den dreyn hauptleuten, Milert, Fischers und Wilcken sich tapfer gewehret, undt mit allerhandt mit mittelen (worzu sie auch etliche immekörbe gebrauchet, welche sie über die mauren unter den feindt gewoffen) fünff generalsturm, worunter einer 3 stunden ohne auffhören gewehret, hurtig abgeschlagen, das dem bericht nach über 70 mann todt undt viell gequetschet worden, entlich aber wie noch 5000 man beordert worden, abermahlß einen sturm zu thun, undt nach eroberung keines menschen zu verschonen, hat der gnädige Gott gegen den abendt ein groses schreckliches blitzen undt donner wetter erwecket, dabey ein ungewöhnlicher regen gefallen, das dem feindt alles pulfer naß undt untüchtig worden: Dannenhero die kayserlichen bewogen worden, den belagerten einen accordt anzubieten; sie wolten anfangklich nichtes davon hören, doch entlich, wie der entsatzs ausblieb undt ein klägliches wintzelen undt wehklagen in allen ecken der statt ware, der obriste auch von den belagerten gahr starck hierzu angehalten wurdt, gingen sie den accord ein, da dan verwilliget worden, bey sonnenschein selbigen tages noch mit sack undt pack undt mit fliegenden fahnen, krieges gebrauch nach über die Weeser außzuziehen, wie sie sich aber etwas über bestimte zeit in der statt verweilten, wardt ihnen der accord nicht gehalten, sondern alle miteinander (ausgenohmen den obristen, capitäinen, lietenanten undt fendrichen) sich unterstellen müsen, darauff ist der obriste Mercii [Caspar v. Mercy; BW] mit seinem regiment gelegt worden in Huxar, folgender tages ihre ertzhertzogliche durchlaucht Leopold Wilhelm selber, Ottavio Picolomini, der herr von Stadien [Johann Kaspar v. Stadion; BW], Teütscher Meister, generall von Gleen [Geleen; BW], von Hannibal de Gonzago [Gonzaga; BW], general Breda, general Mercy, graff [Wilhelm Leopold; BW] von Tattenbach, graff von [Maximilian Felix v.; BW] Wolckenstein, graf [Michael Ferdinand v. Althan ?; BW] von Altenhann, ein fürst [Eitel Friedrich; BW] von Hohenzöllern, baron de Hoye [Soye; BW], baron de Rhodan [Rodoan], generalwachtmeister Fernemundt [Fernemont; BW], obriste Rackenwitz [Nikola Rajkovič; BW], obriste Zaradetzky, obrist Bonell, obrister Ägydi, obrister Install, obrister de Meers [Mers; BW], obrister Güsenberg [Giesenberg; BW], obrister Zweyer, undt viele andre obristen undt hohe officier mehr mit ihrem sämbtlichen hoffstäben in die stadt logert und seindt bis über die 8000 pferde bis in den vierten tag still darinn gelegen, welche alles getrayt ausgetroschen, bey die 1200 malter rocken,[24] ohne was verfuttert, unter die füse getretten undt über die seiten gebracht, das also kein korn, obst gemüß, oder etwas anders, womit man sich hette laben können, übrig geplieben“.[25]
[1] Keula [Kyffhäuserkreis].
[2] Ebeleben [Kyffhäuserkreis].
[3] HAPPE II 46 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[4] Holzsußra [Kyffhäuserkreis].
[5] Wiedermuth [Kyffhäuserkreis].
[6] Großbrüchter [Kyffhäuserkreis].
[7] Kleinbrüchter [Kyffhäuserkreis].
[8] Urbach [Unstrut-Hainich-Kreis].
[9] Sondershausen [Kyffhäuserkreis].
[10] Clingen [Kyffhäuserkreis].
[11] Greußen [Kyffhäuserkreis].
[12] HAPPE II 47 v – 49 r; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[13] Frankenhausen [Kyffhäuserkreis].
[14] HAPPE II 52 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[15] HAPPE II 53 v; mdsz.thulb.uni-jena.de
[16] Höxter; HHSD III, S. 346ff.
[17] sagen ?
[18] Fritzlar; HHSD IV, S. 149ff.
[19] [Bad] Wildungen; HHSD IV, S. 35ff.
[20] Warburg; HHSD III, S. 752ff.
[21] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (eine in der deutschen Fachliteratur kaum bekannte Biographie).
[22] Bruchhausen; HHSD III, S. 122.
[23] Albaxen, heute Stadtteil von Höxter [LK Höxter].
[24] Das würde einer Gesamtmenge von 170.400 bis 340.800 l entsprechen.
[25] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 101f.